VII. All of the stars 🌌

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Die Sterne an diesem milden Sommerabend funkeln förmlich um die Wette und folgen mir und Magnus als stille Wegbegleiter zurück zu meinem Elternhaus.

Magnus kennt tatsächlich eine Abkürzung dorthin, die uns eine Zeitersparnis von fast zehn Minuten einbringt. Zwar ist der Fahrtweg nicht sonderlich gut beleuchtet, doch unsere eigenen Fahrradleuchten kompensieren diesen Umstand ausreichend.

Immer wieder blicke ich verträumt zu den Sternen hinauf und grinse selig vor mich hin. Ich bin so froh, dass Magnus Ja gesagt hat und mich zu meiner Familie begleitet, auch wenn ich noch keine Ahnung habe, wie ich seine Anwesenheit erklären soll.

Ich vertraue vollkommen meinem Körpergefühl und löse den Griff meiner beiden Hände um den Fahrradlenker. Tief atme ich die erfrischende Luft ein und stoße sie hörbar wieder aus meinen Lungen. Ich setzte noch einen oben drauf und schließe für den Bruchteil einer Sekunde meine Augen. Lebendig zu sein hat sich noch nie so gut angefühlt.

"Du bist ja verrückt! Sieh auf die Straße, Alexander!", ermahnt mich Magnus neben mir. Sein deutlich amüsierter Tonfall entgeht mir dabei nicht.

"Uns ist bisher noch nicht ein einziges Auto oder ein Passant entgegengekommen."
"Trotzdem. Ich will noch ein bisschen was von dir haben." Ich spitze die Ohren und bei diesen Worten und muss schwer schlucken. 'Hat er das gerade wirklich gesagt?'

Ich komme leicht aus dem Gleichgewicht und merke wie mein Fahrstil leicht schlängelnd wird.
"Ist das so?", frage ich Magnus provozierend und halte weiterhin meine Augen geschlossen. Ein paar Sekunden kann ich noch aushalten, ehe ich wirklich wieder die Augen öffnen sollte, bevor ich im hohen Bogen von meinem Rad fliege und mir dabei sämtliche Knochen breche.

"Definitiv. Und jetzt Augen nach vorn und zumindest wieder eine Hand an den Lenker!", keucht Magnus.
"Zu Befehl, Mr. Bane", erwidere ich prompt und halte mir die rechte Hand salutierend vor die Stirn. Gleichzeitig öffne ich die Augen und umfasse mit der linken Hand wieder den Lenker.

"Oh Gott! Bitte nenn mich nicht Mr. Bane. Das klingt als wäre ich um zehn Jahre gealtert", stöhnt Magnus theatralisch und bringt mich damit zum Lachen.

Ich weiß nicht, was daran so schlimm sein soll. Er wäre dann Mitte Dreißig und würde vermutlich immer noch wahnsinnig attraktiv aussehen. Da bin ich mir sogar sehr sicher.

"Wie willst du mich eigentlich deiner Familie vorstellen? Müssen wir uns vorher eine Geschichte ausdenken? Die Wahrheit wäre vermutlich zu unverblümt."
"Vermutlich. Ich würde dich gerne als Freund vorstellen, ganz ohne eine Wertung", erkläre ich ihm ehrlich.

Einen flüchtigen Bekannten würde man wohl kaum auf der Geburtstagsfeier seiner kleinen Schwester der ganzen Familie vorstellen. Obwohl Magnus und ich ja wirklich noch Fremde füreinander sind, und doch empfinde ich es nicht so. 'Ob es ihm ebenso geht?'

"Hört sich vernünftig für mich an", entgegnet Magnus und beginnt plötzlich das Fahrttempo deutlich anzuziehen.
"Was wird das?", frage ich ihn verwundert und sehe Magnus verdattert hinterher.

"Wenn wir weiter in diesem Schneckentempo fahren, sind wir erst morgen Früh bei deiner Familie!", ruft er mir erklärend zu.
"Schneckentempo?! Ich habe mich wohl verhört. Na warte!"

Ich trete voller Eifer in die Pedalen und schalte zwei Gänge höher. Es kostet mich ordentlich Kraft und Energie, um mit Magnus mitzuhalten.

"Ich komme, alter Mann. Ich kann schon deinen grauen Haarschopf erkennen", triumphiere ich siegessicher und fühle mich wieder wie ein kleiner Junge.
"Alter! Dafür räche ich mich später."
Magnus' Lachen ist herrlich und bewirkt ein wohlig warmes Gefühl in meinem Brustkorb.

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