Kapitel 1

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Mein Name ist Samantha Thomas Coleman, ich bin 19 Jahre alt und lebe mit meinem Vater in einem kleinen Haus Lower East Side. Meine Mutter ist weg, gestorben oder einfach abgehauen, ich weiß es nicht. Mein Vater erzählt mir nicht viel über sie. Eigentlich garnichts.

Er redet sowieso nicht mit mir. Er ist Alkoholiker und Schläger. Er hat keinen Job und ich gehe nicht mehr zur Schule, was bedeutet, dass ich immer Zuhause bin und er jemanden hat, an dem er sich abreagieren kann. Ich hab hier keine Freunde und kann froh sein, dass er mich ab und zu an die frische Luft lässt.

Und wenn er dann auch noch betrunken ist, bin ich verloren.

Mal haben wir Tage, da lässt er mich inruhe und wir sitzen im Wohnzimmer und schauen uns ein Baseballspiel an, wiederum gibt es Tage wo er mich einfach nicht ausstehen kann und ich dann blutig im Bad lande, um mir die Wunden zu versorgen.

Heute war wieder einer dieser Tage.

Ich wache früh am Morgen auf, um spazieren zu gehen, ohne das er etwas mitbekommt. Ich gehe duschen, ziehe mich an und schlüpfe in meine Schuhe.

Leise laufe ich aus mein Zimmer, werfe mir eine Strickjacke über und gehe zur Tür.
Ich schließe sie hinter mir und atme die nach Frühling riechende Luft ein. Ich steige auf mein Board und sehe zurück zum Haus. So unscheinbar, doch niemand weiß was innen vor sich geht.

Ich komme in der Innenstadt an, wo die Läden und die teuren Häuser stehen und schaue mich um. Zuerst realisiere ich ihn garnicht, aber dann merkte ich wie er mich ansieht. Ich weiß, dass er denkt ich sehe das nicht, aber ich sehe es genau und muss schmunzeln, etwas was ich schon lange nicht mehr gemacht habe.

Er sitzt auf einer Bank auf der anderen Straßenseite und raucht. Er trägt eine braune Fliegerjacke und Schnürrboots. Als er hoch guckt und direkt in meine Augen schaut, sehe ich wie er lächelt. Er hebt Zeige- und Mittelfinger und winkt mir zu.
Ich bleibe stehen und warte bis das Auto, welches gerade die Straße lang fährt, vorbei ist und laufe rüber zu ihm, mit dem Skateboard in der Hand.

"Hi." er wirft die Zigarette weg und sieht zu mir auf.

"Hi, du hast mich angestarrt."

"Weil ich dich hier noch nie gesehen habe."

"Ich wohne nicht hier in der Gegend, bin auch nicht oft hier...eigentlich fast nie, ich heiße Sam." für meine Offenheit könnte ich mich manchmal schlagen.

"Nett dich kennenzulernen Sam." sagt man normalerweise nicht auch seinen Namen ?

"Tut mir leid, ich muss wieder." ich behalte mein Board in der rechten Hand und stopfe meine andere in meine Jackentasche.

"Kein Problem, ich sollte auch langsam los."

"Oh, na dann, machs gut." ich drehe mich um und laufe die Straße zurück nach Hause.

Das war seltsam, aber er ist süß.
****

Als ich die Tür öffne, versuche ich so leise wie möglich zu sein. Ich schleiche mich durch den Flur und will durch das Wohnzimmer, als er sich hinter mir räuspert.

"Junge Dame, wo bist du gewesen ?" Fragt er wütend und verschränkt die Arme vor der Brust.

"Nirgens, ich war spazieren." gebe ich genervt von mir und bereue es sofort, er kommt auf mich zu und greift mir ans Kinn.

"Lüg mich nicht an und verdreh schon gar nicht die Augen vor mir, warst du die ganze Nacht über weg ?" Fragt er sichtlich noch wütender und zieht mich mit einen Ruck näher zu sich.

"Nein, wärst du nicht so betrunken gewesen, hättest du gemerkt, wie ich mich in den Schlaf geweint habe." murmle ich.
Sein Gesicht läuft rot an und er schellt mir eine. Mein Kopf fliegt zur Seite, ich verliere mein Gleichgewicht und falle zu Boden, wobei ich mir mein Kinn an der Schublade des Sekretärs aufschlagen. Super, neue Narbe. Doch ich spüre keinen Schmerz, ich bin daran gewöhnt.

"Rede nicht in solch einen Ton mit mir, los verzieh dich." er tretet noch einmal gegen mein Schuh und verschwindet in seinem Zimmer.

Ich stehe vom Boden auf und gehe ins Bad, wo ich mir das Blut wegwische.

Trotz dass er so ist wie er ist, will ich doch irgendwie meinen alten Daddy zurück, welcher als ich ein Kind war noch nett war und nicht getrunken oder geschweige denn geschlagen hat.

Und ich will Freunde, den Typ von heute vielleicht ?

In meinem Zimmer, kann ich mich gerade noch ausziehen und ins Bett legen, ehe ich in einen traumlosen Schlaf falle.

The Boy From The Loony BinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt