Prolog - Teil 1

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Ich öffnete träge meine Augen. Mein Blick war noch verschwommen, aber mir fiel sofort ein grüner Umhang auf, darauf waren zwei gekreuzte Flügel zu sehen. Ich kannte dieses Motiv. Mir fiel nur nicht mehr ein, für was es stand. Irgendetwas trommelte laut auf den harten Boden direkt unter mir, vor mir und sogar hinter mir. Als mein Blick wieder klarer wurde, entdeckte ich vor mir ein Pferd. Die Person konnte ich nicht erkennen, da der Reiter des Pferdes diesen grüne Umhang  trug . Wild peitschte der  grüne Stoff im Wind und schien mir jegliche Sicht auf die Umgebung zu nehmen. Plötzlich laute schwere Schritte hinter mir. Ich legte meinen Kopf nach hinten und erstarrte. Ein riesiger Fuß überragte mich und hüllte alles um mich herum in ein beänstigendes Schwarz. Er raste direkt auf mich zu.

Ich schrie auf und setzte mich eilig in meinem Bett auf. Unruhig sah ich mich um und atmete tief durch, als ich realisierte, dass ich mich in meinem Zimmer befand und die sachte Morgensonne in den Raum fiel. "Ich hasse diesen Traum..."

Ich träume diesen Traum seit meine Eltern gestorben sind, was vor einem Jahr bei einer Außenmission vom Aufklärungstrupp geschah, fast täglich. Ich lebe nun als Vollwaise bei einer Ersatzfamilie, aber meistens schlafe und lebe ich noch in meinem alten Haus, da ich meine Ersatzfamilie nicht wirklich leiden kann.

Ich stand langsam von meinem Bett auf, zog mir meine Alltagsklamotten an und ging die knarzige alte Treppe zur Küche runter. An den Wänden hingen noch gezeichnete Bilder, die ich irgendwann mal gekritzelt haben muss. Ein kleines Lächeln bildte sich auf meinen Lippen, als ich diese musterte. Ich nahm mir meine Strickjacke vom Küchenstuhl und ging zur Tür raus. Draußen knallten die Sonnenstrahlen direkt auf mein Gesicht. Schützend hob ich meine Hand und blinzelte.

Meine Augen erfassten als erstes eine riesige Mauer und ich verzog im ersten Moment mein Gesicht, allerdings erinnerte ich mich wieder daran, dass diese landschaftzerstörende fetten Teile, die letzten Menschen vor den Arschfratzen - eigentlich Titanen genannt, aber Arschfratzen ist viel passender - schützen. Ich wannte meinen Blick zur Seite und sprang die Steintreppen zur dunklen Gasse hinunter. Eine laute Glocke, die ertönte, ließ mich aufhorchen, meine Schritte schneller werden und meine Richtung ändern.

Ich bog in eine Seitenstraße ab und kam kurze Zeit später zur großen Hauptstraße, wo sich bereits eine Menschenreihe entlang schlängelte. Ich stieg auf einen Holzstapel um über die Köpfe der vielen Menschen zu blicken.

*Der Aufklärungstrupp ist wieder da, wahrscheinlich haben sie mal wieder nichts erreicht, so scheiße wie die aussehen*, fuhr es mir durch den Kopf, als ich die verletzten Soldaten musterte. Die meisten hatten ihre Blicke beschämt gesenkt, hielten die Zügel fest im Griff und versuchten die unschönen Kommentare der Bevölkerung zu ignorieren. Die meisten Verbände um jegliche Körperteile waren bereits durchgeblutet und verdreckt.

Ich persönlich weiß nicht so ganz, was ich von dem Aufklärungstrupp halten soll. Sie versuchen der Menschheit zu helfen und wagen sich jedes Mal aufs Neue in das Gebiet außerhalb der Mauern, das einige vielleicht niemals zu Gesicht bekommen, aber dafür erreichen sie kaum etwas. Zumindest geht das Gerücht um, dass sie keine Fortschritte erzielen und nur die Steuergelder verbraten. Ich ließ meinen Blick erneut über den geschädigten Trupp schweifen, oder besser gesagt über das, was von denen noch übrig geblieben ist.

Aus dem Augenwinkel sah ich wie mir ein blonder Schopf, der auf der anderen Seite stand, zu winkte. Es war Armin. Ich streckte meinen Arm hoch und winkte zurück. Neben ihm stand noch ein schwarzhaariges Mädchen, Mikasa, und ein braunhaariger Junge, Eren. Eren sah etwas entsetzt aus, jedoch strahlten seine grünen Augen bei dem Anblick der Soldaten. Mikasa hingegen vergrub ihr halbes Gesicht hinter dem roten schal um ihren Hals und hatte wie immer einen nichts verratenden Blick. Ich mochte alle drei eigentlich sehr gerne.

Die Menschenreihen lösten sich langsam auf nachdem der Trupp vorbei gezogen war. Das Trio drängelte sich durch die auflösende Masse und stoppten vor mir.

"Hallo Piper!", begrüßten sie mich.

Ich nickte ihnen zu.

"Das ist der Wahnsinn! Trotz, dass der Aufklärungstrupp viel einstecken muss, kämpfen sie immer weiter.", fing Eren mit großen Augen an zu schwärmen.

"Ich weiß ja nicht...", erwiderte ich skeptisch und zugleich nachdenklich.

"Jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht!"

Ich sah zur Uhr die am Glockenturm hing. "Naja. Ich muss dann wieder los. Wir sehen uns ja alle später am Fluss wieder. Ich versuch das Buch zu holen!", grinste ich, zwinkerte ihnen zu und lief los. Ich bog in eine die Straße ab, die zum Haus meiner Ersatzfamilie führte. Wenn ich in meinem alten Haus schlief muss ich mindestens einmal am Tag meine Ersatzfamilie besuchen. Das wurde mir so vorgeschrieben. Nach einer Zeit verlangsamte ich mein Tempo und wechselte zum gemütlichen Gehen über.


Survival is not enough (Attack on Titan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt