Kapitel 7

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Orion Taygeta

"Verdammt", hörte Orion Cara keuchen, als sie auf dem Marmorboden aufkamen. Die Fließen unter seinen Füßen waren poliert, glänzend, reflektierten das Licht über ihm und er wagte es kaum, den Blick zu heben. Denn egal, was auf der anderen Seite dieses Spiegels war, er sollte nicht hier sein.

"Wo sind wir hier?", fragte Cara.

Als Orion schließlich zu ihr sah und den Raum um sich herum erblickte, blieb ihm der Atem weg.

Kronleuchter hingen von der Decke und tauchten den ganzen Saal, in den sie hinein gestolpert waren, in ein magisches, warmes Licht. Die Wände waren übersät mit Ornamenten und Malereien. Sie stellten Ereignisse aus einer Welt dar, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Goldene Verzierungen schmückten die Kronleuchter und liefen wie Klettergewächs von dort über die Decke zu den Säulen und bis hinunter auf den Boden, von dem er sich jetzt aufrappelte.

"Was ist passiert?", fragte er. Seine Stimme hörte sich leer und verloren in dem riesigen Saal an. Er wusste genau, was passiert war. Doch ein kleiner Teil von ihm wollte glauben, dass er träumte.

Als er sich umsah, sah er sich selbst. Tausende Male. Er sah sich in kleinen Spiegeln, die eckig waren und dicke Rahmen hatten. In Spiegeln ohne Rahmen. In Ganzkörperspiegeln und Handspiegeln. In Spiegeln mit Ornamenten. In Spiegeln, die aus vielen kleinen Spiegeln bestanden.

"Wow", sagte Cara. Ihre helle Haut, ihre weißen Haare konnte man hunderte Male um sie herum sehen und Orion beobachtete sie, wie sie sich um die eigene Achse drehte. "Das ist krank"

Orion blickte sein eigenes geschocktes Gesicht ein weiteres mal in einem der Spiegel an. Weit aufgerissene Augen und ein offen stehender Mund. Er konnte den Schock und einen Fetzen Angst nicht verbergen.

"Was ist das hier?", fragte Cara und beobachtete Orion, als er aufstand und seine Kleidung abklopfte, die so gar nicht in diesen Raum, an diesen Ort passte.

"Es scheint ein Portal zu sein", sagte er leise und drehte sich zu dem Spiegel um, der sie in diesen Raum gebracht hatte. Doch wo er erwartete, wieder das leere Apartment von Emma zuhause in Konstanz zu sehen, blickte er nur wieder sich selbst an. Und Cara, die hinter ihm stand. Mit ihren hellen, blauen Augen und der weißen Haut und den alten Klamotten.

"Es sieht nach einem verdammten Schloss aus", sagte Orion. "Und wir sollten dringend zurück. Ich glaube nicht, dass wir hier sein sollten"

"Und wie willst du zurück?", fragt Cara und musterte Orions Spiegelbild.

"Wo ist das Apartment hin?", fragte er und legte eine Hand auf die Oberfläche. Doch es passierte nicht. Der Strom, der sie beide hierhergezogen hatte, kam nicht zurück. Es war ein normaler Spiegel, auf dem sich nun Orions Handabdruck abzeichnete.

"Denkst du, er funktioniert nur in eine Richtung?", fragte Cara leise und blickte sich um. Doch es gab ringsum keine Spiegel, die andere Zimmer oder Räume zeigten. Es waren nur Spiegel. "Denkst du jeder Spiegel führt hierher?"

"Ich weiß ja nicht, wie es bei dir so aussieht, aber mein Spiegel zuhause kann sowas nicht"

Orion beobachtete wie Cara an den Spiegeln vorbeilief und sie einen nach den anderen musterte.

"Wo willst du hin?", fragte Orion und zuckte zusammen, als seine Schritte ungewohnt laut in dem Raum hallten, als er Cara folgte. "Wir müssen zurück"

"Durch den Spiegel können wir offensichtlich nicht zurück", sagte Cara kurz angebunden und lief weiter durch den Irrgarten aus Spiegeln.

"Also was ist dein Plan?", fragte Orion und holte zu ihr auf.

Der SandmannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt