Er sah mich an und ich wusste was er dachte. Sofort. Und ich dachte dass gleiche. Das hier könnte der größte Fehler meines Lebens werden.
Ich zog meinen Koffer zum Rand des Bürgersteiges und sah die Straße hinunter um nach dem Taxi zu sehen. Dann drehte ich mich wieder zu ihm um. ,,Es ist so weit!", verkündete ich und lächelte schief. ,,Du kommst aber mal zu Besuch, oder?", fragte er und lächelte. Obwohl er versuchte fröhlich zu sein, war sein Lächeln traurig. ,,Aber natürlich! Ich hab hier ja Familie", scherzte ich und lachte aufgesetzt. Er sah durch mich durch und das machte mich unglaublich nervös. ,,Dann sollte ich mich wohl bei deinem Bruder einquartieren, wenn ich dich sehen will!" Er versuchte mit zu scherzen, doch er konnte es nicht. Er seufzte schwer.
Ich sah noch einmal die Straße hinunter. ,,Muss es denn so weit weg sein...", murmelte er. Ich schnaubte: ,,Echt? Du willst damit wieder anfangen?" Die letzten Monate versuchte er schon mir das auszureden. Doch mein Entschluss stand fest. Ich würde mit meinem Freund wegziehen. Was dann kommt wird sich ergeben. ,,Hör zu. Die letzten Tage, die du bei mir geschlafen hast, hab ich wieder realisiert..." ,,NEIN!", unterbrach ich ihn, ,,Ich will davon nichts mehr hören. Ich habe mich entschieden..."
Seine Augen sahen mich traurig an. Es versetzte mir wieder einen Stich, doch ich konnte jetzt nicht nachgeben. ,,Aber ich habe so viel getan und so viel geändert! Ist das denn nicht genug?", erwiderte er verzweifelt. Er hatte Recht Das letzte Jahr hatte er viel getan und geändert. Und ich war auch wirklich stolz auf ihn, doch ich war weitergezogen und hatte mich für einen Neuanfang entschieden.
,,Nein. Gerade weil du das hier, jetzt, sagst, weiß ich, dass es nicht genug ist" Ich kehrte ihm den Rücken. ,,Und du glaubst, dass er der Richtige ist? Dass, das hier das Richtige ist?" Er atmete schwer. Er wusste wieder einmal welche Fragen er stellen musste. Nein Ich hatte keine Ahnung, ob dies das Richtige war noch ob mein Partner der Richtige war. Doch ich wusste das und auch mein Partner war sich dessen bewusst. Trotzdem wollte er diesen Schritt mit mir gehen, um mir einen Tapetenwechsel zu ermöglichen und mit mir die letzten zwei Jahre aufzuarbeiten. Aber das würde ich jetzt nicht sagen. Sonst würde er sich im Recht fühlen. Am Ende der Straße sah ich das Taxi. ,,Ja. Ich glaube, dass das hier richtig ist", sagte ich bestimmt. Ich hob meine letzten Habseligkeiten in dieser Stadt hoch und blickte ein letztes Mal zurück. ,,Tschüss."
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Kurzgeschichten
Short StoryDieses Buch enthält mehrere voneinander unabhängige Ein-Kapitel-Geschichten, Gedanken oder Szenen, ohne Zusammenhang. Ich werde mit einigen Stilen experimentieren, also seid nicht verwundert wenn es wechselt wie ich schreibe. Das alles kann gerne fü...