Six

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pain
[p3in - complain]
subjective and highly individualized; stimulus in physically and/or mental nature;
unpleasant sensory and personality experience

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Ich war müde.
23 Stunden war ich nun wach. Jedenfalls vermutete ich das, mein Zeitgefühl hatte hier unten sehr gelitten.
Immer und immer wieder jagten sie Strom durch meinen Kopf, helle, schmerzhafte Lichtblitze die sich in mein Gehirn brannten. Nach jeder Minute hörte es für wenige Sekunden auf, nur um dann noch schmerzhafter weiteren Strom unerbittlich in mich zu schicken.
Meine Arme waren noch immer an den Stuhl gebunden, sie spannten sich bei jedem Schrei an. Es hörte nicht auf, mein Blick war schon längst verschwommen, schummrige Gestalten bewegten sich in meinem Augenwinkel.
Es wurde mit jedem Mal schmerzhafter, bis mich eine wohlwollende, warme Dunkelheit umfing.

Pain will disappear over time, but if you don't have time, it will get bigger until it is unbearable. Then your time will have run out.
~Unknown

Und dann stoppte es. Ohne Vorahnung ließ es nach, die Pause war länger. Ich wollte mir nichts erhoffen bis Zola an mich heran trat. Er sah glücklich aus, ganz so als ob mein Schmerz ihn erfüllte.
"Elektrokrampftherapie für heute beendet.", schallte eine Stimme aus der Ferne zu mir herüber.
Für heute. Sie würden es wiederholen, es war nicht vorbei. Was Zola sich davon erhoffte war mir unklar. Mein Atem war zittrig, flach und unregelmäßig, ich fühlte mich als ob ich hunderte Meilen gerannt war und noch viel mehr.
"Schnallen sie ihn los und bringen ihn in seine Zelle. Wir fahren morgen fort.", sagte Zola schon halb abgewandt.
Mit festen Griff wurde ich nach oben gezogen, kurz nachdem sich die eisernen Schnallen von mir gelöst hatten. Es war eine unsanfte Bewegung, die meine Innereien unangenehm nach hinten schleuderte. Mein Rachen war trocken, meine Sicht noch immer verschwommen. Hustend wurde ich von zwei Soldaten durch den Raum gezogen, schon halb bewusstlos.

Der Weg wirkte länger als bei unserem Hinweg, die Gänge zogen sich vor meinen Augen immer weiter nach hinten und bildeten ein unendlichen Tunnel an dessen Ende nur Dunkelheit wartete. Wir kamen an vielen Zellen vorbei, viele schon leer, die meisten waren gestorben, ich hatte mir schon oft gewünscht einer von ihnen zu sein.
Der Tod war erleichternd in dieser Hölle namens HYDRA.
Endlich erreichten wir meine Zelle, stolpernd wurde ich hinein gestoßen. Die Tür wurde sofort zugeschlagen, das Krachen hallte in meinem Kopf nach.
Nach einigen Minuten schaltete sich das Licht flackernd aus und drückende Dunkelheit umfing mich, welche ich müde begrüßte.
Es war nach Stunden endlich wieder still, ich konnte meinen eigenen Atem hören.
Das Blut rauschte mir noch immer in den Ohren, meine Muskeln schmerzten und
schrien bei jeder kleinen Bewegung auf.
Erschöpft schloss ich meine Augen und ich wurde in einen tiefen Traumlosen Schlaf gezogen.

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Es hatte sich nicht einmal wie 10 Minuten angefühlt als das Licht wieder flackernd erwachte. Es war zwar nur graues, trübes Licht, doch es genügte meinen geschundenen Körper zu wecken. Es brannte auf meinen Augenliedern. Mein Körper war schwächer als vor dem Schlaf, ich konnte mich nicht bewegen ohne irgendwo einen stechenden Schmerz zu entfachen. Meine Haut war blass, fast schon grau, ich hatte seit Ewigkeiten kein Sonnenlicht mehr gespürt.
Stöhnend öffnete ich die Augen. Der helle Eindruck meiner Umgebung ließen sie brennen, Tränen stachen mir in den Augen.
Mit unglaublichen, körperlichen Widerstand richtete ich mich auf, nur um müde an die Wand zu starren.
Wenn ich mich nicht irrte war es kälter als sonst und das sollte was heißen. Hier unten hatte sich noch nie ein Fünkchen Wärme blicken lassen. Meine Füße und Hände waren eiskalt, sie schmerzten schon fast. Das dünne Hemd und die Hose die ich trug richteten auch nicht viel aus.
Mit einem Klappern wurde durch eine Klappe ein Tablett geschoben, der graue Brei und das Glas Wasser wackelten. Ich hatte nicht die Motivation aufzustehen, meinen Körper weiter mit Bewegungen zu quälen, doch ich war hungrig und meine Kehle ausgedörrt.
Langsam stand ich auf und lief wackelig zu der Tür. Ich machte mir nicht die Mühe wieder zu meinem Bett zu gehen. Das ist kein Bett.
Ich nahm mir die Schüssel und ließ mich auf den Boden gleiten, die Kälte Stach in meinen Körper wie kleine Nadeln, doch ich ließ mich nicht beirren und löffelte den Brei. Wie immer schmeckte er nach nichts.
Nach einigen Minuten lief ich doch wieder, keinesfalls gestärkt, zu meinem Bett und ließ mich langsam sinken.
Doch lange konnte ich nicht ruhen, das verräterische klimpern der Schlüssel kündigte einen Besucher an.
Wieder flog die Tür mit einem Knall auf, ich sah wieder in das gleiche Gesicht des stumpfen Soldaten, welcher mich mit seiner Waffe bedrohte und wieder liefen wir die langen Gänge entlang, bis wir den großen Raum und den Folterstuhl erreicht hatten.
Wieder wurde ich von dem kalten Metallschnallen an ihn gebunden. Doch bevor der Strom durch meinen Kopf blitzte trat Zola an mich heran.
Würde er mir jetzt jeden Tag eine kleine Motivationsrede halten?
„Sergeant!", rief er aus, er klang als ob er einen alten Bekannten begrüßte. Dabei hatten wir uns erst vor einigen Stunden gesehen.
„Ich hoffe Sie haben gut geschlafen. Wir fahren am selben Punkt fort an dem wir gestern aufgehört haben." Gerade als er sich umdrehen wollte und den anderen Doktoren, waren es wirklich Doktoren oder eher Foltermeister, mit einem Zeichen bedeuten wollte, den Strom fließen zu lassen, erhob ich meine raue Stimme.
„Warum machen Sie das hier?", mehr brachte ich nicht zustande, doch Zola drehte sich erfreut über meine Frage um. Kurz überlegte er, dann zuckte ein kleines Schmunzeln über seine Lippen.
„Wenn ich Sie jetzt über den ganzen Ablauf und die Ziele der Weißen Folter aufklären würde, würden wir hier noch lange sitzen, ohne die eben genannten Ziele zu erreichen."
Es bildeten sich einige Falten in seinem Gesicht, als sein Schmunzeln zu einem Grinsen heranwuchs.
„Aber ich versichere ihnen James, das war erst der Anfang."

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