„Professor Snape." Ich schluckte.
„Professor, es tut uns aufrichtig leid, das wird nicht noch einmal vorkommen. Wir begeben uns sofort in unsere Gemeinschaftsräume." Erstaunt sah ich Malfoy an, aber er sah Snape in die Augen.
Ich sammelte mich und erwiderte ebenfalls: „Ich mache mich sofort auf den Weg." Humpelnd begab ich mich an den beiden vorbei in Richtung Treppenhaus.
„Miss Weasley, lassen Sie sich doch von Mr Malfoy helfen. Mr Malfoy", Snape machte eine Handbewegung auf mich zu. Draco schaute mich unsicher an, fing sich dann aber („Natürlich, Professor Snape") und ging auf mich zu.
„Und gehen Sie frühzeitig in Ihre eigenen Betten schlafen. Ich sehe Sie morgen früh im Unterricht."
Während wir schweigend die unzähligen Treppen hochliefen, gelang es mir, mich nur zwei Male auf Malfoys Arm abstützen zu müssen. Nun standen wir vor dem Portrait der fetten Dame und mein Herz klopfte immer noch wie wild.
Ich drehte mich um und sah Malfoy in die Augen. „Danke", notgedrungen äußerte ich mich extrem knapp.
„Gute Nacht", erwiderte er nur und drehte sich zum Treppenhaus hin um. Ich betrachtete den rot-goldenen Schal in meiner Hand. An einigen Stellen war er vom Angstschweiß meiner Hände tatsächlich etwas klamm.
Ruckartig fuhr mein Kopf hoch. „Malfoy", rief ich mit schneidender Stimme. Dieser blickte erstaunt über seine Schulter zurück.
„Unser Gespräch werden wir irgendwann fortsetzen. Bis morgen in Zaubertränke."
„Und Geschichte der Zauberei", ergänzte Malfoy. Ich war irritiert und antwortete stockend: „Genau." Ich wartete, bis Malfoy um die nächste Ecke verschwunden war, dann nannte ich der fetten Dame das Passwort „Butterkeks" und betrat den Gemeinschaftsraum.
Als das Portrait zur Seite schwang, schoss mir eine Wolke aus dem Geruch nach Butterbier und Schweiß entgegen. Laute Musik dröhnte aus magisch noch verstärkten Lautsprechern. Mein Lieblingsbruder Ron tanzte im Unterhemd mit Lavender Brown auf den Tischen, die man zur Tanzfläche umfunktioniert hatte. Angeekelt rümpfte ich die Nase.
Ich hielt nach Harry und Hermine Ausschau. Da diese normalerweise eher vernünftig waren, hoffte ich, dass sie Ron von diesen Tischen bewegen konnten. Doch Hermine war nirgendswo zu erblicken, und als ich Harry endlich sah, bemerkte ich, dass ich mich wohl in Hinsicht auf die Vernunft getäuscht hatte.
Er stand in einer Ecke des Raumes und knutschte mit Romilda Vane.
Entschlossen nahm ich Kurs auf die Beiden und tippte ihm auf die Schulter.
Er beachtete mich nicht, so vertieft war er.
Jetzt schlug ich geradezu mit flacher Hand auf seine Rückseite ein. Erschrocken löste er sich von Romilda und sah mich mit entgeistertem Blick an.
„Hä?"
„Was ist hier bitte los? Feiert ihr meine Entlassung aus dem Krankenflügel etwa ohne mich?", fragte ich scherzhaft.
„Du wurdest heute entlassen?", Harry sah mich immer noch mit verschlafenem Blick an. Scheinbar hatte Romilda ihn so sehr gelangweilt, dass ihm jetzt schon die Augen zufielen.
Die Augen verdrehend erwiderte ich: „Ne, mein Geist hat heute einen Ausflug aus meinem Grab hinaus gemacht. Warst du gestern nicht bei der Beerdigung?" Verdattert glotzte er mich an.
„Hä?" Er hatte scheinbar ein neues Lieblingswort gefunden.
Die Musik wurde noch lauter gedreht. „War in dem Butterbier Alkohol?"
„Hä?" Das hier hatte leider keinen Zweck.
Zum Glück nahm ich in diesem Moment Hermine war, die mit einem Becher am minimalistisch gehaltenen Buffet (Brot und Dips) stand. „Hermine!"
Ich rannte so gut es eben ging durch die Menge zu ihr rüber. „Oh, hey Ginny", sie hickste. Scheinbar hatte auch sie schon den ein oder anderen Becher zu viel gehabt. „Hermine, was feiert ihr hier?"
Skeptisch inspizierte ich ihre Erscheinung. Hermine trug ein für ihre Verhältnisse relativ kurzes Kleid und meine (!) Lieblingskette. Ihr Haar war verwuschelt und der roséfarbene Lippenstift verschmiert. Mit wem sie wohl ein paar Minuten zuvor 7 Minuten im Wandschrank verbracht hatte?
„Also, das neue Schuljahr", erneuter Hicks, „hat ja jetzt angefangen, ne? Und...wir feiern dasssss... weil dieses Schuljahr wird noch vieeelllll besser werden als", Hicks, „das alte, Ginny."
Sie lallte wirklich sehr stark. Und jetzt trat sich auch noch einige Schritte auf mich zu und umarmte mich. So herzlich hatte ich Hermine noch nie erlebt.
„Weißt du", flüsterte sie in mein Ohr, „ich hab euch alle ganz doll liieeeb." Sie schwankte zurück und betrat die Bühne. „Ron!" schrie sie meinem Bruder zu, „tanz mal mit mir!" Unentschlossen sah Ron zwischen den beiden Mädchen hin und her, und beide sahen hoffnungsvoll zu ihm. Schließlich ging er zu Hermine, die beiden schwankten Arm in Arm und mir wurde schlecht.
Rasch machte ich mich auf den Weg zur Tür, hinaus auf den Flur! Endlich außer Reichweite stinkender Typen und gehörschädigender ‚Musik' stützte ich meine Hände auf meinen Knien auf und atmete tief durch.
Jetzt musste ich nur noch in den Schlafsaal gelangen, noch einmal durch die Menge und, vor allem, ohne Hilfe die steile Treppe hinauf. Ich ließ mich auf die Steinbank an der Wand fallen.
Gemütlich.
Allerdings würde ich hier vermutlich besser schlafen können als in der stickigen Höhle drüben. Es wehte eine kühle Brise. Ich zog meinen Schal aus der Manteltasche und deckte mich provisorisch damit zu. Er bedeckte nicht mal mehr einen Bruchteil meines Körpers.
Ich schloss die Augen und versuchte, mich zu entspannen. Das letzte Bild, was in meinen Gedanken auftauchte, bevor mich der Schlaf übermannte, war ein Paar sturmgraue Augen.
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Soooo hier das neue Kapitel, auch etwas länger als sonst!
Und ein verspätetes frohes neues Jahr!
Kleine Anmerkung: Aufgrund von Lehrermangel [i mean, die haben für jedes Fach nur eine/-n Lehrer/-in] werden (Erstklässler ausgeschlossen) immer zwei Jahrgangsstufen zusammengelegt. Also hat die vierte und fünfte Jahrgangsstufe auch gemeinsam Kurse.
864 Wörter
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story of a red-gold scarf || drinny
Fiksi PenggemarGinevra Molly Weasley ist 14 Jahre alt und es ist viel Zeit vergangen seit ihrem Besuch in der Kammer des Schreckens, jedoch wird sie noch immer von Alpträumen geplagt. Nach einer verwirrenden Begegnung im Hogwarts-Zug vermisst sie ihren Schal - ges...