Kapitel 10

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Die Sonnenstrahlen, welche durch mein nicht ganz zu gezogenes Fenster schienen weckten mich sanft, doch kaum als ich mich versuchte aufzurichten, machte sich der Sturz von gestern bemerkbar. 
Vor lauter Schmerz beschloss ich mich wieder hinzulegen, worauf ich erneut einschlief.
Das zweite Wecken übernahm diesmal ein energisches Klopfen an der Türe und kurz darauf trat Luc in  mein Zimmer.
Instinktiv zog ich mir meine Decke bis zu den Augen hoch.
"Verschwinde! Was fällt dir ein einfach so in mein Zimmer zu platzen. Das gehört sich nicht." Peinlich berührt signalisierte ich ihm klar und deutlich, dass er schleunigst verschwinden sollte.
"Erstens, habe ich geklopft, also war es in keinem Fall unhöflich. Und zweitens, ich habe auch andere Sachen um die Uhrzeit zu erledigen, aber Frau Bennett hat mir aufgetragen dich die ersten Wochen zu begleiten und vor allem aufzuwecken. Also stell dich nicht so an. Du hast 10 Minuten. Ich warte vor der Tür."

10 Minuten? Ein Junge hätte das vielleicht schaffen können aber ich definitiv nicht. Da ich Luc mittlerweile zutraute, dass er nach den 10 Minuten einfach hier reinstürmte, zog ich mich so schnell wie möglich um und machte mich fertig. So schnell hatte ich mich in meinem Leben noch nicht gerichtet. 
Wie prophezeit, kam Luc nach exakt 10 Minuten herein und zog mich auch schon mit ihm mit.
"Wo geht es denn hin?"
"Also ich weiß ja nicht was du um die Uhrzeit meistens machst aber ich gehe erst frühstücken."
Luc schmunzelte, verbarg es aber recht schnell wieder.
Warum zeigte er keine Emotionen? Das machte doch kein normaler Mensch. 
Daraufhin sagte ich aber nichts mehr, sondern folgte ihm schweigend zum Speisesaal.

Schon von weitem konnte ich Thi's roten Schopf erkennen. Sie saß an einem Tisch, den ich nicht zuordnen konnte und als sie mich sah fing sie sofort an zu strahlen. Luc verschwand derweil an seinem Tisch und setzte sich zu seinen Kumpels. Es dauerte nicht lange, bis Jo oder An auf seinem Schoß landeten. Augenverdrehend drehte ich mich wieder zu Thi um.
"Heeey," Sie umarmte mich stürmisch," wir haben schon auf dich gewartet." 
Sie blickte einmal in die Runde und stellte mich jedem Einzelnen vor. Neben Thi saß ein Mädchen, dass blonde kurze Haare hatte und ziemlich schlacksig aussah. Sie hatte eine Brille und wirkte eher schüchtern aber ansonsten schien sie ganz nett zu sein. " Das ist Lisa. " sagte Thi. Daraufhin folgte ihr Blick zu einem gut aussehendem Jungen. Er hatte etwas längere, braune Haare, die zur Seite gekämmt waren und mich somit etwas an die Frisur von Justin Bieber erinnerte. Seine Augen waren grün und er machte einen ziemlich sportlichen Eindruck. Er würde ziemlich gut zu Thi passen und als ich sah wie rot sie wurde als sie ihn mir vorstellte, wusste ich sofort, dass da noch etwas draus werden könnte. Neben  ihm, Jason wie ich später mitbekam, saß da noch ein etwas dickerer Junge. Er hatte zerzauste, schwarze Haare und schien ein Chaot zu sein, so verschmitzt wie der schaute.
" Zum Schluss ist da noch Ben. Unser herz allerliebster Witzbold. " erklärte Thi.
Nachdem ich jedem meinen Namen gesagt hatte und mich vorgestellt hatte, war das Gefühl vom leeren Magen zu groß, als dass ich das Büffet hätte vernachlässigen können.

Ich holte mir schnell eine Scheibe Toast mit Nutella, etwas Rührei, ein Glas Orangensaft und setzte mich wieder zu den anderen.

"Hey, warum bist du eigentlich hier, auf dem Internat?" Ben schaute mich neugierig an, etwas zu neugierig fand ich, er starrte mich ja regelrecht an.
"Äh, ich schätze, dass das etwas mit meiner Gabe zu tun hat, aber genaueres würde ich auch noch sehr gerne erfahren. Was ist mit dir?"
"Ich bin EM, cool oder? "Auf meinen fragenden Blick hatte er wahrscheinlich nur gewartet, denn schon fuhr er mit seiner Erklärung fort.
 "Ein EM ist ein Essensmagier, ich bin für die Küche zuständig." Erst jetzt fiel mir die dreckige Schürze auf, die er anhatte. Sie war schlicht weiß mit einem Wappen darauf. Wahrscheinlich das Wappen des Internats. Während er das sagte grinste er stolz vor sich hin.
"Essensmagier ist wohl etwas übertrieben Ben. Du arbeitest nur in der Küche" lächelnd klopfte Thi Ben auf den Hinterkopf.
"Ich fand das Wort Essensmagier aber cooler. " Verlegen schaute er drein und wandte sich aber gleich wieder mir zu. "Was hast du eigentlich für eine Gabe?" 
"Ich kann mit Wasser, Eis und Ähnlichem anscheinend umgehen. Nichts Großes schätze ich." Ich zuckte nur mit den Schultern und aß dabei meine letzte Gabel Rührei auf.  
Plötzlich war es aber ganz still an unserem Tisch und alle schauten mich ganz gespannt an.
"Nichts Großes? Das ist mehr als Groß!" flüsterte Jason. Er war ganz aufgeregt, was ich nicht recht verstand.
"Du musst wissen, es gibt eine sehr alte Prophezeiung, vor der sich jeder hier im Internat fürchtet, möglicherweise bist du deshalb hier her gebracht worden." Lisa setzte sich ihre Brille zurecht und schien ebenfalls immer nervöser zu werden.
"Was für eine Prophezeiung? Ich habe noch nie etwas von einer Prophezeiung gehört."
"Eigentlich dürfen wir nicht darüber reden, aber ich denke, dass du das wissen solltest. Es sind auch nur ganz wenige eingeweiht. Du hast Glück, dass du uns jetzt als Freunde hast. " Thi zwinkerte mir zu, doch bevor sie weiter reden konnte wurde sie von Ben unterbrochen.
"Findet ihr nicht, dass Zoe wissen sollte, was ihr so drauf habt?" Dabei schaute er Lisa, Jason und vor allem Thi an. Dieser Blick war aber eher warnend, statt witzig gedacht. Irgendetwas verheimlichte er, oder besser gesagt, alle.
"Also Lisa und ich sind Erdmagier." gestand Jason.
"Und ich kann das Feuer kontrollieren." sagte Thi dann stolz.
Das überraschte mich, denn ich konnte mir vor allem Lisa überhaupt nicht als Erdmagier in vorstellen.
Ich lächelte sie an um ihr die Schüchternheit etwas auszutreiben, aber es funktionierte nicht.
"Könnt ihr dann alles was mit Erde und Feuer zu tun hat kontrollieren?" 
"Ja theoretisch schon, praktisch eher unwahrscheinlich. Einige können es, die meisten aber noch nicht. Man muss erst vieles noch lernen. Beispielsweise kann Thalia erst Wärme erzeugen und noch keine Flammen oder ich kann mit Pflanzen kommunizieren aber sie noch nicht zum wachsen bringen. Das muss man erst alles erlernen, deshalb sind wir ja hier."
Plötzlich wurde die Tür vom Speisesaal aufgerissen. Alle Blicke wanderten zur Tür des Speiseaals und es wurde mucksmäuschen still.


FrostliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt