Wasser & Feuer - Maila & Aidan

Wasser - 3 - ressaW

Ich habe immer das Gefühl, dass mich jeder anstarrt, sobald ich die Schule betrete. Damit ich nicht mitbekomme, dass jemand über mich spricht, verwandle ich das Innere meiner Ohren in Meer Wasser sodass ich nichts höre außer dem beruhigenden Rauschen.
Und ich atme mit dem Rauschen ein.
Und ich atme mit ihm aus.
Wieder ruhiger gehe ich langsam zu meinem Klassenzimmer in dem ich in der ersten Stunde Geschichte haben werde.
Ich stelle meine Rucksack neben meinem Tisch ab und nehme meine Hefte und mein Federpennal heraus. Fein säuberlich lege ich alles vor mich hin. Fein säuberlich lasse ich meinen Kopf darauf fallen, lasse das Wasser in meinen Ohren verschwinden und werde erdrückt von einer plötzlichen Lärm Kulisse die ich nicht erwartet hätte.
Es ist ja normalerweise schon laut in dieser Schule aber heute ist etwas anders. Aufregung liegt in der Luft.
Ich wende mich an meine Sitznachbarin: "Was ist hier heute denn los?"
Sie sieht mich an, runzelt die Stirn und scheint nachzudenken, was sie sagen soll. Nach gefühlten Stunden antwortet sie mit einem Grinsen: "Sieh an, sie spricht!"
Ich verdrehe die Augen. Ich glaube sie heißt Anna oder so. Vielleicht auch Jana... Irgendwas mit J und A...
"Heute kommen ein neuer", beeilt sie sich zu antworten. "Er soll schon von drei Schulen geflogen sein!"
"Und woher weißt du das?"
Ihre Schultern zucken kurz nach oben "Das sagen jedenfalls alle. Und jetzt unterhält sich jeder darüber."
"Hm."
"Du heißt Maila, oder?"
"Hmhm"
"Fast wie Mail. Wie Email", sie grinst.
"Maila heißt 'Kind des Wassers'", meine Stimme klingt kühl, ich weiß das, will es nicht, aber kann nicht anders.
"Oh. Ahm", sie wirkt sprachlos.
"Sorry", murmle ich. "Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen! Leider habe ich vergessen wie du heißt...?"
Ihre hellbraunen Augen weiten sich etwas. So viel hat sie mich sicher noch nie sprechen hören. "Ich heiße eigentlich Julia aber ich hasse diesen Namen also nenn mich J. Okay?"
"Geht klar", ich spüre etwas seltsames, etwas, das ich seit Jahren nicht gefühlt habe. Ein Lächeln in meinen Mundwinklen.
"Du bis voll hübsch wenn du lächelst", platzt J heraus.
Beschämt senke ich den Kopf. Unsicher, was ich sagen soll. "Du auch", murmle ich.
"Neee! ich bin voll hässlich wenn ich lächle."
Ich hebe den Kopf wieder und betrachte sie näher. Als sie vorher gelächelt hat, hätte sie Grübchen. So süße kleine. "Blödsinn, du hast Grübchen.", sage ich lahm und wende mich ohne eine Antwort abzuwarten wieder meinen Sachen zu. Genug gesprochen.
Die Stunde beginnt, ohne dass der Neue erscheint. Entweder er hat sich verfahren, oder er wurde aufgehalten.