Kapitel 9

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Thi und ich saßen auf meinem Bett und redeten über meine Probleme. Es tat gut mit jemandem zu reden, der nicht nur seine Befehle befolgt, sondern wirklich mitfühlt. Ich könnte mir vorstellen, dass Thi und ich gute Freunde werden könnten.

" An An muss man sich erst gewöhnen. Sie ist sehr schwierig und die wenigsten kommen wirklich mit ihr klar. Lass dir von der nichts einreden. Die hängt andauernd bei Luc und seinen Freunden rum um sich wichtig zu machen. Sie ist nichts besonderes. " Thi schmiss sich aufs Bett und studierte mein Zimmer. Ihr schien es anscheinend zu gefallen. " Du hast aber echt Glück."
"Wieso? Mit was?" Ich wusste wirklich nicht was sie meinte, denn ich konnte nichts außergewöhnliches entdecken.
" Naja, mit deinem Zimmer. Normal bekommen die Neuen hier kleine abgenutzte Minizimmer, so wie meins, aber du hast ja eine richtige Luxusvilla. Du musst ja echt besonders sein."
"Ich bin überhaupt nicht besonders. Zumindest weiß ich nicht was so besonders an mir sein soll. Ich bin ein normales Mädchen das kurz vor ihrem Abschluss stand und dann entführt wurde. Anscheinend soll ich alle Unterarten von Wasser beherrschen, aber ich habe wirklich noch keinen Blassen schimer wie das passieren konnte. Weißt du etwas? "
Thi schaute überrascht und wusste erst mal nicht was sie sagen sollte, aber als es schien, dass sie die richtigen Worte gefunden hatte, wurde sie von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.
Luc trat hinein und Thi schaute mich mit einem vielsagendem Blick an.

" Bis Morgen Zoe. Wir sehen uns dann beim Frühstück." Mit diesen Worten und einem Winken ihrerseits verließ sie mein Zimmer und ich war mit diesem Idioten alleine. 
Das werde ich ihr definitiv noch heimzahlen.
 Ich wollte nicht mit ihm reden. Ich wollte ihm nicht einmal in die Augen sehen. Der Typ hatte extreme Stimmungsschwankungen. Zuerst entführte er mich in ein mir unbekanntes Internat, dann verfolgte er mich und plötzlich war er wieder nett und fürsorglich?
Luc hatte wirklich eine an der Klatsche. 

"Wir müssen uns wirklich über die Turnhalle unterhalten. Was hast du dir bitte dabei gedacht?" Er fuhr mich blöd von der Seite an und von dem Luc von vorhin war keine Spur mehr.

" Ach weißt du, ich dachte mir ich zerstöre mal eben kurz die Turnhalle, damit niemand mehr trainieren kann. Nein natürlich nicht. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich das mit Absicht getan habe. Hat An dir etwa was anderes erzählt? Ach, warum frage ich überhaupt. Natürlich hat sie dir das und du hast ihr selbstverständlich geglaubt. Wie ein kleines Schoßhündchen. '
Weißt du was? Verschwinde einfach. Ich habe jetzt wirklich keinen Nerv für dich, also lass mich gefälligst in Ruhe."
"Leg dich nicht mit mir an, Süße. Das wirst du bitter bereuen. Du hast nämlich keine Ahnung wer ich bin und zu was ich fähig bin."Seine Augen verdunkelten sich und seine gesamte Ausstrahlung strahlte nun etwas Gefährliches aus. Ich sollte Angst haben aber die hatte ich nicht. Ich war fasziniert. Er hatte etwas geheimnisvolles an sich und ich war zu neugierig als dass ich das ignorieren könnte.
Er drehte sich um und verließ mein Zimmer.
Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass er verschwinden würde aber besser für mich. Ich schaltete das Licht aus und öffnete das Fenster. Ich brauchte jetzt einfach mal Zeit für mich und musste das erstmal alles verdauen. Also kletterte ich aus dem Fenster und versuchte aufs Dach zu gelangen. Das war ziemlich hoch aber s schreckte mich keinesfalls ab. Ich setzte einen Fuß nach dem anderen auf die Dielen und hoffte inständig, dass ich nicht herunterfallen würde. Als ich die Spitze erreicht hatte setzte ich mich hin, zog meine Beine an und grübelte vor mich hin.

Warum war ich hier? Was war an mir so besonders, dass man mich entführen musste? Vielleicht konnte Thalia mir nähere Informationen beschaffen oder ich knöpfte mir Frau Bennet höchstpersönlich vor, denn ich hasste es im Dunkeln gelassen zu werden. 
Ich dachte noch einige Zeit nach, bis der Himmel sich komplett schwarz gefärbt hatte und die Sterne hervortraten. Ich beschloss wieder in mein Zimmer zu klettern und eine Runde zu schlafen, aber ob mir das gelang war die Frage der Fragen.
Nach der ersten Diele breitete sich bei mir schon ein ungutes Gefühl aus. Wie war ich denn bitte hier hoch gekommen? Um Gottes Willen...
Das Hinunterklettern stellte sich definitiv schwerer heraus als das Hochklettern. Als ich aber gerade um die Ecke klettern wollte, geschah es.
Ich wollte nach eine Eisenstab einer Leiter greifen, die hier ab und zu für Schornsteinfeger auf dem Dach platziert waren, aber ich verfehlte es. Ich spürte nur noch wie mein Fuß keinen Halt mehr fand und plötzlich befand ich mich schon im freien Fall in Richtung Boden. 
Ich schrie und riss instinktiv meine Arme nach unten, doch statt des harten Aufpralls landete ich weich auf einem Schneehaufen. 
Vor Schock und zu viel Adrenalin konnte ich mich nicht bewegen. Ich war überzeugt gewesen, dass das der letzte Moment meines Lebens gewesen wäre. Ich betrachtete erneut meine Hände und dann den Schneehaufen. In diesem Moment war ich wirklich froh, dass Gott mir diese Gabe geschenkt hatte. Trotz allem war das Glück. Ich wusste nicht mal mehr, dass ich den Schneehaufen gemacht hatte, das muss wahrscheinlich aus purer Angst geschehen sein. 
Glücklicherweise hatte niemand hiervon etwas mitbekommen und ich schlich mich durch das Haupttor des Gebäudes in mein Zimmer zurück.
Ich schloss das Fenster, schaltete das Licht aus und legte mich ins Bett.
An Schlaf war heute definitiv nicht zu denken.


FrostliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt