Sept.

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Am Morgen stand ich wieder früh auf, doch diesmal machte ich kein Frühstück für alle, denn ich hatte keine Lust danach aufzuräumen. Also machte ich mir einen Kaffee und ging auf die Terrasse um dort zu arbeiten. Nach und nach kamen auch die anderen auf die Terrasse und warteten dort mit mir auf Raphael um mit ihm weiter arbeiten zu können. Ich ignorierte dabei den Fakt, dass die Weiber schon gut betrunken waren, Hadi in der neun von zehn Highwolke hing und Shaho wie immer arbeitete wie ein Tier. Zu letzterem fühlte ich mich mehr verbunden, er nutzte seine Zeit wenigstens sinnvoll. Ich mochte Hadi sehr, aber sein Marihuana Konsum war schon wie bei einem normalen Raucher zu vergleichen und das machte mir ganz schön Sorgen. Aber anscheinend störte das seine Familie nicht, weshalb ich mich da auch gar nicht mehr einmischte. Die letzte Diskussion mit ihm, Lx und Maxwell hatte ich erfolgreich verloren, aber immerhin respektierten sie meine Ansicht zu Drogen. Auch das Hadi nicht fahren durfte, wenn ich dabei war und vielleicht wäre Dania sogar dankbar darüber falls sie es wusste. Von Raphael brauchte ich gar nicht erst anfangen, er sah es komplett ein, dass diese Drogensache einfach Mist war, aber so wirklich die Finger von lassen konnte er trotzdem nicht. Aber er rauchte wenigstens nicht mehr in meiner Gegenwart, beziehungsweise zu einem gewissen Abstand, so dass ich ihn nicht einatmete. Rücksichtsvoll war er schon immer.

Mittlerweile war schon später vormittag, die Mädels hatten sich an den Pool gesellt um sich zu bräunen, Hadi war ins Haus verschwunden um mit Ronny zu telefonieren und Shaho saß noch immer neben mir. Ich machte mir langsam Gedanken wo Raf blieb, so stand ich auf und ging unbemerkt, da alle beschäftigt waren, ins Haus um nach meinem Chef zu schauen.
Ich klopfte vorsichtig an seiner Tür, aber keine Reaktion. Wie am Abend zuvor öffnete ich leise die Tür und linste hinein. Er lag nicht in seinem Bett, verwirrt runzelte ich die Stirn. Die Tür zum Badezimmer stand offen, insofern konnte er dort nicht sein. Ich wollte also grade die Tür wieder schließen, da sah ich einen Fuß hinter dem Bett liegen. Vermutlich war er einfach aus dem Bett gefallen und hatte sich entschieden auf dem Boden weiter zu schlafen. Ich ging auf ihn zu und rüttelte an seinem Bein, aber er regte sich nicht. „Raf, du musst langsam mal aufstehen." sagte ich noch leise und rüttelte erneut an seinem Bein, da regte sich dann auch langsam mal was bei ihm und er stöhnte auf. „Komm, ich helf dir auf." sagte ich und hielt ihm meine Hand hin, die er aber nicht nahm. Er raffte sich langsam auf und da bemerkte ich wie rot sein Gesicht doch war. Er taumelte auf der Stelle und schwankte gefährlich umher. Sofort hielt ich ihn an seinen Armen, da merkte ich schon das seine Körpertemperatur deutlich gestiegen war. „Du glühst ja richtig!" sagte ich erschrocken und setzte ihn auf sein Bett. Vor einigen Sekunden war er grade noch einen halben Kopf größer als ich, jetzt saß er völlig zusammen gesunken da und ich sah besorgt auf in herab. Ich fühlte nochmals seine Stirn, wo er sich gegen meine kühle Hand lehnte. „Hast du ernsthaft auf dem Boden geschlafen weil dir heiß war?" fragte ich ihn entsetzt, als ich mal realisiert hatte wieso er wohl auf dem Boden lag. Er nickte schwach und lehnte nun seinen Kopf gegen mein Bauch. Der Arme war völlig erschöpft. Ich strich ihm fürsorglich über den Kopf und überlegte was ich für ihn tun könnte. „Du legst dich bitte wieder hin, ich hole dir was zu trinken und gehe dann mit Hadi einkaufen, okay?" er nickte erneut und rollte sich in sein Bett, dann deckte ich ihn zu und rannte quer durchs Haus um Hadi zu suchen. Wenn man ihn brauchte war er nirgends zu finden. Ich brachte meinem Chef sein Wasser, welcher längst wieder tief und fest schlief. Ich suchte erneut nach Hadi, welchen ich mit Juju draußen am Pool reden sah. Also ging ich gleich auf die beiden zu. „Hadi, ich brauch deine Hilfe." sagte ich sofort als ich ihn erreichte, weswegen er mich neugierig ansah. „Wir müssen einkaufen gehen, Raf ist krank." erklärte ich sofort und die beiden tauschten sich besorgte blicke aus. „Okay, dann komm." sagte Hadi gleich und wir gingen sofort in die Stadt.

Ich stand mittlerweile in der Küche und kochte eine Hühnersuppe. Hadi hatte in der Zwischenzeit auch mal nach seinem Kumpel gesehen, genauso wie Shaho. Die Mädels ließen ihn in Ruhe, aber auch nur weil ich es ihnen sagen musste. Raphael musste sich nämlich auskurieren.
Und ja, vielleicht hatte ich mir gedacht, dass ich somit extrapunkte bei ihm machen konnte.
Nach einigen Stunden hatte ich die Suppe endlich fertig, servierte sie in einer kleinen Schüssel und brachte sie mit Paracetamol nach oben in sein Zimmer. „Hey Chef, ich hab dir eine Hühnersuppe gemacht, damit du wieder gesund wirst." sagte ich leise und setzte mich zu ihm aufs Bett und überreichte ihm die Schüssel sowie Tabletten. „Du kannst so morgen nicht Fliegen, Raf." ich fühlte nochmal seine Stirn und bemerkte, dass sein Fiber noch immer nicht gesunken war. Er nickte. „Ich bleibe noch eine Nacht, ihr fliegt nachhause. Klärst du das für mich?" ich schüttelte sofort den Kopf. „Du bleibst sicher nicht alleine hier!" „Aber ihr müsst doch noch weiter machen." Raf pustete und schlürfte dann die Suppe. Er fing plötzlich an zu lächeln und nahm sich den nächsten Löffel. „Die schmeckt sehr gut!" ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich sah ihn dankbar an. „Aber trotzdem, ihr fliegt nachhause, ich schaff das hier schon." sagte er und lehnte sich zurück um mich anzusehen. „Nö, die können gerne nach Berlin ihre Szenen drehen, da brauchen die dich nicht für. Aber ich bleibe bei dir, weil so wie du heute Mittag auf dem Boden lagst, schaffst du das sicher nicht." er sah mich für einen Moment lang nur an, er überlegte ob er mir widersprechen sollte, das wusste ich, aber er nickte ergeben. „Okay, dann gib den anderen Bescheid." ich nickte zufrieden und stand auf. „Komme gleich wieder und hole die Schüssel." sagte ich noch als ich mich an der Tür nochmal umdrehte.

Ich huschte durchs Haus und trommelte alle zusammen. „Ich soll euch sagen, dass Raf und ich noch eine Nacht hier in Dubai bleiben, damit er sich richtig auskurieren kann. So kann er nämlich nicht fliegen. Ihr sollt in Berlin eure Shoots noch machen, damit der Rest im Kasten ist, danach treffen sich Juju, Shaho und Raf dann in Wien." sagte ich ihnen dann im Wohnbereich. „Ist es wirklich so schlimm?" fragte nun Assata, welche ziemlich arrogant auf mich herab sah. „Ja, er hat sehr hohes Fiber." sagte ich einfach und ignorierte ihre Blicke. „Ich finde wir sollten bleiben, nachher vergiftest du ihn noch mit deiner Suppe." lachte sie dann, bekam aber von Judith einen warnenden Blick zugeworfen, aber es war zu spät. In mir kochte das Blut, weswegen ich sie giftig anblickte. „Sag mal was ist dein scheiß Problem?" platzte es aus mir heraus. Kampflustig kam Assata auf mich zu und blickte auf mich herab. Sie war einige Zentimeter größer als ich, weswegen es nicht schwer für sie war. „Wow okay, das reicht. Ich bleib auch hier, jemand muss euch ja fahren falls es Raf nicht besser gehen sollte. Und sie haben recht, ihr geht nach Berlin und dreht die letzten Szenen. Ihr trefft euch dann in Wien für die aller letzten." Hadi ging sofort dazwischen damit es nicht komplett ausartete, auch Judith ging dazwischen und schob ihre beste Freundin von mir weg. Assata schnaubte verächtlich, ich wusste sie wollte mich am liebsten schlagen. Und tatsächlich war ich zum ersten Mal bereit dazu mich mit jemandem zu prügeln, aber nein, dann eben nicht.
Die Mädels gingen nach oben in ihre Zimmer um langsam mal ihre Sachen zu packen, während ich anfing die Küche aufzuräumen. Ich war noch immer total unter Strom und musste ein paar mal durchatmen um mich wieder richtig runterfahren zu können. Assata war tatsächlich die schlimmste in der Gruppe und ich hatte mich schon oft mit ihr in die Haare gekriegt. Ich konnte einfach nicht mit ihr, aber riss mich trotzdem immer zusammen, Judith zuliebe. Ja, was ich nicht alles für sie tat. Aber jetzt bin ich mal dran. Jetzt bekomm ich das, was ich schon Jahre lang wollte und dafür würde ich mir Mühe geben.

Sensazioni. || Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt