Mittlerweile saß ich auf meinem Bett und ließ alles was vor kurzem geschehen war Revue passieren. Ich konnte es nicht glauben. Ich trage etwas besonderes in mir, dass ich nicht lache. Ich bin doch eben erst angekommen und schon werde ich mit all dem Ganzen konfrontiert. Matthew Landon will mich. Die Unterwelt will mich. Hades will mich. Na prima.
Auf meinem Schreibtisch lag bereits ein Trainingsanzug und ein Plan wie mein zukünftiges Leben aussehen würde. Zuerst nahm ich mir den Anzug und sah ihn mir genauer an. Er war schwarz, eng anliegend und hatte etwas gefährliches an sich. Die Schultern und die Taille waren dunkel grau und rau, so ähnlich wie der Anzug, den Katniss Everdeen bei den Hungerspielen trug. Ich zog ihn an und betrachtete mich in dem überdimensional großen Spiegel der neben meiner Tür stand. Ich sah gut aus. Man könnte meinen, dass er extra für mich angefertigt worden wäre, so perfekt saß er. Auf einmal schien ich gefährlich und es schlich sich ein gutes Gefühl in meine Magengegend. Ich mochte den Anzug.
Plötzlich ging die Türe auf und ich unterdrückte einen Schrei.
"Beeil dich. Wir müssen zum Trainingsraum." Luc stand in der Tür. Sein Blick ging einmal von unten bis zu meinem Gesicht. Ich hätte schwören können, dass ich ein kleines Lächeln sah, doch es war so schnell verschwunden wie es gekommen war. Ich lief rot an und schlang meine Arme aus Reflex um meinen Körper. Das tat ich immer wenn ich mich unwohl fühlte. Ich holte schnell meine Tasche, packte meine Ersatzklamotten rein und folgte Luc schließlich hinaus. Erst jetzt bemerkte ich, dass Luc auch so einen Anzug trug. Er sah verdammt gut darin aus und seine Muskeln konnte man nun deutlich erkennen. Als ich merkte, dass ich ihn anstarrte, versuchte ich abzulenken.
"Warum holst du mich eigentlich ab?"
"Nun ja, verständlicherweise hat Jo keine Lust mehr mit dir zu trainieren und da niemand anderes mit dir klar kommt, muss ich herhalten."
Er zuckte nur mit den Schultern ohne mich eines Blickes zu würdigen.
"Was wenn ich nicht mit dir trainieren will?" Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Süße, wenn du das Feuer erlernen willst, dann musst du wohl oder übel mit mir zusammen trainieren."
"Nenn mich nicht Süße." Antwortete ich giftig. Daraufhin sah er mich endlich an. Ein Grinsen zierte sein makelloses Gesicht und passte perfekt zu seinen wunderschönen eisblauen Augen.
"Okay Kleine." Er zwinkerte und öffnete dann die Türe zum Trainingsraum. Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir schon angekommen waren. Die Halle sah exakt gleich aus wie die alte Halle, mit dem einzigen Unterschied, dass die Wände statt blau, rot angestrichen waren. Hier und da konnte man einige Menschen erkennen, die eifrig am trainieren waren. Sie bewarfen sich mit Feuerkugeln, wichen aus, und verteidigten sich darauf hin wieder. Trotzdem konnte man erkennen, dass sie sich wirklich Mühe gaben. Die Worte von Frau Bennett zeigten also ihre Wirkung.
Luc lief voraus, ich hinterher. Wir legten unsere Sachen beiseite und stellten uns in die Mitte der Halle.
"Gut, dann zeig mal was du schon kannst."
"Ähm, gar nichts?"
Daraufhin schaute er mich skeptisch an, bevor er mich ohne Vorwarnung angriff. In mir breitete sich Panik aus und instinktiv hob ich meine Arme an. Der Feuerball kam immer näher und verblasste dann einfach kurz vor mir.
"Wow, hast du das gesehen?" Ungläubig schaute ich meine Hände an.
"Ja das habe ich, allerdings habe ich sowas noch nie gesehen."
Daraufhin schoss er mir weitere Feuerbälle zu, aber als diese auch vor mir verschwanden ging er aufs Ganze. Er zog zwei Dolche, welche zu glühen begannen als er sie in den Händen trug. Seine Augen glänzten und zeigten eine Kampflust, sodass bei mir sich die Angst bemerkbar machte. Ohne es zu bemerken stand er bereits vor mir und wollte auf mich einstechen. Ich wich so gut es ging aus aber seine schnellen Bewegungen machten es mir nicht leicht. Da ich früher, in meiner Welt, Kampftraining zur Selbstverteidigung praktiziert hatte, konnte ich anfangs gut durchhalten, was ihn anscheinend erstaunte. Doch nicht mal nach den ersten 2 Minuten war ich an die Wand gedrängt und wartete auf den Schmerz aber er kam nicht. Er blieb vor mir stehen und schaute mich einfach nur an. Als wäre ich ein Objekt, dass gerade einer Inspektion unterzogen wurde. Mit seiner Hand kam er langsam an mich heran und fuchtelte vor meinem Gesicht herum als wäre dort eine Fliege.
"Was machst du da?"
"Ich habe eine Vermutung was das Verblassen der Feuerbälle angeht. "
Jetzt wurde ich auch neugierig.
"Dann sag es mir." forderte ich ihn auf , aber er drehte sich nur um und lief wieder zu der Bank, auf der wir unsere Sachen vorher abgelegt hatten. Er verstaute seine Dolche in einer weiteren Tasche und kam wieder auf mich zu.
"Das ist erstmal noch nicht so wichtig. Erst muss ich mir sicher sein bevor ich dich einer möglichen Gefahr aussetze."
Ich schnaubte. Was glaubte er was ich bin? Ein kleines Kind, dass nicht in der Lage ist auf sich selbst aufzupassen?
"Es ist mein Recht es zu wissen."
Mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte er mich.
"Ach ja? Ist es das?"
"Ja, ist es." Ich hielt seinem Blick stand. Es war fast wie ein Wett-Gestarre, was ich wirklich immer gewonnen hatte als ich klein war. Auch jetzt wandte Luc seinen Blick als erster ab.
"Lass uns weiter machen, wir haben sonst nicht genug Zeit, und wir müssen dich so schnell wie möglich mit dem Feuer vertraut machen."
Ohne mir eine Chance zu geben zu protestieren zog er mich in eine Ecke. Die Wände waren dick und mit einer komischen Substanz bedeckt.
"Probieren wir es mit den Feuerbällen die ich vorhin gemacht habe."
Er stellte sich hinter mich und nahm meine Hände in seine. Mein ganzer Körper kribbelte und ich verfluchte mich dafür, dass Luc so eine Wirkung auf mich hatte.
In diesem Moment war ich wirklich froh, dass er hinter mir stand und meinen hochroten Kopf nicht sah.
"Das Feuer basiert auf deiner Energie und deinen Gedanken und Emotionen. Ein besonders emotionaler Moment wie zum Beispiel Trauer, Wut, Freude oder Liebe. Du musst dich auf diesen Gedanken konzentrieren und diese Emotionen in Energie wandeln, mit der du das Feuer kontrollieren kannst. Du musst sie bündeln und auf einen bestimmten Punkt richten, in diesem Fall deine Hände."
Dabei machte er mit meinen Händen die Bewegung, die er vorhin gemacht hatte.
"Aber zuerst versuchen wir überhaupt Feuer in deine Hände zu bekommen. Setz dich. "
Er saß bereits auf dem Boden und wartete auf mich. Ich setzte mich ihm gegenüber in den Schneidersitz und legte meine Hände auf meine Oberschenkel. Ohne mit der Wimper zu zucken hob er seine Hand und ließ eine kleine Flamme darauf tanzen.
"Jetzt entspann dich und versuch es, so wie ich es dir gesagt habe. Konzentriere dich auf eine bestimmet Emotion."
Ich schloss meine Augen und hob meine Hand. Ich saß bestimmt 5 Minuten so da, ohne dass irgendwas passierte.
"Du konzentrierst dich nicht, entspann dich und such dir einen Moment aus."
Er setzte sich erneut hinter mich und griff nach meiner Hand. Erstaunlicherweise war ich sofort entspannter. Er hatte eine so beruhigende Art und sein Atem, der an meinem Ohr streifte verursachte eine angenehme Gänsehaut. Ich konzentrierte mich und versuchte an meine Mum zu denken und wie traurig ich darüber war, dass ich hier und sie dort war. Aber es funktionierte nicht. Ich probierte es immer und immer wieder bis mir klar wurde, dass es nicht stimmte. Ich bin nicht traurig dass ich nun hier war. Ich bin froh, dass ich hier war, froh, dass ich das sein durfte was ich jetzt war, auch wenn mir das einige Probleme bringen könnte. Und ich war froh in diesem Augenblick hier in Lucs Arme sitzen zu dürfen.
Ehe ich es mir versah wurde es warm in meiner Hand, aber es war eine angenehme Wärme. Fasziniert schaute ich der kleinen Flamme zu wie sie in meiner Hand herumtänzelte.
"Na also, geht doch. An was hast du gedacht? Normalerweise schaffen dass die meisten nicht am ersten Trainingstag." Luc entfernte sich wieder von mir und stand auf. "An meine Mum." sagte ich schnell. Etwas zu schnell, denn Luc sah mich nur skeptisch an.
"Und wie lösche ich das Ding jetzt wieder?"
"Zieh die Energie wieder zu dir."
Ich stellte mir vor, wie ich das Feuer in mich hineinzog und es funktionierte. Die Flamme wurde immer kleiner bis sie komplett verschwunden war und eine normale Hand verblieb. Man könnte meine, dass da nie was zuvor gewesen war.
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Frostliebe
FantasyAls Zoe, ein 18 jähriges, naives Mädchen auf das Fyre Quest Internat kommt, wird sie erstmals mit ziemlich vielem konfrontiert. Sie soll angeblich das Wasser beherrschen können und Mädchenschwarm Luc, der für Zoe nur ein arrogantes Ar*******ist, sol...