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D A R C Y   H U G H E S

Freya ist das süße Mädchen von nebenan. Gerade erst einmal sechzehn Jahre alt und ein bildhübsches Mädchen. Allerdings eine ziemlich gesprächige Person, was ich im Moment nicht gebrauchen kann. Es ist lieb von ihr, dass sie mich bis zu meiner Haustür begleitet und mir von ihrer ersten großen Liebe erzählt, um mich von meinen Problemen abzulenken, doch im Moment kann ich das nicht gebrauchen. Nicht, wenn mir der Geruch meiner Eltern vor der Nase schwebt.

⋙Du Freya. ⋘, fange ich an, als ich die Haustür öffne und sie sich mit ihrem Hund an mir vorbeidrücken möchte. Fragend schaut sie mir in die Augen, weshalb ich schlucken muss. Ich habe schon immer Schwierigkeiten damit gehabt, Personen wegzuschicken. Es fühlt sich falsch an, obwohl es mein zu Hause ist. Deshalb kann ich nie etwas verneinen. ⋙Nimm es mir echt nicht böse, doch ich möchte etwas Zeit für mich haben. ⋘, erläutere ich und hoffe inständig auf ihr Verständnis und auch, dass sie es nicht falsch aufgenommen hat.

⋙Oh ⋘, entkommt es ihr enttäuscht, woraufhin ich ein schlechtes Gewissen bekomme, doch ich brauche Zeit für mich, so leid es mir auch tut. ⋙Du kannst dich immer bei mir melden! ⋘, Freya ist einfach nur unglaublich süß. Das naive Mädchen von nebenan, in das sich jeder verlieben würde.
Ich versuche mich zum Lächeln zu zwingen, allerdings erfolglos. Ich erwidere nur ein Nicken und verschwinde in mein Heim, die Tür habe ich direkt hinter mir zuknallen lassen. So hart dies auch klingen mag, ich brauche momentan niemanden. Ich möchte alleine sein, etwas Zeit für mich haben.
Seufzend schließe ich die Augen, lehne mich an die Tür und strample mir meine Stiefeletten von den Füßen. Den Beutel lasse ich zu Boden fallen, stoße mich von der Tür ab und öffne die Augen.

Ich brauche etwas zu trinken, etwas, womit ich meine Sinne betäuben kann. Ich möchte nichts spüren, jeglichen Schmerz loswerden, die Leere nicht mehr spüren, die mich innerlich zu fressen scheint.
Meine Füße führen mich in die Küche, direkt zu meinem Apothekerschrank. Ich bin kein Mensch, der seinen Kummer mit Alkohol verdrängt. Jedoch gibt es für alles sein erstes Mal oder nicht?
Ich öffne den Schrank, meine Augen huschen sofort zu der letzten Reihe, in der meine alkoholischen Getränke stehen. Tief atme ich ein und aus, greife nach der geöffneten Wodkaflasche und der geschlossenen Weinflasche. Für einen Augenblick stutze ich. Darf man denn überhaupt Wodka und Wein mischen?

Schulterzuckend verwerfe ich wieder den Gedanken und laufe auf mein Sofa zu. Den Schrank habe ich offengelassen, wieso auch immer. Das Einzige, was ich nun will, ist, mich zu betrinken.

Ich überquere die paar Meter von Küche zu Wohnbereich und lasse mich auf der weichen Couch nieder. Die Beine ziehe ich an und stelle die Weinflasche vor mir auf dem Boden ab.

Gerade als ich die Wodkaflasche öffne, sticht mir das Fotoalbum ins Auge, welches ich aus Eile auf der Couch liegen lassen habe. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, wenn ich daran denke, was für Erinnerungen in diesem Album stecken.

Es juckt mir in den Fingerspitzen durch die Erinnerungen zu blättern, doch dazu habe ich keine Kraft. Ohne noch einen weiteren Blick auf das Bilderalbum zu verschwenden, setze ich die Flasche an meinen Lippen an und nehme daraus einen kräftigen Schluck. Ich heiße das widerliche Brennen in meinem Hals willkommen, genauso wie den Würgereiz, der entsteht.

Hustend entferne ich die Flasche von meinen Lippen und verziehe angewidert das Gesicht. Ich verstehe die Menschen nicht, die Wodka pur trinken können. Es brennt ekelerregend im Hals und löst einen Würgereiz aus, wenn man nicht dran gewöhnt ist.

Erneut setze ich die Flasche an und nehme weitere Schlucke daraus und hoffe inständig, dass es seine Wirkung zeigt.

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Wie sagt man so schön? Niemals mit dem Alkohol übertreiben, vor allem nicht, wenn dein Körper es nicht vertragen kann.

Meine Hände haben den Toilettendeckel fest umgriffen. Würgend übergebe ich mich. Mühsam tastet meine Hand nach der Spülung. Heiße Tränen laufen mir übers Gesicht, wahrscheinlich bin ich hochrot im Gesicht, doch durch das stetige Würgen kann ich schlecht atmen. Als ich die Spülung ertaste, drücke ich sie runter und entferne mich von der Toilette.

Hustend sitze ich auf dem Boden meines Badezimmers, hechle nach Luft. Nie wieder werde ich etwas trinken, so schlimm es auch sein mag.

Krampfhaft versuche ich mich zu erheben, meine Beine zittern wie Espenlaub, können mein Gewicht gerade mal so tragen. Doch bis zum Waschbecken und zurück aufs Sofa werden sie es schaffen.

Zittrig laufe ich auf mein Waschbecken zu. In meinem Kopf dreht sich alles, am liebsten würde ich mich hier auf der Stelle hinlegen. Allerdings möchte ich nicht mit Schmerzen erwachen, auch wenn der psychische Schmerz dennoch anwesend sein wird, genauso wie die Kopfschmerzen.

Automatisch stemme ich die Arme am Waschbecken ab, suche irgendwie nach Halt. Mein Blick gleitet zum Spiegel, direkt gegenüber von mir. Wäre ich bei Sinnen, würde ich vor meinem eigenen Spiegelbild zurückschrecken. Meine Haut ist ganz blass, sie ist noch blasser, als sie es sowieso schon ist. Meine Haare machen es einem Vogelnest streitig, meine Augen glasig und doch so leer.

Kopfschüttelnd wende ich den Blick ab und atme tief ein- und aus, greife nach meiner Zahnbürste, um mir die Zähne zu putzen, sowie meinen Mundgeruch loszuwerden, der durch die Magensäure entstanden ist.

Doch als ich etwas höre, lege ich die Zahnbürste weg und schaue zur Tür.

Hatte ich es mir bloß eingebildet? Nein, ich habe deutlich etwas gehört. Langsam und jeden Schritt bedacht verlasse ich mein Badezimmer, das Zähneputzen ist schon längst vergessen. Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit.

Ich laufe leise den Flur entlang, zurück in den Wohnbereich, die mit der Küche verbunden ist. Allerdings ist es Mucks Mäuschen still im Haus. Habe ich mir die Geräusche nur eingebildet?

Ich ziehe die Augenbrauen kraus, mein Herz pumpt wie wild. Meine Augen kontrollieren jede Ecke des Raumes, bis sie an der Terrassentür landet.
Die Tür ist weit aufgerissen, es regnet hinein, weshalb ich hektisch auf die Tür zulaufe. ⋙Nein, nein, nein! ⋘, jammere ich, ziehe die Terrassentür zu, keuche jedoch auf, als meine Füße auf die Nässe treten.

Das habe ich davon, wenn ich nicht abschließe! Schimpfe ich mit mir selbst, schließe die Terrassentür ab und wende mich von dieser ab. Meine Füße sind nun nass, der Parkettboden ist nass, allerdings werde ich mich morgen drum kümmern, jetzt werde ich mich hinlegen.

Ich lasse mich auf die Couch fallen, greife nach der Weinflasche und nehme aus diesen mehrere Schlucken. Auch wenn ich kein Wein mag, vor allem der Geruch, ist es mir egal.
Vergessen sind die Wörter, die ich davor im Bad gesagt habe.
Beschwipst lasse ich die Flasche neben der Couch nieder, ziehe meine Hose aus, mein Oberteil folgt daraufhin. Mir ist zu heiß, ob es am Alkohol liegt, ist völlig egal. Ich lebe alleine, in Unterwäsche zu schlafen ist etwas, was ich des Öfteren gerne tue.
Automatisch fallen mir wieder meine Eltern ein. Meine Eltern, die jedoch fort sind. Immer noch tut diese Erkenntnis weh, als würde jemand dauerhaft mit einem Messer in meine Brust stechen.
Denn das beklemmende Gefühl meiner Brust macht es mir zu schaffen.

Happy Birthday, Darcy. ⋘, hauche ich wimmernd, die heißen Tränen finden ihren Weg auf die Couch, ehe mir die Augen zufallen und ich mir wünsche, dass das alles nur ein Traum gewesen ist.

 ⋘, hauche ich wimmernd, die heißen Tränen finden ihren Weg auf die Couch, ehe mir die Augen zufallen und ich mir wünsche, dass das alles nur ein Traum gewesen ist

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Neues Kapitel!
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel!

Masslose Besessenheit {Band 1}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt