☙12❧

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pov annie

Ich fand es gut das ich Mikey ablenken konnte von dem ganzen Stress. Wenn man mit ihm alleine ist, ist er komplett anders als wenn er als Anführer vor der Gang steht. Jetzt ist er ein einfacher Junge, mit wirklich vielen Problemen, aber ich habe ihm versprochen so gut es geht ihm zu helfen und ihn zu verstehen. Wir hatten nun auch endlich Nummern ausgetauscht auf unseren Handys und gerade sahen wir uns einen Film auf seinem Fernseher an und aßen unsere Dorayakis. Es war schon nach halb eins, aber ich konnte nicht gehen, nicht bevor ich nicht sicher wusste das er später in Ruhe schlafen konnte. Ich lag auf dem Bauch mit dem Kopf voraus und stützte meinen Kopf auf meinen Händen, Mikey neben mir tat es mir gleich.

„Ich möchte dich einmal kämpfen sehen!", kam es von der Richtung neben mir. Ein bisschen perplex sah ich ihn an, denn es kam aus dem nichts und ohne einen passenden Kontext. Er sah mich mit einem ernsten Gesicht an, doch es huschte ein leichtes kindliches lächeln durch dieses. „Warum möchtest du das so unbedingt?", fragte ich zurück und kam etwas näher zu ihm. Nun lag ich auf meinem Rück und mein Gesicht sah zu seinem nach oben, während er immer noch seinen Kopf in seinen Händen gestützt hielt. Bildete ich mir das nur ein oder wurde er etwas rot im Gesicht?

„Einfach so... als ich dich beim Training beobachtet hatte, fand ich es begeisternd wie ruhig du dabei bleibst. Ich will wissen ob du in einem richtigen Kampf dann auch so ruhig bleibst.", erklärte er sich und seinen Wunsch. Aufmerksam hörte ich ihm zu und seine Erklärung brachte mich zum überlegen. Wenn ich ehrlich bin, ich hatte noch nie darauf geachtet ob ich während eines Kampfes auch so entspannt und ruhig war. „Ehrlich gesagt weiß ich das selber nicht...", überlegend legte ich meine Handflächen auf meinen Bauch und sah zur Wand, „bisher habe ich auch nicht so oft einen ernsten Kampf gehabt, und wenn ich einen hatte war es immer... immer wie als wenn mein Kopf ausgeschaltet wäre...", ich sah zu ihm nach oben und in seine Augen, „weißt du was ich meine?"

Er zog nur seine Augenbrauen nach oben und ließ sich dann von seiner Stütze aus auch auf den Rücken drehen und lag nun neben mir. Seine Arme überkreuzte er hinter seinem Kopf und er sah zur Decke. „Ich verstehe was du meinst... bei mir ist es auch so, manchmal zumindest. Trotzdem denke ich das es bei die nich einmal etwas komplett anderes ist als bei mir. Wenn ich kämpfe und wirklich wütend werde, oder der Gegner mich provoziert... dann ist es wie als ob ein Knopf umgelegt wird und ich könnte in diesen Momenten einfach alles zerstören.", er machte eine Pause und sah zu mir, danach auf seine Hände, „ Oft habe ich in solchen Augenblicken Angst vor mir selber... Angst die Leute um mich herum zu verletzen."

Er tat mir wirklich leid, anscheinend steckte hinter diesem kindlichen Verhalten das er oft an den Tag legte eigentlich nur ein Kind das den Schmerz eines Erwachsenen mit sich trägt.
"Ich verstehe das... ich kann es zwar nicht mit mir vergleichen, aber ich kann verstehen was du meinst.", spreche ich ihm zu und drehe mich so das ihn ihn ansehen konnte. Er spielte immer noch nervös mit seinen Händen rum, weshalb ich seine rechte Hand in meine nahm und Linien auf der Handfläche nachfuhr. Das war ein Entspannungsprozess, Opa hatte damals dies auch immer bei mir getan wenn ich mich aufgeregt habe.

Es schien zu wirken da er mich jetzt nun ansah. "Vielleicht brauchst du etwas... einen Anker, etwas an dem du dich festhalten kannst. Etwas das dich beruhigt und dich bei klarem Kopf behält.", fing ich wieder an, stoppte aber nicht die Bewegungen auf Mikeys Hand.

pov mikey

Die Bewegungen die sie mit ihren Händen auf meiner tat, beruhigte mich ungemein gut und ich wünschte sie würde nie damit aufhören.
Das ich ihr von meinen Problemen so frei erzählt hatte, war wirklich komisch, denn normalerweise war ich eine verschlossene Person. Eine Person mit sehe vielen Schichten, die ich mir extra aufgebaut hatte, wie eine Art Schutz. Doch Annie konnte diese Schutzmauer einfach zerbrechen, sie zog jede einzelne Schicht mit Leichtigkeit ab, doch ich kam durch ihre fast nicht hindurch.

Sie tat zwar immer auf heile Welt, aber ich wusste genau das auch sie ihre Schichten hatte um sich zu schützen und irgendetwas war da. Etwas das sie innerlich zerstört hatte... denn gebrochene Seelen, finden immer andere gebrochene Seelen. Und bei ihr war es, wenn man in ihre Augen sah, wie als ob man in einen zerbrochenen Spiegel sah den man mit Klebeband zugeklebt hatte und nur ein einziger Hauch von Berührung würde alles in sich zusammen stürzen lassen.

"Vielleicht brauchst du etwas... einen Anker, etwas an dem du dich festhalten kannst. Etwas das dich beruhigt und dich bei klarem Kopf behält.", sagte sie und durchbrach damit meine tiefgründigen Gedankengänge.

Einen Anker... etwas das mich beruhigte und an dem ich mich fest halten kann. Mein erster Gedanke war das sie mein Anker sein sollte.
Sie konnte mich beruhigen.
Sie sollte mein Anker werden und gleichzeitig werde ich der sein der sie von diesem gebrochenen Spiegel zu einem neuen, glänzenden Spiegel machen wird.

In diesem Moment wurde mir klar dass das, das einzigste war das ich wirklich wollte. Ich wollte sie aufbauen und mit ihr gemeinsam einen neuen Lebensabschnitt eingehen und sie vor allem beschützen, nie wieder sollte ihr Spiegel zerstört werden.

pov annie

"Was ist dein Anker?", fragte er nach langer Zeit der Stille, nachdem ich seine Hand losgelassen hatte.

Mein Anker? Hatte ich denn so etwas? Eine Sache an der ich mich festhalten konnte, etwas das mich beruhigte und mich bei klarem Kopf hält... das erste was mir in den Sinn kam passte auf alle dieser Dinge zu und so beschloss ich das dies mein Anker wäre.
"Mein Training ist mein Anker. Immer wenn ich trainiere hält es mich am Boden, es entspannt mich und bringt mich auf andere Gedanken, weg von allem negativen.", erklärte ich und sah ihn mit überlegenden Augen an, doch in seinen Augen funkelte etwas ganz anderes. Hatte er mir überhaupt richtig zugehört? Hauptsache er war abgelenkt. Vielleicht dachte er auch gerade darüber nach ob er einen Anker hat, oder ob er weiß was sein Anker werden könnte. Bei meinem war ich mir eigentlich so ziemlich sicher das es das Training bei mir war oder irrte ich mich? Fragte ich mich während ich zu dem in gedankenversunkenen Mikey sah.

Als ich ihn eine Weile lang ansah, fiel mir erst auf wie attraktiv er eigentlich war. Seine hellblonden Haare glichen fast der Farbe meiner und sie waren schon lange nicht mehr in einem Halbzopf gebunden, weshalb sie wild in seinem Gesicht hingen. Seine Augen waren rabenschwarz und gaben ihm eine einmalige Ausstrahlung, und ich konnte nicht abstreiten das ich seine vollen Lippen nicht ignorierte. Doch seine Augen waren das was mich am meisten anzog. Sie waren tiefgründig und wenn man in sie sah sprachen sie mehr als tausend Bände, die ich alle gerne lesen würde.

Manjiro Sano, einen Jungen den ich nie kennengelernt hätte ohne meinen Bruder. Und bestimmt würde ich hier nicht gerade neben ihm liegen wenn er nicht so eine Hintergrundgeschichte hätte und ich nicht wüsste wie sich so etwas anfühlte.

Zwei Menschen die den selben Schmerz fühlen mussten, werden sich finden. Zwei Seelen die immer noch verletzt sind, aber von einer Schutzmauer umschlossen wurden. Doch langsam gibt es den Anschein das ich den Schlüssel für meine Schutzmauer fand.

Ob ich das so gut fand wusste ich selbst nicht, aber ich konnte nichts anderes unternehmen als mich darauf einzulassen, denn meine Seele wollte zu ihm. Das hatte ich gespürt seit unserem erster Augenkontakt am Park.

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(Überarbeitet)

1277 Wörter

-Beyah<3

My Fighter | Mikey x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt