„Weil ich Angst um dich hatte."
—Normalerweise sollte es jetzt still sein. Russland hätte innehalten sollen, Deutschland anblicken sollen und ihn vielleicht sogar umarmen.
Nur war das hier nicht normal.
Es war alles andere als normal.
„Oh, du hattest Angst?! Wovor denn bitte? Dass Italien ein Nudelholz oder Pizzateig nach mir wirft?!"
Der Deutsche wusste nicht wie er antworten sollte.
Musste er seinem Gegenüber wirklich erklären, warum man Angst um andere Menschen hatte? Dass das total Normal und rational war? Musste er sich wirklich so rechtfertigen?!„Ich... nein. Ich dachte doch nu-"
„Denkst du ernsthaft, ich bin so unfähig?! Sehr schmeichelhaft, echt! Du bist so undankbar Deutschland!", mit diesen Worten verlies Russland den Raum. Sein Gesprächspartner hingegen, blieb mit offenem Mund im Konferenzraum. Traute sich nicht auch nur einen Muskel zu bewegen, geschweige denn Russland nachzulaufen.
Die nächsten Tage war es still zwischen den Beiden. Zwar saßen sie noch zusammen in einem Büro, würdigten allerdings nichtmal einen Blick gegenüber der anderen Person. Die Arbeiten die sie vollbrachten, brachten sie nun alleine zu ihrem Vorgesetzten. Leider wirkte sich das auf Russlands Verhalten aus.
Zur Arbeit kam er nur verkatert, manchmal sogar komplett dicht. Er war wieder in das Muster des Zuspätkommens gefallen und brachte so seinen kompletten Alltag aus jeglicher Ordnung.
Auch an diesem Tag kam Russland zu spät. Es war ein Wunder, dass die Wachmänner und -frauen ihn überhaupt durchgelassen hatten, immerhin war er sturzbesoffen. Er torkelte mit verschwommener Sicht in sein Büro und stolperte unter dem besorgten Blicken Deutschlands über den Fuß des Kleiderständers, welcher daraufhin gefährlich schwankte. Dennoch blieb er an seinem Platz.
„Russland du siehst echt nicht gut aus."
Und Deutschland war wirklich besorgt. Das war nicht gespielt, nicht abfällig. Der Deutsche machte sich unfassbare Sorgen um seinen Kollegen, auch wenn er ihm zuvor aus dem Weg gegangen war.„Du, sorgen um miiich?! Ich...*hicks*, du hast dir nie, nie Sorgen um mich gemacht." Russland lachte quietschend, klang dennoch verletzt.
Sein Gegenüber lies ihn reden. Sah ihm dabei zu, wie er sich auf das alte Sofa fallen lies, welches Deutschland einmal gekauft hatte und nie in Benutzung gebracht hatte.„Kann ich was für dich tun Russland?" auch wenn der Deutsche sich selbst gerne ein Bier gönnte, achtete er doch stets darauf nicht betrunken zu sein. Einmal einen Kater und einen Tag über Kloschüssel hatten ihm gereicht.
Als auch nach ein paar Minuten der Stille keine Antwort des Betrunkenen kam, stand dessen Mitarbeiter auf und machte sich auf den Weg etwas Wasser zu besorgen.
Noch auf dem Weg dorthin fragte er sich, weshalb er ihm überhaupt helfen wollte.Russland hatte ihn doch ohne jedes Recht angeschrien und stehen lassen.
Eigentlich war sowohl die Argumentation, als auch die Frage an sich sinnlos.
Er wusste die Antwort sowieso.Es war die unergründliche Sehnsucht, die er in der Zeit der Ignoranz von beiden Seiten gespürt hatte, die Sehnsucht nach Russland.
Ja, der Typ war chaotisch, unpünktlich und überheblich. Aber eben jene Eigenschaften definierten ihn. Machten ihn anders. Wahrscheinlich war es das, was der Deutsche so an ihm schätzte. Er hatte einfach einen, wenn auch unscheinbaren, Teil in seinem Herzen eingenommen.
Mit dem gefüllten Glas Wasser, stand Deutschland nun wieder vor der Tür und versuchte diese umständlich zu öffnen. Erst nach einigen Versuchen schaffte er es. Gerade als der Nüchterne der beiden Arbeiter zum Reden ansetzen wollte, sah er sein Büro. Eigentlich wollte er ausrasten und den Russen anbrüllen, wusste aber gleichzeitig, dass dieses Verhslten keine positive Wirkung hätte.
Mit einem Seufzen stellte er dem schuldig blickenden Russland sein Glas Wasser vor die Nase, öffnete das kleine Fenster über seinem Tisch um den Gestank loszuwerden, holte einen Lappen und begann das Erbrochene aufzuwischen. Er wunderte sich selbst, dass er nichtmal seinen Gesichtsausdruck während der ganzen Prozedur änderte. Nichtmal angeekelt wirkte er.
Vielleicht mochte er Russland einfach zu sehr.
„Gehts wieder?" Deutschland hatte es sich auf seinem Drehstuhl gemütlich gemacht und seine braunen Lackschuhe auf sein Pult gestellt, während er Russland besorgt anblickte. Eigentlich passte sein Auftreten gar nicht zu seiner Gefühlslage, der Angesprochene schien es aber nicht zu merken. Mit einem flüchtigen Nicken und einem leisen, rauen „Danke" beantwortete er die eben gestellte Frage.
„Brauchst du noch was?" schwungvoll nahm der Kleinere seine Füße vom Tisch und ging zu Russland um sich neben ihn zu setzen.
„Tut mir leid Deutschland. Also nicht nur das von eben sondern auch, was ich damals gesagt habe. Ich war einfach in einem Adrenalinrausch. Und das die Tage danach war auch kindisch."
Der Hemdträger nickte nur, seine Aufmerksamkeit galt gerade einem sehr erschreckenden Gefanken in seinem Kopf.
Wenn Russland nicht eben noch gekotzt hätte, würde er ihn jetzt küssen wollen.
War das nur ein unschuldiger Gedanke, der nichts zu bedeuten hatte oder sollte sich Deutschland darüber Sorgen machen?„Wie hat deine Familie eigentlich reagiert, als sie bei eurem Wodka- ich meine Teesonntag herausgefunden haben, dass wir kein Paar sind? Deine Schwester Estland muss doch enttäuscht gewesen sein." Russland fing bei der Frage des Fahrers neben ihm, Deutschland bestand darauf, den Russen nach Hause zu bringen, an zu lachen.
Er erinnerte sich noch sehr gut an das verwirrte Gesicht von Estland, als sie, viel zu spät, zu dem Rrst der Familie stieß. Sie hatte sich zuvor mal wieder mit Finnland gestritten und hatte sich auf den neuen Freund gefreut, die Realität hat sie jedoch nicht unterbringen lassen. Sie hoffte immer noch darauf, dass ihr Bruder mit dem eigentlich Fremden zusammenkam.
Sein Vater hingegen, konnte sein Grinsen fast nicht verbergen.
Russlands Lachen erlosch.
Eigentlich hatten sein Vater und er immer einen guten Draht zueinander gehabt, das Wort Deutschland oder auch nur ein Gedanke an das gut aussehende Land, schien diesen Draht jedoch gekappt zu haben.
Es war ein schrecklicher Nachmittag.Schließlich rang sich der Beifahrer doch noch zu einer, eher ausweichenden, Antwort.
„Gemischt."
———
Tut mir leid, dass gestern kein Kapitel kam :(. Erklärung muss leider ausbleiben, ich hab's einfach nicht geschafft.Dennoch, vielleicht hattet ihr ja ein bisschen Spaß.
Bis hoffentlich bald und passt auf euch auf <33
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Other Side (RusGer, Countryhumans)
FanfictionGeschlossene Gemeinschaft, so ein Schwachsinn. Sie gingen auf normale Schulen, mit Städten und Bundeslänern zusammen, und doch wurde ihr Job vorbestimmt?! So ging es den meisten Countryhumans als sie von ihrer Zukunft erfahren haben: ihre jeweiligen...