Six.

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Ich saß am frühen Morgen mit meinem Laptop an der Kücheninsel und tippte schon wieder wie Wild Emails. Meine Nacht war grottenschlecht. Die gesamte Nacht durch hatte ich mich nur hin und her gewälzt. Raf hatte mich komplett durcheinander gebracht, das war schrecklich. Nachdem ich so von ihm zurück geschreckt war, rückte auch er zurück. Er wünschte mir eine gute Nacht und ging dann wieder ins Haus. Ich war selbst von mir enttäuscht, dass ich diesen Moment nicht genutzt hatte.
Aber, nachdem ich nun meine zweite Tasse Kaffee intus hatte, legte ich den Laptop bei Seite und fing an Frühstück für alle zu machen. Tatsächlich hatte ich auch ein wenig Hunger und eine Pause brauchte ich auch.
Ich hatte ein Riesen Frühstücksbuffet gezaubert, hatte den entstandenen Dreck weg gemacht und fing dann endlich an mir einen Teller zu richten. Leise im Hintergrund lief So lala von Raf, so tanzte ich durch die Küche und packte mir Rührei auf den Teller. "Guten Morgen." grinste mein Chef plötzlich vor mir. Ich versteifte mich sofort. Gott war das Peinlich. „Hi." murmelte ich leise und hielt ihm einen leeren Teller hin, damit er sich selber was drauf machen konnte. „Ich hab dich nicht so früh hier erwartet." sagte ich und holte eine Tasse aus dem Schrank, damit ich ihm einen Kaffee machen konnte. „Ich tatsächlich auch nicht, hab miserabel geschlafen, aber dann hab ich was köstliches gerochen." er zwinkerte mir zu, weshalb ich mit knallrotem Gesicht auf meinen Teller stierte. „Außerdem könntest du gerne öfter so gut gelaunt sein wenn du arbeitest." sagte er und gab mir ernsthaft einen Hüftstoß, dabei rollten paar Cherrytomaten von meinem Teller. Ich stellte ihn beiseite und hob sie auf, schmiss sie in den Müll und plötzlich wurden zwei Hände auf meine Hüfte gelegt. Die Musik war plötzlich auch einfach lauter geworden, wann zum Geier war das denn passiert?
Raphael fing an zu tanzen und zog mich mit sich. Er bewegte sich flüssig zum Beat, sein weißes Hemd, welches er offen trug, flatterte wild hin und her. Seine moves brachten mich zum lachen und so langsam stimmte ich mit ein. Wir tanzten zusammen zur Musik, hin und wieder zog er mich an sich ran und wirbelte mich dann wieder umher. Wir lachten ziemlich viel miteinander.
Und mein Bauch explodierte vor lauter Aufregung.
„Was ist denn hier los?" Judith grinste uns an und kam tanzend näher, gefolgt von den anderen die wohl durch unser Gelächter und der lauten Musik geweckt wurden. „Erina hat gute Laune beim Arbeiten." sagte Raphael lachend. Ich grinste weiterhin blöd und tanzte weiter mit ihm. „Ich hab Frühstück gemacht, bedient euch." sagte ich dann und zeigte in die Küche. Hadi und Shaho machten sich gleich drüber her, während die Mädels erst rauchen gingen.
Raf und ich tanzten weiter, es machte zu sehr Spaß um nicht aufzuhören. Und als die verführerischen Songs liefen, wurden auch unsere moves immer enger. Ich kreiste meine Hüften und kam mit meinem Hintern seinem Schritt gefährlich nahe, aber ich hielt trotzdem immer noch einen gewissen Abstand. Wie ich schon mal erwähnte; Professionalität.
Doch Raf hatte anderes im Sinne, denn er zog mich an den Hüften näher und presste seinen Körper gegen meinen Rücken. Seine Arme schlangen sich um meinen Körper und mir wurde sehr heiß. Ich glaubte sogar zu schwitzen. Mir blieb die Luft weg und mir wurde schlecht. Und trotzdem fühlte es sich absolut gut an. „Ey, so hab ich dich noch nie tanzen gesehen. Bonez hat ja einiges aus dir raus geholt." Judith grinste schelmisch, zeigte mir mit ihren Fingern das perfekt Zeichen und zwinkerte. Jedoch verflog die Stimmung zwischen Raf und mir mit einem schlag, er ließ langsam von mir ab und nahm deutlich viel Abstand. Ich atmete entrüstet aus, ging wieder in die Küche und holte mein Teller. „Was ist? Tanzt doch weiter." Judith wirkte verwirrt, sah abwechselnd zwischen uns hin und her, während auch Raphael sich seinen Teller schnappte. „Wir müssen eh noch eure Idee umsetzen, also esst auf, dann treffen wir uns oben auf dem Balkon." Shaho hatte diese unangenehme Situation sofort bemerkt und ging dazwischen. Judith klatschte sich auf die Stirn, schnappte sich eine Traube und rannte dann die Treppen hinauf. „Was für eine Idee?" fragte ich neugierig und sah den anderen Mädels dabei zu, wie sie sich ihr Frühstück zusammen stellten. „Juju meinte, wir sollten noch ein paar Shoots machen wo die beiden verliebt aussehen. Auch für die Promo, könnte das ganz schon viel Gesprächsstoff geben." erklärte er sofort. Mein Herz rutschte mir aus der Brust. Ich nickte daraufhin nur und stellte dann auch meinen Teller in die Spülmaschine und ging mit meinem Laptop nach oben in mein Zimmer.

Ich hörte Gelächter vom Balkon, weshalb ich mich dazu entschieden hatte meinen Laptop mal wieder auf die Seite zu legen und zum Ort des Geschehens zu gehen. Neugierig sah ich ihnen dabei zu wie sie ihre Posen einnahmen und sich von verschiedenen Winkeln ablichten ließen.
Ich schnaubte leise und meine Gedanken spielten tatsächlich ein wenig verrückt. Denn ich stellte mir vor, wie ich Judith vom Geländer schupste.
„Ich glaube wir haben es." sagte Shaho nun und lächelte breit. „Geil, jetzt nur noch ein paar Szenen in Berlin und Wien, dann sollten wir es haben." sagte Juju und grinste breit. „Ja man, ich arbeite noch ein bisschen am Song, aber eigentlich ist der auch schon so gut wie fertig." sagte Raphael mit seinem schönsten Lächeln. „Irgendwie Schade, dass wir in zwei Tagen schon wieder nachhause müssen. Aber irgendwie freu ich mich ja schon." murmelte Roxy und die anderen stimmten mit ein.
Ich hätte lieber noch ein wenig mehr Zeit mit Raphael alleine verbracht, aber allen Anschein sollte es so nicht für mich sein.

Am frühen Abend hatte Hadi den Grill angeschmissen, wir zischten zusammen alle ein Bier und aßen zusammen. Wir unterhielten uns natürlich wie immer um das Business und wie man es verbessern könnte. Bis Raphael plötzlich wortlos aufstand und in das Haus ging. Verwirrt sahen wir uns alle an, dann stand Hadi auf und ging ihm nach.
Als er wieder raus kam, sah er leicht besorgt aus. „Was ist los?" fragte ich nun und legte mein Besteck beiseite. „Hat nur Kopfschmerzen, er versucht jetzt ein wenig zu schlafen." erklärte er, weshalb wir alle verständlich nickten.

Nachdem wir abgeräumt und abgewaschen hatten, ging ich in mein Zimmer und kramte dort meine wertvollen Migränetabletten hervor. Dadurch das ich viel vor dem Bildschirm arbeitete, hatte ich oft sehr starke Kopfschmerzen und mussten daher auch hier mit dabei sein. Nachdem ich sie gefunden hatte ging ich sofort zu Rafs Zimmer und klopfte vorsichtig an. Zwar kam keine Antwort, doch ich ging trotzdem leise hinein. Er lag auf dem Bauch und umklammerte mit seinen durchtrainierten Armen sein Kissen. Sein Gesicht war völlig verspannt, er musste tatsächlich Schmerzen haben. Ich legte ein Blister auf seinem Nachtschrank ab und tapste leise wieder zurück zur Tür. Als sich dann etwas regte, sah ich nochmal zurück und sah in Raphaels Augen. „Da liegen Tabletten, nimm ruhig, vielleicht gehts dir morgen besser." sagte ich leise und er fing an dankbar zu lächeln. „Soll ich dir noch was bringen?" fragte ich, aber er schüttelte den Kopf. So ging ich leise aus dem Raum und schloss die Tür hinter mir.
Ich watschelte langsam die Treppen runter und wollte grade in den Wohnraum gehen, als ich die Mädelsgruppe gackern hörte. „Die kommt doch niemals an ihn ran." ich stellte mich hinter eine Wand und horchte. „Raf passt besser zu dir Juju, Erina ist doch auch absolut nicht sein Typ." sagte die nächste und meine Brust zog sich zusammen. Ich wusste ja schon immer das die Gruppe speziell war und ich nicht wirklich da rein passte, aber dass sie doch so sehr über mich lästerten tat weh. „Ey hört auf, sie ist immer noch eine gute Freundin von mir. Außerdem kann euch das egal sein ob sie auf ihn steht oder nicht." Judith verteidigte mich, was mich wirklich freute. Sie ist halt doch eine gute Freundin. „Aber wir sehen doch wie sehr Raf auf dich steht, du musst dich endlich mal richtig ran machen. Sonst wird das in den nächsten Jahren nichts mehr. Oder ich schnappe ihn mir wenn du ihn nicht willst." Ich glaubte, dass das Assata gesagt hatte, denn ihre Blicke Raf gegenüber waren mir nicht entgangen. Judith lachte leise. „Jaja, ist ja gut. Wir bekommen das sicher noch hin." Enttäuschung breitete sich in mir aus. Traurig stieg ich wieder die Treppen nach oben und verkroch mich in mein Zimmer. Ich hatte es mir ja schon gedacht, Judith stand seit Tag eins auf meinen Boss und verübeln konnte ich es ihr natürlich nicht.

Sensazioni. || Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt