Capítulo doce

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„Denver? Sie ist eine Geisel." habe ich dann meine Sprache wiedergefunden.
„Ja und? Ist doch egal." zuckt er die Schultern.
„Nein ist nicht egal! Geiseln verlieben sich manchmal in ihre Geiselnehmer. Das nennt man Stockholm-Syndrom!" kläre ich ihn auf.

„Du wirst sehen das es nicht so ist!" diskutiert er mit mir.
„Ay dios mío! Denver..." mahnend schaue ich ihn von der Seite an. Seine volle Aufmerksamkeit gilt mir.

„Pass bitte auf, egal was das jetzt zwischen euch ist. Wir haben hier einen Überfall durchzuziehen. Okay?"
Denver nickt verstehend.

„Wo gehen wir hin?" beäuge ich ihn kritisch. Er schaut mich an und lächelt „Zur Toilette, zu Mónica."
Ungläubig schüttel ich meinen Kopf „Du kannst sie doch nicht alleine rum laufen lassen!"

„So war das gar nicht! Sie musste dringend..." rechtfertigt er sich.
Bei der Toilette angekommen, sehe ich schon eine verschlossene Kabine.

Wartend lehne ich mich gegen die Wand, Denver tut es mir gleich.

„Ich freue mich auf jeden Fall für dich." gebe ich von mir. Ich kenne Denver noch nicht so gut um einschätzen zu können, ob die beiden zusammenpassen würden.

„Danke." lächelt Denver mir aufrichtig zu.
Schnelle Schritte und fluchen sind zu hören, bis die Tür zur Toilette aufprallt und ein wütender Berlín dort steht.

„Du!" guckt er grimmig zu Denver und marschiert auf ihn zu.
Er packt ihn am Kragen und schlägt ihm ins Gesicht.

Erschrocken von der Situation, stehe ich unfähig da.

„Ich verstehe deine Wut, aber es ist nun
mal passiert und du kannst es nicht ändern!" ruft Denver.
Verwirrt blicke ich zwischen den Beiden hin und her, welche miteinander diskutieren und Drohungen aussprechen.

„Sobald wir hier raus sind, töte ich dich!" schreit Berlín.
„Was ist los?" will ich wissen und gehe näher auf die Beiden zu, welche sich gegenseitig am Kragen packen.

„Geht dich nichts an!" keift unser Anführer mich an. Ehe ich etwas erwidern kann,
werden wir im nächsten Augenblick von einer Toilettenspülung unterbrochen.

Berlíns Kopf huscht zur Kabine, in der Mónica drin sitzt. „Oh nein, bitte nicht!"
Denver und ich schauen uns schockiert an, ich sehe Leere in seinen Augen.
„Wir sind verloren..."

„Berlí-" will ich anfangen, um ihn abzulenken, aber er unterbricht mich mit einer Handbewegung und schreitet näher zur Kabine.
Dann öffnet er sie. Ich kneife meine Augen zusammen.

Doch zu meiner Verwunderung, bleibt Berlín ganz ruhig „Am Freitag habe ich dir befohlen, sie zu töten und heute ist Sonntag! Welch eine Verwunderung! Der Tag der Auferstehung!"

„Wir... wir konnten sie nicht töten..." versuche ich die Situation zu besänftigen. Berlíns Blick huscht zu mir.
Sein Blick ist kalt, doch ein kleines Lächeln umspielt seine Lippen.

„Von dir war sowieso nie die Rede. Dennoch müssen wir diese Situation irgendwie lösen..." kommentiert er.

Ich schüttle meinen Kopf „Berlín bitte..." und schaue direkt in seine warmen braunen Augen. „Willst du wirklich an den Tod einer Geisel schuld sein? Das Leben einer wertvollen Person beenden? Einer jungen Frau, die noch ihr ganzes Leben vor sich hat? Ein Kind erwartet?" flehe ich ihn an.

„Die Menschen fürchten den Tod, sogar mehr als den Schmerz. Es ist
komisch, dass sie Angst vor den Tod haben, weil das Leben schmerzt doch viel mehr." erwidert er und kurz, für einen Augenblick, sehe ich Schmerz in seinen Augen.

Nairobi platzt herein „Berlín! Lass die Geisel in Ruhe!" „Ich bin euer Boss! Ihr habt das zutun was ich euch sage!" brüllt er jetzt.

„Kümmer dich erstmal um deinen eigenen Scheiß und bieg das gerade was in den Nachrichten lief!" schreit Nairobi. Ich sehe wie Berlíns Hand wieder zu zittern beginnt, bevor man etwas sagen konnte, war er auch schon weg.

Verwirrt schaue ich zu Nairobi „Was war in den Nachrichten?" „Es wurde über seine Überfälle geredet und das Berlín auch in Sexualverbrechen und Menschenhandel verwickelt sei. Ihm wird Zuhälterei vorgeworfen. Auch sein Name wurde mehrmals erwähnt. Sein richtiger Name. Denver soll wohl ein wenig dazu beigetragen haben, ich weiß nicht genau was damals in der Villa auf Toledo passiert ist." erklärt sie mir.

Dann war Berlín deswegen also wütend auf Denver und hat ihn gesucht.
Ich verstehe sein Verhalten, wenn wegen jemand anderen dein Name beschmutzt wird. Aber was, wenn das in den Nachrichten stimmt? Aber Nairobi hatte mir damals erzählt, dass er ein Dieb ist und nichts anderes. Dann soll sie wohl Recht haben...

„Ich denke... ich gehe mal nach ihm schauen und versuche irgendwas zu klären." versichere ich Denver, Nairobi und Mónica.
„Okay, pass auf dich auf." meint Mónica, ehe ich gehe.

Was genau soll ich ihm eigentlich sagen? Wird der mir überhaupt zuhören?

Vor seiner Tür bleibe ich stehen, atme ein Mal tief ein und aus. Dann betrete ich auch schon, leider vergessen ohne zu klopfen, sein Büro.

Berlín sitzt wieder mal, mit einem Glas Wein auf der Couch.
Er runzelt die Stirn als er mich sieht.

Wie beginne ich denn jetzt das Gespräch?

„Wenn du willst, also wenn ich darf, dann nehme ich jetzt gerne ein Glas Wein an." stammle ich irgendwie unsicher zusammen. Amüsiert blickt er mich an.

Er steht auf und geht in meine Richtung. Läuft aber an mir vorbei, auf einen Schrank zu, wo er ein weiteres Weinglas heraus holt.
Sein Duft, während er zurückläuft, entgeht mir dabei nicht.

„Willst du da etwa stehen bleiben?" meint er etwas prompt und schon setze ich mich in Bewegung und setze mich neben ihm.

Berlín und Athen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt