Verdacht

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Ich trieb Takemichi an sich zu bewegen und schnell zu fahren. Schnell donnerte mein Freund durch die Straßen, während ich einen bewusstlosen Hanma in den Armen hielt. Ich realisiete während der Fahrt noch nicht alles, doch bereits währenddessen machte ich mir Gedanken was geschehen sein konnte und warum sich Takemichi plötzlich so seltsam verhielt. Aber um meine Gedanken zu sortieren brauchte ich die Gewissheit das es meinem Hanma gut ging, und die bekam ich erst im Krankenhaus.

Kaum waren wir dort angekommen fingen die Pfleger und Ärzte schon gleich damit an ihn zu behandeln, sie entnahmen ihm Blut, verabreichten ihn eine Infusion. Bei einem EKG stellten sie fest das er eine Herzrhythmusstörung hatte, die sie aber dank der schnellen Diagnose gut behandeln konnten. Ich war die ganze Zeit bei ihm geblieben, ihm nicht von der Seite gewichen, denn in all dem Chaos war mein Trauma wieder voll und ganz präsent. Ihm im Krankenbett mit den ganzen Kabeln und Schläuchen zu sehen erinnerte mich an dieses andere Universum, dieses, in dem Hanma starb und ich dem Wahnsinn verfiel. Dieses Mal kam es aber anders. Wir waren schnell genug im Krankenhaus angekommen, und während Hanma noch schlief, kamen die ersten Ergebnisse.

"Tetta-San, die Blutergebnisse sind fertig. Ich kann ihnen nun sagen was die Ursache für den Zustand ihres Partners ist." "Dann bitte, sagen Sie es mir!" "Wir konnten einen verdächtigen Wirkstoff feststellen. Es handelt sich um K.O. Tropfen. Zusammen mit der hohen Promillezahl, haben diese die Herzrhythmusstörung vermutlich ausgelöst. Es ist gut das sie ihn so schnell hier her brachten. Es hätte wirklich anders kommen können." "K.O. Tropfen?", fragte ich geistesabwesend und schaute zu meinen schlafenden Verlobten. "Ich empfehle ihnen die Polizei zu kontaktieren." Geschockt schaute ich zu dem Arzt. So langsam konnte ich wieder geordneter denken, und so fiel mir schnell alles aus dem Gesicht,  als mir bewusst wurde wofür diese Mittel in der Regel verwendet wurden. "Wurde er ..? Haben sie ihn gründlicher untersucht, auf Spuren von..." Ich konnte es nicht aussprechen, meine Stimme brach bei diesem Wort immer wieder ab. Wer würde ihn so etwas antun wollen?! "Diese Untersuchung würden wir durchführen sobald ihr Partner wieder wach ist. Er sollte sich auf keinen Fall duschen gehen." "Ich verstehe." Er sollte nicht duschen gehen. Hatte man ihm schon etwas antun können? Wie sah seine Kleidung aus, als wir ihn vorfanden? War das Hemd offen? Oder unordentlich? War der Gürtel noch geschlossen? Wie war seine Kleidung? Gott, verdammt! Warum hatte ich ihn mir nicht genauer angesehen?!

Ich blieb bei ihm, die ganze Nacht. Am Morgen wachte Hanma auf, bis auf Kopfschmerzten fehlte ihm nichts. Es fiel mir schwer ihm aufzuklären was geschehen war und warum er im Krankenhaus war. Denn typisch für K.O. Tropfen, konnte er sich an einen ganzen Teil des Abends nicht mehr erinnern. Ich musste ihn mit einem Verdacht konfrontieren, der mir als auch ihm die Tränen in die Augen schießen ließ. Doch Hanma schien um einiges taffer zu sein als ich, denn er wollte sofort Untersucht werden und Gewissheit haben, während ich mich vor dem Ergebnis fürchtete. Mit Erleichterung stellte sich jedoch heraus das der Täter nicht so weit gekommen war. Und Hanma wenigstens das erspart geblieben war.

Noch während Hanma im Krankenhaus war, kam Naoto, Hinas Bruder, zu uns um die Anzeige und die ersten Aussagen aufzunehmen. "Kam euch Jemand verdächtig vor? War Jemand auf der Party dem ihr so eine Tat zutrauen würdet oder Jemand der gemeinsame Vergangenheit mit Hanma hatte?" "Das war eine Geburtstagsparty, alle dort haben eine Vergangenheit mit mir. Es waren nur Freunde und Familie dort. Ich würde keinen von ihnen so etwas zu trauen.", donnerte Hanma sofort mit harter Stimme. Es war ihm sehr unangenehm befragt zu werden, das merkte ich ihm an. Vor allem aber gefiel es ihm nicht auch nur eine der dort gewesenen Personen zu beschuldigen. "Shuji, ich versuche nur meine Arbeit zu machen." "Nicht Shuji! Hanma. Du nennst mich Hanma!" Naoto zuckte zusammen, schaute zu mir rüber. Ich hatte ihn zu viel zugemutet, denn sein Nervenkleid war sehr dünn geworden und er fing an sich über Sachen aufzuregen die unnötig waren, vor allem aber ließ er seine Emotionen an Jemanden aus der uns gerade nur helfen wollte. "Das Personal des Restaurants. Vielleicht war es einer von denen. Der Barkeeper vielleicht. Hanma hatte viel getrunken.", warf ich ein und das war eine Erklärung mit der auch Hanma leben konnte, denn er nickte mir sofort zu. "Ja, das kann sein, der Barkeeper hatte zwischen durch versucht mit  mir zu flirten, aber ich wies ihn immer ab." Eifrig nickte er mir zu. Gott, Hanma. Er war loyal, er würde nie einen Freund verraten. Und doch musste ich meinen Verdacht offen legen. "Es gibt aber noch Jemanden dem ich diese Tat zu trauen würde.", sagte ich vorsichtig und leise. Es schien so als würde mein Verlobter wissen über wen ich sprechen wollte, weshalb er mich schon mit einen warnenden Blick ansah. "Haitani Ran. Die beiden hatten vor vielen Jahren mal etwas mit einander und ich weiß das er die alten Zeiten gerne wieder aufleben wollen würde." "Fuck, Kisaki. Fang jetzt nicht mit dem Scheiß an. Das ist locker fünfzehn Jahre her. Und es war nichts, das war eine Freundschaft plus, keine Gefühle, nichts. Er könnte jeden haben, er hat das nicht nötig." "Aber es ist ein Anhaltspunkt den ich neben dem Barkeeper verfolgen würde.", sagte Naoto und schrieb sich den Namen sofort auf seinen Block. "Er war es nicht. Ran würde mir das nicht antun. Ich will nicht das man ihn so etwas unterstellt. Naoto, streich das!" Der Schwarzhaarige wurde zornig, entzog sich meiner Hand und schaute wütend zu dem Polizisten. Was war los? Warum verteidigte er ihn so sehr? Ging es wirklich nur um Freundschaft, oder machte er ihm Angst?

Naoto war mit der Befragung fertig, er verabschiedete sich verließ das Zimmer. Ich hingegen blieb mit einen wütenden und angestachelten Hanma zurück, der trotzig auf sein Handy schaute. "Warum beschützt du Ran? Du wirst richtig zur Furie wenn es um ihn geht." "Wirst du jetzt eifersüchtig, weil ich mit achtzehn mal notgeil war, oder was?!" "Darum geht es nicht. Er ist verdächtig. Ran ist quasi der Kopf des Tokio Schwarzmarktes, er ist von dir wie besessen und so etwas wie Anstand kennt er nicht. Er ist verdächtig." Zwei leuchtenden Augen blickten zu mir rüber, er warnte mich, doch ich hatte keine Angst vor ihm. Ich musste ihn nun die Augen öffnen, damit er diesem Drecksack nicht doch noch mal auf den Leim ging. "Er hasst es das du mit mir zusammen bist. Es war ja fast schon ekelhaft wie er sich gestern Abend ständig an dich gerieben hat. Meinst du ich habe es nicht gesehen?"  Verlegen schaute er bei Seite. Fühlte er sich ertappt? "Ich bin immer weggerückt, aber er kam mir ständig hinter her. Wenn er betrunken ist wird er immer so, wäre Rin nicht sein Bruder würde er auch an seinem Arsch kleben." Ich schaute ihn wütend an, ich konnte es nicht ertragen das diesen Kerl verteidigte. "Ich betrüge dich nicht.", setzte er noch nach und ich atmete tief durch. "Das habe ich auch nicht gedacht. Ich weiß das du mir treu bist." Seufzend setzte ich mich zu ihm auf die Bettkante und streichelte seinen Arm. "Ich will nur das du deine Augen öffnest und vorsichtig bist. Im Moment müssen wir auch Ran verdächtigen. Wenn sich herausstellt das er es nicht war, werde ich mich persönlich bei ihm entschuldigen, aber wichtiger ist das du in Sicherheit bist."

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