Wie die Zeit vergeht

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Ich schlief. Ich schlief so tief, das ich nicht einmal merkte wie lang ich es tat. Irgendwann wachte ich auf, noch immer in der selben Position wie ich am Abend zu vor eingeschlafen war. Ich hatte mich dicht an Hanma gekuschelt, einen Arm um seine Hüfte gelegt, meine Nase tief in seinem schwarzen Haar vergraben. Gott, mein Körper schmerzte, mein Arm war eingeschlafen und taub, weil ich mich offensichtlich nicht einmal rührte. "Guten Morgen.", hauchte ein etwas verschlafener Hanma. "Morgen.", murmelte ich und richtete mich auf um auf die Uhr zu gucken. Oh man, ich schlief doch tatsächlich die ganze Nacht durch bis halb zehn am Morgen, so etwas passierte mir sonst nie! Doch mein Körper schien all die Ruhe nach den vielen schlaflosen Nächten gebraucht zu haben. "Hast du dich die ganze Nacht auch nicht gerührt?", fragte ich, nachdem mir bewusst wurde das der Ältere ebenso am Abend eingeschlafen war. "Na ja, ein bisschen habe ich mich schon bewegt. Ich hatte mich nicht betraut mich zu drehen." "Wieso das denn? Schlage ich etwa im Schlaf?", scherzte ich und beugte mich vor um ihn zu küssen. "Nein. Ich war einfach so froh dich nach all den Nächten endlich wieder friedlich schlummern zu sehen."

Wir lagen noch eine Weile im Bett, wir entschieden uns dafür uns diese Zeit einfach zu nehmen, sie zu genießen. Für Hanma waren es vermutlich ebenso aufreibende Wochen wie für mich. Ich musste nervtötend bis befremdlich gewesen sein. Meine Angst, ausgelöst durch das Trauma, hatte mich voll und ganz im Griff. Ich hatte sie lange mit mir herum getragen, sie verschwiegen. Hätte ich diese Gespräche  mit Takemichi nicht, und hätte ich Hanma nicht erzählt was mit mir los sei, dann würde es mir vermutlich immer schlechter gehen. Doch nach langer Zeit spürte ich wie meine Kräfte wieder zu mir kamen. Das erste Mal in m einem Leben begriff ich das ich etwas allein nicht schaffte, und ich begriff das es in Ordnung war. Ich musste nicht immer stark sein, ich musste nicht für alles die Lösung wissen. Ich musste allein wissen mit wem ich über meine Probleme reden konnte. Ich begriff das Hanma mein Leben war und das Takemichi ein Freund für mich wurde.

Wie an diesen Morgen lebten wir unser Leben immer ruhiger und entspannter, ich ließ den Alltag einkehren, das war wichtig, das war gut. Und doch erlaubte ich mir immer ein paar Ausnahmen. Tage an denen ich etwas anders machte als sonst, um einfach aus der Routine zu entkommen und das Leben mehr genießen zu können. So begriff ich auch, das ich aufhören musste Hanma andauernd vor zu sagen was er essen sollte, ich nervte ihn nicht mehr wegen seiner Zigaretten und hörte auf zu klammern ohne abweisend zu wirken. Ich schaffte es mit den Monaten immer mehr eine Ballance zu schaffen, bemerkte sogar das die Gespräche mit Takemichi immer lockerer wurden und er zu einen meiner wichtigsten Vertrauten wurde. Wir freundeten uns immer mehr an, und auf einmal sahen wir uns auf diesen Pärchenabenden häufiger als ich es dachte. Ja, ich hatte mich immer über die Paare lustig gemacht die sich fast ausschließlich mit anderen trafen, doch inzwischen fand ich es witzig wenn wir vier zusammen waren. Und auch Hanma hatte immer mehr Spaß dabei, fand ebenso in Takemichi aber auch in Hinata eine gute Freundschaft.

Dieses Leben erschien mir immer perfekter, wir beide trugen inzwischen den selben Ring, auch wenn wir nicht verheiratet waren. Wir träumten immer mehr von der Zukunft, dem Kauf eines Hauses. Und als Hina auch noch schwanger wurde, begriffen auch wir das wir einen Kinderwunsch hatten. Es war erschreckend wie die Zeit verflog wenn sie schön war, die Monate flatterten umher, wir wurden älter, Takemichi und Hinata hatten die Schwangerschaft gut überstanden und waren nun stolze Eltern eines Jungen, Kanata. Wir halfen beim Renovieren als sie in ein größeres Haus zogen, halfen beim Babysitten und waren dabei als Kanata die ersten Schritte machte. Geschockt schauten wir uns an als das erste Wort des Kleinen doch tatsächlich "dumm" war, etwas was ich meist zu Takemichi sagte. Wir waren amüsiert und lachten Takemichi noch Wochen lang deswegen aus, auch wenn Hinate mir einen heftigen Schlag gegen den Hinterkopf gab, da ich den Jungen "versaut" hätte. Und als Kanata drei Jahre alt wurde und Hanma und mich immer liebevoll seine Onkels nannte, wurde mir bewusst wie viele Jahre schon ins Land gezogen waren. Hanma und ich waren fünf Jahre zusammen, ich hatte bereits meinen dreißigsten Geburtstag gefeiert. Wir waren älter geworden aber vor allem waren wir noch etwas: Glücklich, verdammt glücklich!




out: Ein eher kurzes Kapitel, sorry, aber ich fand es unpassend das geplante in diesem Kapitel weiter zu tippen. :)

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