01 - "between"

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Oh, Father, tell me
Do we get what we deserve?
And way down we go

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Wie fühlt es sich an Tod zu sein? Wie fühlt es sich an keinen Herzschlag mehr zu haben und nur noch irgendwie, irgendwo zu existieren? Oder hört man auf zu existieren und es gibt kein Leben nach dem Tod? Ist dort noch etwas?

Kommen wir in ein Paradies oder in einen Himmel? Ist dieser umgeben von vielen weißen Wolken, die weicher sind als Federkissen, sodass man von ganz oben seine Liebsten beobachten und über sie wachen kann?
Oder gibt es eine Hölle, die heiß und unerträglich ist und von dem Teufel persönlich beherrscht wird? Kommen wir in eine eigene Höllenschleife und müssen büßen für unsere schlimmsten Taten?

Gibt es ein Leben nach dem Tod?

Jedenfalls erwartet Jasmine schon ein bisschen mehr, als sie in einem dunklen Raum aufwacht. Dennoch weiß sie nicht, ob es einfach nur dunkel ist, oder ob sie nicht sehen kann. Sie weiß nur, dass ihre Augen offen sind und sie nichts außer das pure Schwarze ausfindig machen kann. Das Nichts umgibt sie. Kein Licht trifft irgendwo ein und sie kann nicht einmal die Hand vor Augen erkennen. Trotzdem macht es ihr kaum etwas aus. Es ist keine beängstigende Dunkelheit, in welcher man erwartet nicht alleine zu sein und irgendwo würde etwas lauern. Nein. Es ist eine befriedigende und angenehme Dunkelheit. Es ist warm und entspannend, sodass man sich aufgehoben fühlt und nicht sofort fliehen möchte. Man könnte in ihr Ewigkeiten verweilen, weil sie dir ein Gefühl gibt von Sicherheit und Frieden. Es ist wie eine Zuversicht darauf, dass dir hier nichts passieren kann.

Aber das ist weder der Himmel noch die Hölle. Also wo ist Jasmine?

Das Gefühl von Zeit und Raum ist an diesem Ort auch nicht vorhanden. Wenn sie versucht irgendeinen Gegenstand oder eine Präsens mit ihren Händen ausfindig zu machen, stößt sie auf nichts. Es kommt ihr so vor, als wäre dies ein Ort ohne irgendeinen Widerstand. Das einzige was wirklich vorhanden ist, ist ein Boden. Ein Boden unter den Füßen, damit es wenigstens eine Art von Gleichgewicht gibt. Einen Anhaltspunkt, an dem man sich festhalten kann. Deshalb liegt Jasmine auf diesem und schließt ihre Augen. Es macht sowieso keinen Unterschied, ob sie sie offen hält oder schließt. Dunkel ist es immer.

Und wie lange sie schon an diesem Ort ist, kann sie nicht sagen. Ist das überhaupt wichtig? Hier kann ihr keiner wehtun und hier kann ihr auch nichts passieren. Hier ist sie sicher.

Ein Mensch würde in der Dunkelheit und in der Stille verrückt werden, nach einer gewissen Zeit. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und muss nach einer bestimmten Zeit wieder mit Licht und Geräuschen in Kontakt treten, um kommunizieren und interagieren zu können. Er ist nicht fähig dazu in vollkommener Stille und Dunkelheit zu überleben.

Aber Jasmine ist kein Mensch mehr. Das hat sie schon hinter sich.

Aber was ist Jasmine jetzt? Ist sie eine verlorene Seele? Aber verloren ist sie doch nicht, sie hat einen Platz...in der Dunkelheit. Richtig?

Und wieso ist sie alleine? Hätten hier nicht wenigstens noch ein paar mehr sein können? Oder ist das hier ihre persönliche Hölle? Ist das die Dunkelheit, vor der sie ihr ganzes kurzes Leben lang geflohen ist? Ist das die Dunkelheit, der sie so dringend entkommen wollte, welche letztendlich doch ihr Herz eingenommen hat?

Noch bevor irgend welche Gedanken weiter durch sie durch gehen können, erscheint aus einer Richtung ein Licht. Zuerst blendet das plötzliche Licht das Mädchen ein wenig, doch nach kurzer Zeit wird es angenehm und zart. In dem Lichtschein kann sie eine Silhouette ausfindig machen. Es ist die Silhouette von einer Frau, die ihr nach kurzem Betrachten sehr bekannt vor kommt.

Ein leichter Schimmer umrahmt ihre Figur, sodass sie in den Augen von Jasmine wie ein Engel aussieht.

„Hallo Jasmine, es ist schön dich wiederzusehen." Diese Stimme kommt ihr nur allzu bekannt vor. Es ist nämlich nicht lange her, als sie sie das letzte Mal gehört hat und trotzdem ist es nicht zu hundert Prozent die selbe Stimmlage.

„Bist du es Rose?" Ein sanftes Lächeln kommt Jasmine entgegen. Rose ist Erwachsen und es lassen sich schon wenige Falten in ihrem Gesicht finden, die ihre Augen und ihren Mund umranden.

Nahe an sie tretend schaut Rose auf ihre Freundin herunter. „Ja Jas. Ich hab dich wirklich sehr vermisst. Du bist viel zu früh gegangen." Sie nimmt die Hand von Jasmine in ihre und sofort macht sich in Jasmine eine Wärme breit. Eine Wärme, welche ihr nicht bewusst war, dass sie ihr fehlte. „Ich weiß, dass du sehr verwirrt sein musst, aber ich habe nicht viel Zeit es dir zu erklären."

Verwirrt schaut sie zu ihrer Freundin rauf. „Was meinst du damit? Und wieso leuchtest du so Rose?" Sie versteht gar nichts mehr. Erst dachte sie, dieses Stille Örtchen nun ihr neues Zuhause sei und im nächsten Augenblick sollte sich dies alles ändern?

„Das ist eine Geschichte für einen anderen Zeitpunkt. Ich bin nun hier, um dich um etwas zu bitten." Abwartend steht Jasmine vor ihr. „Ich möchte, dass du auf Julie und Carlos aufpasst. Ich weiß natürlich, dass Ray das auch sehr gut alleine hinbekommt, aber mit dir Jasmine weiß ich, dass ich nichts zu befürchten habe."  Mit einer weiteren Hand berührt Rose Jasmine's Handgelenk und wie durch Zauberei erscheint ein Mal an dieser Fläche. Zuerst leuchtet es in einem goldenen Ton auf, genau das Licht, welches Rose umgibt. Und nach einer kurzen Zeit verblasst es in ein zartes Magenta. Das Mal hat die Form einer Dahlie.

„Wer sind Julie and Carlos?" Hastig versucht Jasmine noch irgendwelche Informationen aus Rose herauszubekommen, um die vielen Fragen in ihr zu klären. Wie soll sie auf jemanden aufpassen, wenn sie doch nicht mehr lebt? Wie soll sie auf jemanden Acht geben, wenn sie nicht mal auf sich selbst Acht geben konnte? Und vor allem, wieso jetzt? „Wieso jetzt Rose? Wieso ich? Und wieso bist du hier und nicht am....?"

Erst jetzt fügen sich allmählich die Puzzleteile. Zwar nicht alle, aber ein paar.

„Rose! Du bist auch gestorben?" Mit weit geöffneten Augen sucht sie in Rose eine Wiederrede. Ein Zeichen, dass es nicht so ist. Doch dieses Zeichen kam nicht.

„Jasmine, du wirst das alles bald verstehen. Doch jetzt muss ich gehen. Pass auf die drei auf und finde den letzten Stein. Ich glaube an dich."

Mit einer letzen Umarmung verabschiedet sich die strahlende Figur von Rose und bevor Jasmine noch zu irgendeinem Wort kommen kann, löst sich ihre Freundin vor ihren Augen in Luft auf. Das Licht verschwindet und Jasmine bleibt zurück in der Dunkelheit. Aber das kleine Mal an ihrer Hand vermag die einzig bleibende, aber dennoch schwache Lichtquelle sein in diesem unendlichen Meer von Dunkelheit.

„Rose?" Im Kreis drehend sucht sie vergeblich nach ihrer Freundin. Was hat sie gemeint mit einem Stein, den sie finden soll. Was hat das ganze mit Ray zu tun und wieso ist sie schon so alt gewesen? Jasmine war doch noch nicht lange fort, oder? Wer sind Julie und Carlos?

Mit den Fingern über die Dahlie streichend, grübelt sie nach und versucht einen Sinn hinter dem Ganzen zu finden.

Und in der nächsten Sekunde verliert sie das Einzige, worauf sie bisher vertrauen konnte. Der Boden unter ihr gibt nach und Jasmine fällt mit einem Schrei hinab.

Hinab zurück auf die Erde.

Dancing With The Devil | Luke PattersonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt