Dominieren

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»Und wer ist hier nun der Schwache? Ich kann genauso dominant sein«, murrte Hawks zu seinem Partner. Leicht verwundert - was er gut hinter seiner Fassade verbarg - saß der Schwarzhaarige auf dem Bett und sah hinauf zu dem anderen. Seine Hände waren zusammengebunden.

Was er nie erwartet hatte, war, dass der Blonde irgendwann diesen Schritt tatsächlich gehen würde und es von sich aus tun würde.
»Sorry Hawks, doch ich glaube es erst dann, wenn ich es selber sehe«, sagte der Blauäugige und schenkte dem anderen Mann ein gemeines Grinsen, während seine Augen vor Aufregung glänzten.

»Tch«, schnaubte der Blonde, kam, ohne zu zögern, auf den Schwarzhaarigen zu und setzte sich auf dessen Schoß. Das fiese Grinsen auf Dabis Gesicht verschwand nicht einmal für eine Sekunde, eher im Gegenteil, es wurde noch ein Stückchen breiter, während seine Augen vor Aufregung glänzten.

»Hör auf so blöd zu grinsen und starr mich nicht so an«, schimpfte Keigo den älteren aus, während sich ein leichter Rotschimmer auf seine Wangen legte. Es bereitete ihm allem Anschein nach ein leichtes Unbehagen.

»Ah ... beachte mich gar nicht, Pretty Bird, mach einfach weiter«, antwortete Dabi voller Selbstbewusstsein und leckte sich einmal über die trockenen Lippen.
»Verdammt ...« Unsicher begann der Jüngere das Hemd des Schwarzhaarigen zu öffnen, spürte dabei den intensiven Blick auf sich ruhen. Seine Röte verschwand dabei kein bisschen.

»Hast du die Tür geschlossen?«, fragte der Schurke lässig und sah für eine Sekunde zur Seite.
»H-Hör auf! Du lenkst mich ab ...«
»Wieso? Stresst dich das?«, erkundigte er sich mit einer verführerischen Stimme.
»Halt einfach die Schnauze«, knurre Hawks erneut. »Und ja, die Tür habe ich geschlossen. Verglichen mit dir sperre ich die Tür immer ab und nicht so wie du, der sie nur anlehnt.«

»Ey! Das war nur ein einziges Mal!«
»Tss, wenn an dem Tag jemand reingekommen wäre, hättest du dann genau das gesagt?«, fragte Keigo gereizt, während seine Flügel leicht zuckten.
»Ist gut, schon kapiert, Hawks. Weniger reden, mehr machen«, sagte er und zuckte dabei mit den Schultern, das Grinsen zierte weiterhin sein Gesicht.
»Mistkerl ...«

Das Lächeln und der Blick des Schwarzhaarigen reizten den jungen Helden, er wusste genau, wie Keigo sich fühlte und tat es trotzdem. Er tat es mit voller Absicht. Im Grunde wunderte es Hawks kein Stück, jedoch hatte er die Hoffnung, dass er es wenigstens in dieser Situation sein lassen könnte. Doch da irrte er sich gewaltig - wie so oft, wenn es um den Schurken ging.

Der Blonde umfasste Dabis Gesicht, fuhr vorsichtig mit dem Daumen über die vernarbte Haut und begann ihn dann leidenschaftlich zu küssen. Leicht knabberte er über die Unterlippe des Schurken, ehe er schließlich kurz über diese leckte und um Einlass bat. Dabi öffnete seine Lippen und ließ die Zunge des Jüngeren hineingleiten.

Zaghaft stupste der Held die Zunge des Schwarzhaarigen an, bis er sich schlussendlich mehr traute und den Kuss intensivierte. Doch kurze Zeit später trennten sie sich bereits wieder voneinander. Das Einzige, was von ihrem Kuss übrig blieb, war ein dünner Speichelfaden, welcher ihre Lippen miteinander verband. Jedoch trennte Keigo diesen sogleich.

»Siehst du! Ich kann dominieren! Ich bin nicht schwach«, sagte er, völlig verlegen und mit einem roten Schimmer auf den Wangen.
»Und wer genau hat behauptet, dass du schwach bist?«, fragte der Blauäugige und blickte in dessen Augen. Es verwirrte ihn, denn er selber hatte nie etwas in diese Richtung erwähnt oder andeuten wollen.
»Gestern sagtest du, dass ich schwach bin, wenn ich nicht dominiere!«

»Ich habe nie behauptet, dass du schwach bist, nur, dass du hier nicht zu dominieren hast«, sagte er ruhig und versuchte, den Blonden vom Irrweg weg zu führen. Vermutlich vergeblich, so wie er den stolzen Helden kannte.
»Denkst du, dass es toll ist wenn jemand so etwas zu dir sagt?«

Stille kehrte für einen Moment ein, dann seufzte Dabi laut, daher wehte also der Wind.
»Und wegen so etwas diese ganze Affäre, wegen Domination?«, fragte Dabi, konnte sein Lachen kaum noch unterdrücken. Dieses ganze, für Hawks untypische Verhalten und die Situation erheiterte ihn einfach. Der Schwarzhaarige konnte nicht anders und lachte auf.

»Hör auf zu lachen!«, befahl Keigo und sah ihn verärgert an. »Ich wollte nur nicht, dass ...«
»Dass man dich für schwach hält?«, beendete Dabi seinen Satz. Als Antwort bekam er nur ein leichtes, verlegenes Kopfnicken von seinem Partner, doch das genügte als Antwort.
»Birdie ...« Der Schwarzhaarige kam Keigos Gesicht näher, was deutlich schwieriger war mit verbundenen Händen. »Nur weil ich dich vögel, heißt das noch lange nicht, dass ich dich als schwach ansehe«, sagte der Blauäugige mit ernster Miene.

Keigo entgegnete nichts und schwieg einfach, dachte kurz über die Worte nach. »Vielleicht bindest du mich los und wir machen einfach weiter?«, schlug er mit einem seltsamen Unterton vor.
»Wenn du es schaffst dich selbst zu befreien, dann gerne«, antwortete der junge Mann, während er sich von dessen Schoß erhob und ihm einen vernichtenden Blick zuwarf.

»Du verfluchter...«
»Ja, ich liebe dich auch«, sagte er, gab ihm einen Kuss auf die Wange und steuerte gleich darauf die Tür an. Mit der Hand auf der Türklinke blieb er stehen und sah noch einmal zurück, direkt in Dabis türkisfarbenen Iriden.
»Ey! Hawks, mach keinen Scheiß, mach dich nicht lustig über mich!«

»Ich scherze nicht«, gab der Blonde zu. »Das ist die Strafe dafür, dass ich wegen dir dachte, ich sei schwach.«
»Wenn es doch nicht mal meine Schuld war, dass du dir das eingeredet hast«, knurrte der Schwarzhaarige und versuchte, sich loszureißen. Vergeblich, jedenfalls auf diese Weise.

»... und wie es deine ist«, antwortete der Jüngere, als er hinausging und Dabi sich selbst überließ. Die Tür wurde geschlossen und der Schurke blieb alleine, verwirrt und irritiert zugleich.
»Hawks! Verdammte Scheiße, komm zurück du Bastard! Wenn ich dich in die Finger bekomme, dann mach ich aus dir ein Brathähnchen!«, rief der Schwarzhaarige hinterher.

Doch das bekam der Held längst nicht mehr mit, immerhin hatte er das Gebäude beinahe verlassen. Kichernd erhob er sich in die Luft, atmete tief durch und sah hinauf. Ja jetzt fühlte er sich eindeutig besser.

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