Verrückt

2 0 0
                                    

Es war eine schwere Entscheidung gewesen, aber es musste getan werden. Jetzt war nur die Frage würde sie mitspielen? Gerade wenn er es ihr verkündete?
Die Riegel der schweren Stahltür wurden aufgeschoben. Wachmänner stürmten in den Raum dahinter und richteten ihre Waffen auf die Zelle in die Mitte.

Ein Lachen erklang.

Er zögerte. Er wusste genau wie angespannt die Lage war und wie verzweifelt die Regierung war, dass sie das hier überhaupt in Erwähnung gezogen hatten. Aber war das so eine gute Idee? Sie hatte das hier gewollt. Sie hatte sich entschlossen hier zu bleiben, eingesperrt, abgeschottet, solange sie ein angenehmes Leben bekam. Wenn sie wollte, läge hier längst alles in Schutt und Asche. Und er? Er wollte sie aus diesem Leben reißen. Er würde wieder der Böse sein.

Eine Stimme drang durch die Stille: ,,Am I going crazy? Would I even know?"

Es regte sich etwas in der Zelle. Sie war aufgestanden und schritt langsam durch die Zelle. Ihre Haare lang und durcheinander.
Zögerlich setzte er sich in Bewegung. Sein Atem ging schnell und seine Hände kribbelten. Mit kleinen steifen Schritten näherte er sich der Mitte.

,,Am I right back where I started fourteen years ago?"

Sie blieb stehen. Hatte sofort gemerkt, wer sich da näherte.

,,Wanna guess the ending, if it ever does?"

Ein bedrohliches Kichern. Die Männer luden die Waffen.
Er ging vorsichtig um die Zelle.
Sie war wohnlich eingerichtet mit Bett und einem gemütlichen Sessel dem ein Fernseher gegenüberstand. Eine kleine Küchenecke, die an lange Kabel angeschlossen war. An dem Kühlschrank hing eine Einkaufsliste mit allem was sie für die nächste Woche brauchte. Auf einem Tisch neben der Küchenzeile stand eine Kaffeemaschine mit Zubehör. Eine hochgestapelte Wand aus Büchern bildete eine Anrichte für einen Teddy, ein Bild und ein paar Figuren.
Ein starker Kontrast zu den grauen Betonwänden um sie herum. Und zu der jungen Frau in der Mitte dieses Wohnraums, die sie alle umbringen konnte.

,,I swear to god that all I ever wanted was a little bit of everything, all of the time..."

Er konnte förmlich spüren wie ihr Gehör ihm durch den Raum folgte. Rote Punkte erschienen auf ihrem Körper.

,,A bit of everything, all of the time... "

Er stand ihr nur frontal gegenüber. Alles was sie trennte waren ein paar Meter und eine dünne Zellwand, die trotz Starkstrom keine Herausfoderung für ihre Insassin darstellte.

,,A little bit of everything all of the time..."

Hinter den dunklen Haaren hatte sich ein hämisches Grinsen. Er schluckte

,,Apathy's a tragedy and boredom is a crime."

Sie richtete einen hasserfüllten Blick auf ihn. Dann drehte sie ihm den Rücken zu und bewegte sich langsam zu ihrem Sessel.

,,I'm finished playing and I am staying inside...", ihre Stimme hallte noch ein wenig im Raum, bis sie sich in den Sessel fallen ließ und selbstsicher die Beine übereinander schlug.

,,Hallo, Gwen...", wisperte er eingeschüchtert.

,,Gwendolin für dich", erwiderte sie kalt und starrte ihn eisig an, bis sie schon fast freudig aufsprang, begann zugrinsen und fragte, ,,und wie hat dir mein Ständchen gefallen? Ich hab's gehört und fand es passend. Sie haben gesagt es würde dich einschüchtern und sie hatten recht!"

Die roten Punkte waren ihr gefolgt. Die Männer waren mehr und mehr bereit sie zu erschießen. Er musste die Lage unter Kontrolle bringen. Sie war noch genauso verrückt wie vorher und noch genauso hasserfüllt.

,,Gwendolin. Ich... komme um dir ein Angebot zu machen...", meinte er entschlossen, doch sie hatte das leichte Zittern in seiner Stimme bemerkt. Sie hörte auf durch den Raum zu tigern und sah ihn an, bevor sie hysterisch zu lachen begann.

,,Ein Angebot? Mir? ", fragte sie amüsiert, nur um ihn danach kalt anzusehen und fortfuhr mit, ,,Ich hab alles was ich will. Was könntest du mir anbieten?"

Er sah in ihre Augen, die sich gewaltig zusammenrissen ihn nicht zu töten. ,,Freiheit"

,,Süß, wie du glaubst, wie ihr glaubt ich würde das wollen...", antwortete sie. Ihre Stimme war ruhig und beherrscht. Er hörte die Bedrohung daraus. Mit ihr war jetzt nicht zu spaßen. ,,Was müsste ich dafür tun?"

Natürlich fragte sie das. Sie verstand es dort nachzuhaken, wo es potenzielle Meinungsverschiedenheiten geben könnte. ,,Etwas bedroht die Menschheit..."

,,NEIN. Nein ich werde nicht kämpfen. Für nichts, für niemanden", schrie sie und sprang an das Zellgitter, welches sie sofort schockte und zurückstieß.

Die Lage spannte sich weiter an. Keiner schoss, aber alle hatten erkannt, dass sie das getan hatte um ihren Kopf klar zu kriegen. Um die Kontrolle zu behalten. Er hielt kurz den Atem an. Sie war so kurz davor sich zu verlieren. Es war keine gute Idee gewesen ihn hierher zu schicken, das würde sie vielleicht alles kosten.

,,Wie kannst du es wagen mich das zu fragen? Sie hatten Recht... Du hast mich nur am Leben gelassen, um mich als Waffe zu benutzen!" Sie stand auf und stellte sich direkt vor das Gitter.

,,Das ist nicht wahr! Und das weißt du genau... Bring das nicht in dieses Gespräch" Er musste seine Worte weise wählen. Gern hätte er etwas anderes gesagt, doch das Risiko, sie dadurch zu verlieren war zu groß. Ohne sie würden sie die kommende Krise nicht überstehen und wenn sie durchdrehte, hätten sie zwei Probleme...

,,Aber natürlich. Du willst nicht darüber reden. Das wolltest du nie!", giftete sie zurück und drehte ihm den Rücken zu. Sie ging auf die Büchermauer zu und legte ihre Hand auf den Fuß des Teddys, der darauf saß.

,,Es geht hier nicht um unsere Probleme, Gwen. Die brauchen deine Hilfe..."

,,Ich... ich hab doch gesagt... du sollst mich nicht mehr so nennen" Ihre Stimme zitterte und ihre Hand drückte den Fuß des Teddys zusammen. ,,Ich bin glücklich so wie es ist. Ich will deine ,Freiheit' nicht. Geh."

,,Es tut mir leid... Gwendolin... Bitte. Die Welt braucht deine Hilfe!" Er konnte seine Verzweiflung nicht mehr zurückhalten. Er ging um die Zelle um ihr Gesicht zu sehen.

Doch sie drehte sich weg. ,,Geh jetzt, Vater."

KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt