Herz und Gewissen

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„Cor et conscientia." 

Mir war bewusst, dass dieses komplizierte Gequatsche Latein sein musste, aber Hogwarts bot dieses nicht als Wahlfach an. Obwohl ich es wahrscheinlich sowieso nicht genommen hätte, bei den vielen Horrorgeschichten, die meine alte Muggelfreundin Fanny immer von ihrem Lateinlehrer Mr Brunn erzählt hatte. 

„Äh, Malfoy, was machen wir hier? Ich habe gerade eher wenig Lust auf eine Runde Flaschendrehen mit deinen Besties." 

„Es ist sehr offensichtlich, dass du frierst und ohne einen Schlafplatz am Kamin morgen als Eiszapfen begraben werden würdest. Deshalb bin ich heute Abend dein ganz persönlicher rettender Held. Gern geschehen." 

„Arschloch." 

„Empfehle mich weiter." 

„Hättest du wohl gerne, Arschloch." 

„Ist das die einzige Beleidigung, die in deinem kleinen Weasley-Hirn Platz findet?" 

Ich verdrehte nur die Augen. Inzwischen war ich ihm durch das Loch in der Kerkerwand in den Slytherin-Gemeinschaftsraum gefolgt. Der erstaunlich große (und sehr düstere) Raum wurde nur von ein paar Kerzenleuchtern an der Decke und auf kleinen Beistelltischen sowie dem lodernden Feuer im Kamin erhellt. 

Erschöpft ließ ich mich auf eines der schwarzen Ledersofas nahe der Quelle der Wärme fallen. Eine schwere Decke landete auf mir; ich wandte meinen Blick nach hinten. 

Malfoy stand hinter mir und schaute komisch. Wie immer also. 

„Was ist?" Ich setzte mich aufrecht hin, rieb die Hände aneinander und wärmte mich. 

Er grinste. „Ich warte noch auf dein herzliches Dankeschön fürs Leben retten." 

Kindisch streckte ich ihm die Zunge raus. Er lachte. Und zwar richtig, richtig laut. Das wärmte mich irgendwie auf. 

Andererseits waren jetzt vermutlich die ganzen Bestien von Slytherins über uns aufgewacht. Grinsend legte ich einen Zeigefinger auf die Lippen, auch ich bebte inzwischen vor Lachen. 

„Ich danke dir. Von ganzem Herzen", flüsterte ich, in der Hoffnung, dass er meine geröteten Wangen in der Dunkelheit nicht sehen konnte. 

Wir grinsten uns irgendwie weiterhin blöd an, bis Malfoy plötzlich die Augen aufriss, „Jetzt aber gute Nacht, Weasley" sagte, und in Richtung der Schlafsäle ging. Dabei hielten wir den Blickkontakt und unsere Lächeln aufrecht. 

Ich kuschelte mich enger in die Decke und Malfoy winkte mir zwischen den Säulen, die den Eingang zu den Schlafräumen umrahmten, zu. Ich winkte zurück, und mir wurde wieder wohlig warm im Bauch.

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Endlich ein neues Kapitel, viel Spaß :)

360 Wörter

story of a red-gold scarf || drinnyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt