Letzte Vorbereitungen

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Erfrischt und munterer als vermutet wachte ich zirka 9 Stunden später wieder auf und blinzelte der Sonne entgegen, die durch den kleinen Spalt des geöffneten Fensters in mein Zimmer fiel. Ohne Probleme hatte ich die ganze Nacht durchgeschlafen, was auch erklärte, warum mir das Aufstehen leichter fiel als gedacht. Nach Ausschalten meines Weckers und kurzem Recken und Strecken, was in Verbindung mit mehreren merkwürdigen Geräuschen stand, setzte ich mich auf um das Bett auch gleich ganz zu verlassen. Als erstes schloss ich das Fenster, damit die schon relativ warme Luft von draußen auch dort blieb. Nach kurzem Überlegen beschloss ich auch meine Rollläden mal zu öffnen und die Sonne in mein Zimmer zu lassen. Normalerweise ließ ich sie permanent unten, da es erstens zu hell war um gut aufnehmen zu können und zweitens auch noch die Temperaturen steigen ließ. Doch heute würde ich so wenig Zeit Zuhause verbringen und auch nicht aufnehmen, da konnte ich diesem Raum auch mal etwas Sonnenlicht zeigen. Nachdem ich die warmen Strahlen eine kurze Weile genossen hatte, ging ich ins Bad um zu duschen. Ohne viel Zeit zu verschwenden entledigte ich mich meiner Klamotten und stieg unter die große Regendusche. Ich stellte das Wasser an, was zuerst etwas zu kalt war und schließlich jedoch eine angenehme Temperatur annahm. Genießerisch stand ich nun für einen Moment einfach nur da und ließ mich berieseln, bevor ich begann mich und meine Haare einzuseifen. Duschen war für mich schon immer eine Aktion, die viel zu stark unterschätzt wurde. Nicht was den hygienischen Aspekt betraf, da sich doch ein Großteil der Menschen die ich kannte der Wichtigkeit dieser Tätigkeit bewusste waren, sondern viel mehr der entspannende Effekt, den eine Dusche mit sich brachte, wurde von vielen Menschen zu sehr außer acht gelassen. Für mich zählte gerade dieser zu den Hauptgründen einer morgendlichen Dusche. Nachdem ich das Wasser im Zusammenhang mit dem Schaum nun eine ganze Weile genossen hatte und mich dadurch nun auch endgültig erfrischt und munter fühlte, drehte ich den Hahn wieder zu und begann mich abzutrocknen. Das machte ich jedoch nur grob, da ich wusste, dass ich, sobald ich aus der Badtür trat und in mein Zimmer kam, sowieso schnell trocken sein würde. Die Sonne würde den Prozess des Trocknens stark beschleunigen. Nachdem ich nun also aus der Dusche trat, band ich mir mein Handtuch um die Hüften, da ich, trotz dass ich eigentlich alleine wohnte, nie sicher sein konnte auch wirklich alleine zu sein. Meine Haare waren noch triefend nass und hingen mir in Strähnen ins Gesicht, weswegen ich versuchte sie mit einem kleineren Handtuch leicht zu trocknen. Jetzt tropften sie wenigstens nicht mehr, auch wenn sie dafür nun in alle Richtungen abstanden, aber das war momentan ja völlig egal. Nun verließ ich das Bad und ging wieder in mein Zimmer, wo ich mir ein paar Klamotten raussuchte, die zum vorherrschenden Wetter passten. Ich krallte mir die erstbeste Shorts die ich fand, ein annähernd dazu passendes Tanktop und natürlich eine Boxershorts. Letzteres zog ich sofort an, doch dann beschloss ich ersteinmal zu frühstücken und später dann auf den Rest zurückzukommen. Gemächlich machte ich mich nun auf zur Küche, in der ich ausnahmsweise mal niemanden antraf. Als mir auffiel, dass ich völlig alleine war, kam mir der Gedanke, dass sich Marvin oder Steve ja vielleicht jetzt mal gemeldet haben könnten, falls sie wirklich zeitiger ins Bett gegangen waren als gewöhnlich. Bevor ich jedoch in mein Zimmer zurück ging um mein Handy zu holen, legte ich mir zwei Brötchen auf den Toaster, um sie währenddessen aufzuwärmen. Nachdem das erledigt war holte ich mein Handy und fand darauf auch die Meldung, dass ich zwei neue Nachrichten hatte, eine von Marvin und die andere von Steve. Ich setzte mich an den Küchentisch und öffnete den ersten Chat. Sorry Bruder, ich hatte gestern noch einen ausgelasteten Tag und bin früher in Bett als sonst, aber lass uns das unbedingt mal wieder machen, ja? las ich auf dem Display und nickte, eher zu mir selbst, verstehend. Klar, Marvin meinte ja auch, dass er noch etwas vor hatte, als er gestern da war. Dieses Mysterium war also geklärt, weswegen ich kurz antwortete und ihm kurz zustimmte und ihn wissen lies, dass es kein Problem war. Dann öffnete ich die zweite Mitteilung, die genau die selbe Aussage, nur mit anderen Worten formuliert, in sich trug. Ich musste schmunzeln, denn ich fand es war ein echt witziger Zufall, falls sie nicht gestern noch etwas mitteinander gemacht hatten. Das jedoch schien sehr unwahrscheinlich, da Marvin mir ja sonst nicht hätte verheimlichen müssen, was er noch vorgehabt hatte. Bevor ich mir darüber jedoch weiter den Kopf zerbrechen konnte, hörte ich auch schon den Toaster, der mir anzeigte, dass meine Brötchen nun fertig waren. Ohne nun weiter darüber nachzudenken antwortete ich auch Steve und legte mein Handy beiseite. Schnell hatte ich mir einen Teller, ein Messer und ein paar Aufstriche genommen und machte mich daran meine Brötchen zu schmieren. Erst jetzt fiel mir auf, dass es die ganze Zeit über sehr still war, was mich mittlerweile ziemlich störte. Ich suchte mir also aus meinem Handy das erstbeste Rockstah Album raus und startete einen Song. Sobald die ersten Töne erklungen waren breitete sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus und ich hatte augenblicklich das Bedürfnis mit zu rappen. Automatisch bewegte ich mich mit dem Beat und biss herzhaft in mein frisch beschmiertes Brötchen. Dieser Typ war einfach zu genial für diese Welt, das wurde mir immer wieder klar wenn ich seine Lieder hörte. Eine ganze Weile lies ich seine Alben einfach durchlaufen, während ich aß und auch noch, als ich mich anzog. Es war bereits 13 Uhr, als ich komplett fertig war und wieder auf die Uhr schaute, weswegen ich überlegte, ob ich noch etwas zu erledigen hatte, bevor ich zu unserem Treffpunkt aufbrach. Zum Bahnhof brauchte ich ungefähr 20 Minuten wenn ich lief und da schönes Wetter war stand dem auch nichts im Wege. Ich wollte etwas eher da sein, da ich es besser fand der Erste zu sein. Ich weiß nicht genau wieso, aber für mich gehörte es sich einfach so und außerdem war ich echt ein wenig aufgeregt, was es mir also unmöglich machte, noch länger Zuhause zu bleiben. Die Nervosität wurde mir erst so richtig bewusst, nachdem ich die Musik ausgemacht hatte. Vorher war ich einfach nur richtig gut gelaunt und mit dem Kopf voll in den Texten. Mir fiel auch nichts mehr ein, was ich noch machen könnte um ein wenig Zeit zu schinden, also beschloss ich mich auf den Weg zu machen, langsam und so ruhig wie es die Situation eben zuließ. Bevor ich ging betrachtete ich mich nochmal kurz im Spiegel und atmete tief durch. Ich war nicht eingebildet und auch nicht eitel, keineswegs, aber manchmal schaute ich mich einfach an und fragte mich, was man an mir wohl gut fand. Irgendetwas musste es ja geben, wenn Marvin und Steve meinten, dass ich so gut wie jede haben konnte. Doch egal wie lange ich mich auch anstarrte, ich fand nichts was mich wirklich auszeichnete oder in irgendeiner Weise außergewöhnlich gutaussehend machen würde. Ich sah in mir einfach einen ziemlich normalen 19 Jährigen. Gut, mein Beruf war zugegebenermaßen nicht normal, aber das war auch irgendwie das Einzige. Vielleicht konnte mir diese Frage ja irgendwann mal jemand beantworten, denn ich wusste es ehrlich nicht. Nachdem ich genug gegrübelt hatte, schnappte ich mir meine Schlüssel, mein Handy sowie Portemonnaie und schlüpfte in meine Sneakers. Wo der Zoo war wusste ich und über die Preise hatte ich mich auch erkundigt, weswegen dem Date nun nichts mehr im Weg stand. Ich schloss die Wohnungstür hinter mir ab und lief die Treppen hinab, bis ich ganz draußen war. Ich wohnte im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses, also nicht zu weit oben und auch nicht zu weit unten. Draußen angekommen überlegte ich, welchen Weg zum Bahnhof ich nehmen sollte, da mehrere zur Auswahl standen und ich noch genügend Zeit für jeden einzelnen hatte. Nach kurzem Überlegen entschloss ich mich den längsten, dafür aber auch schönsten zu nehmen. Dieser führte am Rhein entlang und ich liebte es dort zu sein. Irgendetwas an diesem Fluss beruhigte mich und gab mir ein gutes Gefühl, ein Gefühl, wie ich es nur von Zuhause kannte, von Familie und Freunden. Ich genoss den Geruch des Wassers und das schöne Wetter gleichermaßen auf meinem Weg. Hier fiel es mir gar nicht schwer langsam zu gehen und mir Zeit zu nehmen, ganz im Gegenteil. So verging die Zeit wie im Flug und als ich letztendlich am Bahnhof ankam, war es 13:45 Uhr. „Perfekt“ dachte ich mir zufrieden und setzte mich auf eine der Bänke direkt neben den Fahrradständern, sodass man mich nicht übersehen konnte. Nun musste ich nur noch ein wenig warten, nicht zu lange zum Glück, denn meine Nervosität, die vorher durch den entspannenden Weg hierher abgenommen hatte, stieg wieder rasant an, während ich hier saß. Da der Bahnhof nicht in einer Großstadt lag, war er nicht wirklich groß, was ihn als einen guten Treffpunkt auszeichnete. Ich würde meinen Wohnort an sich als kleinere Stadt oder vielleicht auch Vorstadt bezeichnen. Zwar kein Vergleich zu Köln, Berlin, Leipzig oder München, aber auch kein unbedeutendes Dorf. Während ich so darüber nachdachte, merkte ich gar nicht wirklich wie die Zeit verging und ehe ich mich versah, entdeckte ich in der Ferne ein Mädchen in schwarzer Hotpants, weißem Top und einer kleinen Tasche, welches in meine Richtung lief. Die Sonne machte es mir schwer ihr Gesicht zu erkennen, doch ich war mir fast schon sicher, dass sie es war.

In times I need youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt