Kapitel 2

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"Alles Gute zum Geburtstag mein Schatz" meine Mutter stand neben meinem Bett,"aber trotzdem musst du heute noch zur Schule" Ich stöhnte innerlich auf. Was konnte schon schlimmer sein als Schule wenn man Geburtstag hatte? Zehn Minuten später saß ich angezogen am Küchentisch und aß meinen Geburtstagskuchen mit weißem Schokoladen-Überzug. Meine Mum räumte derzeit die Küche auf. 
Sie ist alleinerziehend, weil mein Vater sie sitzengelassen hat, als sie noch mit mir schwanger war, aber meine Mum ist echt die Beste, ich könnte mir keine bessere vorstellen.

Da fällt mir ein, ich habe mich ja noch garnicht vorgestellt. Ich heiße Zoe, bin mittlerweile 18 Jahre alt und habe keine Geschwister. Meine Mutter heißt Johanna und ist 42. Und mein Vater, naja wie gesagt, dieser Typ hat uns sitzen gelassen...

Ich zog mir meine Jacke an und wollte mir einen Apfel nehmen, doch als ich ihn berührte vereiste er plötzlich. Vor Schreck ließ ich ihn fallen, was ein lautes Klirren zur Folge hatte. Mein Mutter war zum Glück gerade im Obergeschoss und schien es nicht gehört zu haben. Ich machte schnell sauber und betrachtete dann meine Hände genauer. Komisch, als ich sauber machte verwandelte sich nichts zu Eis. Als ich jedoch meinen Rucksack nehmen wollte, um zur Schule zu gehen, fing der Griff auch plötzlich an zu vereisen. So konnte ich definitiv nicht in die Schule gehen. Also zog ich mir Handschuhe an, in der Hoffnung, dass niemand Fragen stellen würde und beschloss später darüber nachzudenken was gerade geschehen war. 
Als ich bei dem Haus von Chrisi ankam und dort wartete um sie wie jeden Morgen abzuholen, lief es mir plötzlich eiskalt den Rücken hinunter. Abrupt drehte ich mich um, doch ich sah nichts, was ich nicht schon mal gesehen hätte.
Merkwürdig, ich hatte wirklich das Gefühl als würde mich jemand beobachten.
Ich schaute mich noch eine Weile um, bis ich die Stimme von Chrissi neben mir wahrnahm.
"Was schaust du denn so? Hast du einen hübschen Typen gesehen?"
"Du bist doch diejenige die nach einem hübschen Typen Ausschau halten würde, nicht ich. Lass uns gehen." Vermutlich hatte ich mir das ganze nur eingebildet, also fand ich es auch nicht erwähnenswert. Ich hakte mich bei Chrisi unter und zusammen gingen wir zu unserer ersten Stunde.
Für mich hieß es Neurologie und Genetik und für Chrisi ging es zum Sport machen.
Wir hatten beide unterschiedliche Kurse gewählt, weswegen wir nicht immer zusammen sein konnten.
Kaum hatte ich mich auf meinen Platz in der dritten Reihe gesetzt, spürte ich dieses Schauern erneut. Das konnte ich mir jetzt wirklich nicht eingebildet haben aber als ich mich erneut umschaute, konnte ich nichts entdecken. Plötzlich setzte sich ein überdurchschnittlich gutaussehender Typ neben mich.
"Ist der Platz noch frei?" 
"Äh, ja natürlich." Normal reagiere ich ja nie so heftig auf Jungs aber er hatte irgendetwas an sich, was mich anzog und gleichzeitig auf Alarmbereitschaft brachte.
"Ich bin Markus. Schön dich kennenzulernen." Er reichte mir die Hand. Als ich sie ergriff wurde mir plötzlich ganz warm und meine hand fühlte sich an als wäre sie verbrannt. Ich zog sie schnell zurück, sagte aber nicht weiter dazu.
"Ich bin Zoe."
"Willst du deine Handschuhe nicht ausziehen? Für den Winter ist es denke ich mal noch zu früh." Er schaute mich fragend an, während ich fieberhaft nach einer Ausrede suchte.
"Ähm, nein, weißt du...mir ist immer sehr kalt, schon von klein auf und ich habe Angst krank zu werden, weil ich, ähm, ein wichtiges Turnier demnächst habe und deswegen muss ich eben alle Vorkehrungen treffen."
"Okay, wenn du meinst." Er schaute mich irritiert an, beließ es aber dabei.
Der Lehrer kam herein und fing sofort mit dem Aufbau einer Nervenzelle an.
Mein Blick schweifte während Stunde immer mal wieder kurz zu Markus rüber, der es zum Glück nicht bemerkte. Ich nutzte die Chance um ihn näher zu betrachten. Er hatte schwarzes haar, hellblaue Augen und schien älter zu sein als er ist, was aber unmöglich sein kann, da er mit mir hier im Unterricht sitzt und in etwa das gleiche Alter haben sollte.
"Zoe, kannst du uns bitte erklären, wie ein Reiz weitergeleitet wird?" 
Der Lehrer, Herr Rackler, schaute mich herausfordernd an.
"Natürlich. Ein Reiz wird an den Dendriten einer Nervenzelle an, wird zum Axonhügel geleitet, summiert und im Axon weiter zu den Synapsen geleitet."
Tja, damit hatte er nicht gerechnet. Ich schaute siegessicher, was Herr Rackler wohl komplett aus der Bahn warf.
"Nun ja, ähm, dann fahren wir fort."
Ich merkte wie Markus mich anstarrte, ließ es mir aber nicht anmerken und tat so als würde mich Herr Racklers Gerede interessieren. 
Plötzlich ertönte ein Alarm.
"Nicht schon wieder, wieso immer in meinem Unterricht." ärgerte sich Herr Rackler und schien ziemlich genervt vom Feueralarm zu sei. Alle ließen sofort alles stehen und liegen und bewegten sich pärchenweise zum Ausgang der Schule.
Der Feueralarm findet zwei mal jährlich als Übung an unserer Schule statt. Früher war es nur einmal jährlich, aber nach einem Unglück von vor 10 Jahren, bei dem ein Schüler sich nicht zu helfen wusste, hielt es die Schulleitung für notwendig, dei Übung zwei mal jährlich zu machen.
Zu meinem Glück, denn danach durften alle gehen und ich hatte mehr Zeit für meinen Geburtstag.
Nach dem ganzen Chaos, holte ich meine Sachen und lief nach Hause. Markus sah ich komischerweise nicht mehr.

Ich lief gerade einen schmalen Pfad im Wald entlang, als ich plötzlich spürte, wie jemand einen Lappen vor mein Gesicht hielt. Vor Schreck atmete ich ein, was sich aber als Fehler herausstellte, da ich daraufhin Ohnmächtig in mich zusammen sank. Das letzte was ich wahrnahm waren zwei starke Arme die mich hochnahmen. 

FrostliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt