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Gerade als er den Minutenzeiger ein weiteres mal überrundet hatte, klingelte es an der Tür.

Noch einmal sah Russland in den Spiegel, der im Flur stand, strich sich seine weißen Haare zurück, bevor er mit schwitzenden Fingern nach der Türklinke griff.

Dahinter stand Deutschland...

Die silberne Klinke wurde heruntergedrückt und die Tür sprang auf.

„Наконец Россия. Сколько времени нужно, чтобы открыть дверь?!" Russlands Vater quetschte sich an seinem Sohn vorbei, auch wenn Jener großen Protest zeigte, und lief ohne eine Frage ins Wohnzimmer. Verwirrt sah der Eigentümer der Wohnung seinem Gast hinterher, bevor er ihm folgte.

„Papa, was zur Hölle machst du hier?! Du musst wieder gehen ich hab gleich Besuch!" Russland liebte Soviet, hatte er immer getan, doch nun als sein Vater in schallendes Gelächter ausbrach, wollte er ihn nur noch rauswerfen.

„Du und Besuch? Verarschen kann ich mich selbst! Das letzte Mal das du Besuch hattest war als ich dir beim Umzug geholfen hab! Du bist einfach einsam, sieh es ein." Soviet streifte sich seinen Mantel von den Schultern und legte ihn Russland in die Arme, während er sich positiv zu der aufgeräumten Wohnung äußerte. Russland knüllte den ledrigen Stoff und das Fell wütend in seinen Händen bevor er einen Entschluss fasste und den Mantel zu seinem Vater zurückwarf. Er hatte endlich DIE Gelegenheit mit Deutschland und nichtmal sein Vater würde das jetzt zerstören.
„Verschwinde jetzt! Уходите!" Russland schob Soviet regelrecht zur Tür und gab ihm einen kleinen Schubs um ihn aus der Tür zu werfen. Wütend blickte dieser zu seinem Sohn und Russland musste bei dem Anblick hart schlucken.

Gerade als Russland die Tür schließen wollte um ein paar Beleidigungen mehr loszuwerden (und um den wütenden Blick seines Vaters zu verarbeiten), sah er das erstaunte Gesicht Deutschlands, der die Treppen hinaufgestapft kam. Sofort schlug der Russe die Tür wieder auf und sein Gesichtsausdruck wandelte sich augenblicklich in ein Grinsen.
Er lief aus seiner Wohnung und stand wenig später seinem Gast gegenüber.
„Hey." Deutschland war ein wenig atemlos, dennoch lächelte er breit, während er seinen Koffer die letzte Stufe hinaufzog.

„Hey." war Russlands leise Antwort. Er versuchte sich lässig gegen die nächste Wand zu lehnen, jedoch bemerkte das andere Land schnell, wie angespannt der Ältere stand.
Dadurch dass Deutschland viel zu höflich war um dies anzusprechen, entstand nun eine unangenehme Stille.

Peinlich berührt hatten Beide die Wohnung betreten und auch Deutschland lobte ihn für die „aufgeräumte" Wohnung.
„Also...", Russland räusperte sich verlegen, „Du hättest zwei Möglichkeiten. Entweder du schläfst auf dem Sofa, das ist aber sau unbequem, oder du schläfst auf dem Boden, der ist aber... noch unbequemer."
Ein kleines Ziehen zog sich durch Deutschland, wie der Schmerz eines Splitters im Finger. Er lies es sich nicht anmerken, nichtsdestotrotz hätte er sich gerne ein Bett mit seinem Gegenüber geteilt.
„Ich nehme das Sofa." war bloß die Antwort.

Nachdem die Beiden gegessen hatten und noch lange zu einer Flasche Wein geredet hatten, die Deutschland als Dank an Russland gekauft hatte, beschlossen Beide schlafen zu gehen. Russland hatte sich zwischendurch noch über Deutschlands blau- weiß gestreiften Pyjama lustig gemacht (oder viel mehr über den Fakt, dass er überhaupt Einen trug) nur um sich vom Deutschen eine Nackenschelle zu holen. Hatte sich also gelohnt.

Es war nun mitten in der Nacht in der kleinen Wohnung.
Russland hatte nicht gelogen...
Dachte Deutschland als er sich auf dem Sofa von der einen auf die andere Seite drehte.
Das harte Polster unter ihm und die viel zu dicke Wolldecke, welche außerdem ziemlich kratzte, ließ den Deutschen schließlich aufsetzen. Er fuhr sich durch die schwarzen Haare und beschloss dafür zu sorgen, bald wieder in sein eigenes Bett zurückkehren zu können. Wenn auch nur für die weiche Matratze.
Oder doch zu Russland ins Bett.
Oder du fragst ihn, ob er zu dir ziehen will- rein platonisch natürlich.
Oder noch besser, ihr sucht euch zusammen eine neue-...
Mit einem frustrierten Seufzen und den Händen über den Augen ließ Deutschland sich nach hinten sinken. Vor allem Nachts kamen diese Gedanken immer häufiger. Der Deutsche war schon oft genug in dieser Lage gewesen, um zu wissen, dass seine Gedanken es ernst meinten. Er wollte eine Wohnung, sogar ein Bett mit dem Russen teilen. Er wollte so viel Zeit mit ihm wie möglich verbringen und vielleicht, ganz vielleicht wollte er ihn küssen. Ihn umarmen. Ihm helfen wenn es ihm schlecht geht. Ihn zum lachen bringen. Mit ihm schlafen.

All diese Gedanken kreisten viel zu oft in Deutschlands Kopf, es begann ihn zu nerven. Noch frustrierter als eben, setzte sich der Mann wieder gerade auf bevor er schließlich ganz aufstand. Russland hatte einen kleinen Balkon am Ende des Wohnzimmers und genau dort würde Deutschland jetzt hingehen, der Wind hatte diese Gedanken schon in der Vergangenheit weggetragen, oder vielmehr verdrängt.

Die Vorhänge, vor der kleinen Tür nach draußen, waren zugezogen als Deutschland auf sie zuging. Er öffnete sie und schreckte augenblicklich zurück. Eine Gestalt stand draußen, vom Halbmond nur spärlich beleuchtet. Russland.

Russland starrte auf die plötzliche Lichtquelle auf der anderen Seite der Tür und somit auch auf Deutschland. Wie in einem Film nahm er die Zigarette, die zwischen seinen Lippen hing, aus dem Mund, bevor er sie schließlich auf den Boden fallen ließ. Sein Gegenüber hatte das Ganze mit angesehen, und als wolle er ihn nicht unterbrechen, öffnete er erst danach die Tür.

Es herrschte eine seltsame Stille, als der Deutsche sich neben seinen Gastgeber gestellt hatte, nach draußen auf die Straßen schaute. Russland überlegte immer wieder etwas zu sagen, in seinem Kopf klang aber alles seltsam und dumm.
„Du konntest also auch nicht schlafen?" war zwar weder schlau noch tiefgründig, brachte Deutschland aber dazu sich ein wenig nach rechts zu drehen, stand dem Russen nun direkt gegenüber.

„Das Sofa ist ziemlich unbequem..." Deutschland wusste genau was er tat, oder? Wirkte er zumindest so oder verrieten seine zuckenden Augen, dass er ziemlich überfordert war. Oder sah man es ihm an den Versen an, welche sich langsam hoben, dass er doch ein Ziel hatte.

Die Beiden kamen sich immer näher. Dieser, doch sehr unromantische, Satz deutscher Seite hing immer noch in der Luft.
„Dann schlaf doch bei mir."
Ihre Nasen berührten sich nun und Russland klopfte sich innerlich auf die Schulter für diesen, seiner Meinung nach, sehr gelungenen Spruch. Deutschland zog kurz eine Augenbraue hoch, nutzte dann aber endlich den Moment und legte seine Hände an die Wangen des Russen, küsste ihn.

Other Side (RusGer, Countryhumans) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt