Kapitel 5

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Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Felix stapfte durch den Dschungel, ohne Pause. Ich schaukelte ,über seine Schulter geworfen, wie ein Kartoffelsack hin und her. Langsam wurde mir übel. Direkt hatte ich keine Schmerzen mehr. Ich zweifelte aber nicht daran, dass, sobald ich mich bewegen würde, mich wie gerädert fühlte. Das Blut lief nicht in seine gewohnte Richtung und das Seil schnitt in meine Haut. Ich schlug mit meinen Fäusten auf seinen Rücken und schrie, dass er mich runter lassen sollte, doch er ignorierte es. Einige Jungen gingen hinter Felix und fingen an mich zu schikanieren.
,,Na, Äffchen wie hängt's sich so auf 'ner Schulter?''
,,Uh uh uh, ah ah ah'' äfften sie einen Affen nach.
Ein Junge kam näher. Drückte seine Hand unter mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen. Ich hatte meine Augen geschlossen und versuchte an etwas Anderes zu denken, um mich nicht zu übergeben.
,,Du siehst wirklich schlecht aus. Etwa auf die Fresse geflogen?''
Na toll, jetzt setzten auch noch Kopfschmerzen ein.
Er piekte in meinem Gesicht herum. Kniff mir in Wange, zog an meinen Haaren und schnippte mir gegen meine geschlossenen Lieder.
,,Lass das'' brachte ich kraftlos heraus. Mein Mund war staubtrocken.
,,Sonst was?'' fragte er belustigt.
Ein übler Geschmack kam meine Speiseröhre hoch.
,,Sonst-...'' mein Mund öffnete sich von allein. Würgend entließ ich meine unverdauten Mahlzeiten der letzten Stunden. Die komplette Kleidung des Jungen tränkte sich damit. Zu meiner Genugtuung traf ich ihn auch im Gesicht. Zwar nur etwas an der Wange, aber immerhin.
,,ÄÄHH'' der Junge ließ von mir ab und wich zurück. ,,Baahhh... Felix!! Sie hat mich angereihert!
Felix drehte sich zu ihm um und ich wurde von seinem Anblick erlößt.
,,Devin, hör damit auf''
Felix' Stimme war ruhig, trotzdem lag in ihr ein warnender Ton.
,,Oder du wirst sie weiter ins Camp tragen.''
Ich hörte wie der Junge einen Schritt zurückmachte.
,,Ne, passt schon''
Felix drehte sich um und setzte seinen Weg fort.

Ich blinzelte. Schwaches Morgenlicht schien durch die Bäume.
Wo war ich?
Ich lag auf dem Rücken.
War ich etwa eingeschlafen?
Gähnend streckte ich mich. Meine Arme und Beine ware immernoch gefesselt. Ich drehte meinen Kopf nach rechts.
Komisch, da waren Stäbe.
Mein Kopf glitt nach links.
Wieder Stäbe.
Warte mal ...

Hastig setzte ich mich auf. Mein Blick schnellte zu allen Seiten.
Oh mein Gott.
Gitterstäbe.
Käfig. Ich saß in einem Käfig.
Während ich mich aufsetzte, schaukelte der Käfig.
Wieso zum Teufel schaukelte der Käfig?
Ich sah unten. Der Puls beschleunigte sich. Mein Atem ging schneller und Verstand setzte aus.
,, AHH! OH MEIN GOTT!''
Der Schrei entwich meiner Lunge, ehe ich meine Hände auf den Mund presste.
Meine Gedanken fuhren Achterbahn.
Ich war in einem Käfig. Gute fünf Meter über dem Boden. Durch die Stäbe hindurch konnte ich den Boden sehen. Ich sah nach oben. Der Käfig war ungefähr einen Meter hoch. Man konnte sich aufrecht hinsetzen. Da lief ein Seil von der Decke des Käfigs, über einen Ast. Es wurde unten am Boden um einen alten Baumstumpf gebunden. Mit einem Mal hatte ich Angst, dass der Käfig abstürzte. Dass, das Seil riss oder der Boden sich löste. Ängstlich kauerte ich mich zusammen.
Was, wenn der Käfig abstürzt?
Wenn ich zu schwer bin?
Ich versuchte mich zu beruhigen. Langsam atmete ich ein und aus.
Ein und aus.
Ein und aus.
Stopp Y/N. Ganz ruhig.
Wenn ich genau darüber nachdachte, hielt der Käfig mich vermutlich schon mindestens drei Stunden. Also würde er mich wohl noch etwas länger halten können. Ich begann mich zu beruhigen. Mein Atem ging langsam und flüssig.
Als die Jungs mich gefangen genommen haben, war es noch mitten in der Nacht. Gerade sah ich, wie die ersten Sonnenstrahlen sich ihren Weg durch das Blätterdach bahnten.
Wie lange war ich schon hier oben?
Das letzte woran ich mich erinnerte war, dass eine Bande von Jungen mich entführt hat. Mein Fluchtversuch ist missglückt. Sie haben mich gefesselt. Ich habe mich auf einen der Typen übergeben. Jetzt bin ich hier.
Das ist die Kurzkurzfassung.
Wer hat mich hier eingesperrt?
Felix?
Einer von den Jungs?
Wieso?
Was wollten sie von mir?
So viele Fragen. Eins stand fest, ich würde keine Antworten finde, wenn ich nur hier oben rum hing. Früher oder später müssten sie mich so oder so runter holen.
,,HEY'' krächzte ich nach unten. Mein Hals war immernoch ausgetrocknet. Der eklige Geschmack meiner Magensäfte saß noch in meinem Mund. Ich räusperte mich und sammelte Speichel.
,,HEEY!'' schrie ich runter.
Unten raschelte es. Ein Junge trat auf die Lichtung. Er sah zu mir hoch und ein hämisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Oh je, dass hatten wir doch schonmal. Sofort fühlte ich mich wieder, wie heute Nacht, auf dem Baum. Als Felix mich ansah. Kurz vor meinem Fluchtversuch, meinem gescheiterten Fluchtversuch. Ich starrte den Jungen an.
,,Lass mich runter!'' rief ich nach unten.
Der Junge rührte sich keinen Zentimeter, stattdessen wurde sein Grinsen breiter.
,,Wie lautet das Zauberwort?''
Ich stutzte. Bitte was?
,,Heute noch!'' warf ich ihm an den Kopf.
,,Hmm, nein ich glaube das hieß anders''
,,Lass mich runter!''
,,Das Zauberwort?'' säuselte er fragend.
Voller Frust stöhnte ich auf.
Ich hatte wirklich nicht die Zeit mit diesem Klapskopf zu diskutieren.
,,Sofort!''
,,Nein"
Als ich nichts erwiderte meinte er: ,,Keine Sorge, ich habe Zeit''
Er lehnte sich gegen den Baumstamm.
,,Tja, ich nicht.'' entgegnete ich genervt.
,,Pech''
Ich schwieg erneut. Wütend starrte ich ihn an, doch er ignorierte es und grinste hämisch weiter. 
,,Der Tag ist noch lang, Äffchen. Du hast also genug Zeit zum Überlegen''

Peter Pans Gefangene | Once Upon A Time FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt