Kapitel 13

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Am nächsten Morgen stand ich 2 Stunden vor dem Frühstück auf um im Wald trainieren zu können. Ich wollte Luc zeigen, dass ich gut war. Als ich meine Trainingsklamotten anzog und auf dem Kiesweg in den Wald lief, dämmerte es bereits. Hier und da hörte man Vögel zwitschern und das Rauschen, das durch den Wind an den Bäumen zustande kam hatte eine beruhigende Wirkung. Statt Angst, fühlte ich mich in Sicherheit und geborgen. Die Natur war wie ein Anker, ich nahm sie ganz anders war als damals in meiner Welt. Fast so als wenn sie mit mir kommunizieren würde. Irgendwann erreichte ich schließlich die Lichtung. Ich stellte mich in die Mitte um so wenig Schaden wie möglich anzurichten und fing erst mit den Tricks an, die mir Luc beigebracht hatte. Ich hatte so gut wie keine Schwierigkeiten das Ganze vier, fünf mal zu wiederholen, also wollte ich etwas anderes ausprobieren. Ich probierte es mit den anderen Elementen. Zu erst fing ich mit der Erde an. Sie schien mir am passendsten, da ich mich ja im Wald befand. Also legte ich meine Hand auf den Boden und versuchte das Leben in den Pflanzen, den Bäumen und allem Grün zu erspüren, und tatsächlich, da war etwas. Es war als wenn mir die Natur Impulse in Form von Herzschlägen senden würde. Ob man wohl auch mit ihnen reden könnte? Immerhin lebten sie ja...
Das nächste was ich in Fantasy-Büchern und in Filme gesehen hatte, war, dass man Pflanzen wachsen lassen kann, also versuchte ich es. Ich setzte mich vor ein kleines Gänseblümchen mitten auf der Lichtung, schloss die Augen und versuchte auch hier den "Puls" zu spüren. Plötzlich spürte ich unter all den anderen Impulsen ein kleines hauchendes pulsieren. Ich griff mental danach und stellte es mir größer und lauter vor. Als ich die Augen öffnete, war das Gänseblümchen nicht nur ein paar Zentimeter gewachsen, nein, es reichte mir bis an die Knie. Verblüfft stand ich auf und schaute sie mir von allen Seiten an. Ich konnte tatsächlich mehrere Elemente beherrschen, Frau Bennett hatte nicht gelogen...
Das hieß aber auch, dass die Prophezeiung tatsächlich stimmte, und die machte mir verflucht Angst.
Jedenfalls traute ich mich auch an die Luft heran und versuchte sie herumzuwirbeln, wie ein kleiner Tornado. Es funktionierte! Ich war ein Naturtalent! Glücklich sprang ich in die Luft, hielt aber sofort inne als ich ein kleines Rascheln hörte. Die Erdmagie war ja doch ganz nützlich. Als normaler Mensch hätte ich das Rascheln wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen. Gleichzeitig spürte ich eine Energie, eine mächtige und beeindruckende Energie. Ich wusste gar nicht dass das ging aber ich war mir sicher, dass sie von einem Magier stammen musste. Ich schaute mich um und entdeckte plötzlich 'wunderschöne eisblaue Augen, die mich angrinsten.
"Sag mal, was anderes als hinterherspionieren kannst du wirklich nicht oder?" Ich funkelte ihn böse an aber sein Grinsen wurde dadurch nur noch größer.
"Süße, wenn du nicht andauernd verschwinden würdet, dann müsste ich dich auch nicht suchen."
"Pff, es ist sechs Uhr morgens, es besteht keinen Grund mich zu suchen." 
"Es ist halb neun, nicht sechs. Du hast das Frühstück verpasst." Achselzuckend kam er näher und blieb vor mir stehen. Wie aus dem nichts erschien ein Korb in seinen Händen, aus dem es verführerisch nach Rührei und Kaffee roch.
In dem Moment meldete sich auch mein Magen mit einem lauten Knurren, was Luc zum Lachen brachte.
"Da hast du wohl Glück, dass du mich hast, was?" Mit einem Zwinkern breitete er eine Decke aus und setzte sich. Eine einladende Bewegung signalisierte mir, dass ich mich auch setzen sollte, was ich dann auch tat. Luc holte das besagte Rührei, den Kaffee, sowie Brötchen, Aufstrich, Besteck und Orangensaft aus dem Korb und stellte es in die Mitte von uns beiden auf die Decke. Man könnte meinen, dass wir ein Pärchen waren und gerade ein schönes romantisches Date am morgen hatten, aber so war es nicht. Es überraschte mich, das Luc das tat und ich wusste auch nicht so recht warum. Tief in meinem Inneren wollte ich, dass er es für mich tat, ohne einen Befehl zu haben  mich zu beobachten und zu beschützen. Aber ich wusste dass dem nicht so war.
"Warum tust du das?" fragte ich dann doch, ohne ihn anzuschauen.
Luc legte sein Brötchen beiseite und schaute mich von der Seite an.
"Damit du nicht ohne Frühstück ins Training musst?" Luc wusste dass ich das nicht meinte aber aus irgendeinem Grund wollte er es mir nicht sagen. 
"Du weißt was ich meine." meinte ich.
Er schwieg und für einen Moment dachte ich er würde mich ignorieren aber dann antwortete er doch.
"Ich wollte es." 
Diese drei Worte waren wie Honig in meinem Mund. Es war als wenn mein Herz dahin schmolz aber ich ließ es mir natürlich nicht anmerken. Stattdessen nahm ich mir ein Brötchen und genoss das Frühstück.
Wir saßen bestimmt eine Weile da ohne etwas zu sagen. Wir aßen nur genüsslich auf und genossen den Sonnenschein, der durch den wunderschönen Wald ein angenehmes Gefühl auf der Haut hinterließ. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, in seiner Gegenwart fühlte ich mich sicher. Geborgen. Kurz traute ich mich ihn genauer anzusehen. Er lag mit verschränkten Armen hinter dem Kopf einfach nur da, hatte die Augen geschlossen und genoss die Natur. 
Mit seinen schwarzen Locken und dem adonisgleichen Körper sah er aus wie ein Gott, wie ein mächtiger Gott, wenn ich mir das Gefühl von Macht und Energie nochmal in Erinnerung rief. 
Plötzlich schlug er seine eisblauen Augen auf und schaute mich direkt an.
Peinlich berührt schaute ich weg und tat so als wenn ich mich allgemein umsah, keine gute Taktik. 
Augenblicklich saß er direkt vor mir und sah mir tief in die Augen. Seine weichen Finger hinterließen eine Gänsehaut auf meiner Haut als er mir eine Strähne aus dem Gesicht strich. 
Ein Grinsen schmückte sein Gesicht. Verdammt, er wusste was für eine Wirkung er bei mir hatte. Ich fühlte mich ertappt, wollte aber nicht zur Seite schauen, denn sonst würde ich ihm nur die Bestätigung geben die er wollte. 
"Un du bist tot." flüsterte er.
Plötzlich merkte ich etwas metallisches an meinem Rücken. Ein Dolch. Er hatte tatsächlich die Situation ausgenutzt. Wütend stand ich auf und lief zurück zum Internat. Ich wollte nicht dass er mein enttäuschtes Gesicht sah, deswegen lief ich einfach, ohne ein Wort zu sagen oder auf ihn zu warten, doch der Schauer, der mir den Rücken herunter lief ließ mich wissen, dass er mich bereits aufgeholt hatte.
"Tut mir Leid Zoe, aber ich musste dir zeigen wie leicht du zu beeinflussen bist. Wäre ich dein Gegner wärst du jetzt ein Haufen Asche." 
Ich sagte weiterhin nichts und ignorierte ihn. Er hatte Recht, aber trotzdem war ich enttäuscht. Ich entwickelte Gefühle, und das war nicht gut...
Plötzlich wurde ich herumgewirbelt und befand mich in seinen Armen wieder.
"Verzeihst du mir?" er flüsterte und kurz dachte ich einen kleinen Funken Reue in seinen Augen gesehen zu haben.
"Ich wüsste nicht wegen was." log ich, aber er wusste was ich wirklich dachte. Ich sah es in seinen Augen. Er ließ mich los und verschwand.
In Gedanken versunken lief ich zum Internat. Ich hatte bestimmt schon die ersten Stunden verpasst aber das war mir in dem Moment egal. Ich ging einfach zur nächsten Stunde die mein Stundenplan vorgesehen hatte.
Talia kam sofort angerannt und umarmte mich als sie mich sah. Ich lächelte. Vielleicht sollte ich mehr mit meinen Freunden rum hängen, als mich mit diesem Idiot herum zu schlagen. 
Nach der Schule ging ich direkt in mein Zimmer und ließ meinen Gedanken, oder wohl er einem Gedanken, freien Lauf. Das durfte nicht passieren, es durfte einfach nicht sein, es würde so viele Probleme mit sich bringen.
In dem Moment wusste ich gar nicht wie Recht ich damit hatte.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 23, 2018 ⏰

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