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„Ich schlage vor wir tun so, als ob du das nie gesagt hättest," murmelte Ben und zog die Deckel von den Schüsseln.

Augenblicklich vergaß ich mich zu schämen. Das war Milchreis. Und Kirschen. Milchreis und Kirschen. Ich war mir leider nicht sicher, ob ich in dem Moment nicht begann zu sabbern. „Das ist mein Lieblingsessen!" Meine Beine bewegten sich von ganz allein in die Küche hinein und mechanisch griff ich nach dem Löffel, den Ben mir entgegenhielt.

„Ich weiß." Obwohl ich das selbstgefällige Grinsen hören konnte, störte es mich nicht. Milchreis und Kirschen. Innerlich jubelte ich lautstark. Äußerlich gab ich mir den Anschein völliger Ruhe - nicht.

„Woher?" Der erste Löffel mit der köstlichen matschigen Masse hatte bereits meine Geschmacksknospen erreicht und versetzte mich in Verzücken, dennoch wollte ich nicht völlig unhöflich sein.

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Ben ebenfalls begonnen hatte zu essen, während er lässig an der Küchenzeile lehnte. „Du bist weniger geheimnisvoll, als du denkst."

Ich ersparte mir eine schlagfertige Antwort, weil ich immer noch Milchreis und Kirschen in mich hinein schaufelte. Vermutlich war es sowieso Yaron gewesen, die kleine Klatschtante, der schien ja besser vernetzt zu sein, als ich wusste. Vor allem mit dem Feind. Am Ende wurde er auch noch ein Wolf und bekam kleine, sportfanatische Nanomiten oder so injiziert, die aus meinem besten Freund dann einen heulenden und bellenden Blödmann machen würden.

Nachdem ich den Inhalt der Schüssel gnadenlos vernichtet hatte - während ich mir Yaron in diesen hässlichen Trikots und bei einem Footballspieler auf dem Feld vorgestellt hatte, starrte ich eine Weile in die leere Schüssel hinein und überlegte, ob es wohl sehr eklig wäre, würde ich sie mit den Fingern noch auskratzen.

Vermutlich hatte Ben meine Absichten durchschaut, denn er hielt mir seine noch ziemlich volle Schüssel hin. Seufzend schüttelte ich den Kopf, woraufhin er nur mit den Achseln zuckte, die Dose mit dem Deckel verschloss und sie in den Kühlschrank stellte. „Für später", murmelte er und drehte sich dann mit einem
hinreißenden Lächeln wieder um. Zumindest glaube ich, dass es ein hinreißendes Lächeln war, denn ich fühlte mich im wahrsten Sinne des Wortes zu ihm hingerissen.

„Also, was gucken wir heute?" Grinsend lehnte er sich wieder zurück, während sein durchdringender Blick meine Körpertemperatur schlagartig vervielfachte. Mindestens. Ich seufzte lauter und stammelte. Das war doch nicht meine Idee gewesen? Keine Ahnung, was wir schauen sollten. Netflix? Prime? Disney? Als ich ihm meine sehr konkreten Vorschläge unterbreitete, vertiefte sich sein Grinsen.

„Und du lässt mich durch deine Watchlists schauen? Wirklich?" Er zog die Augenbrauen hoch und tat, als ob ich ihm ein sehr unanständiges Angebot gemacht hätte. „Ja, na klar." Da war doch nichts dabei oder? „Glaube ich."

„Ich find das ja sehr intim. Meine Watchlists und die Vorschläge dürfte niemand sehen." Verriet so eine Liste wirklich so viel über jemanden?
Ich war mir ziemlich sicher, dass er dem Mainstream folgte. Da gäbe es kaum Überraschungen. Oder? „Was würde ich denn finden, dass dir so peinlich wäre?"

„Peinlich ist mir gar nichts." Er zuckte lässig mit den Schultern. „Ich kann ja nichts dafür, dass die Wölfe einmal zu oft beim Football was auf den Schädel gekriegt haben und nun nicht mehr wissen, was wirklich gut ist."

Ich ersparte mir einen Kommentar, noch immer unsicher auf wessen Seite Ben stand und was genau das hier eigentlich war. Mal wieder war ich so in meine Paranoia und Verschwörungstheorien versunken gewesen, die meine liebste EVILyn so sorgsam pflegte, dass ich anscheinend nicht zugehört hatte. Obwohl ich entschuldigend lächelte, sah Ben mich ziemlich ernst an. Mit einer abrupten Bewegung löste er seinen Körper vom Tresen, an dem er so locker gelehnt hatte und kam auf mich zu. Spätestens jetzt war mein vornehmes Schweigen in das völlige Unvermögen überhaupt zu reden umgeschwungen. Unsicher trat ich zwei kleine Schritte zurück, nur um im nächsten Moment von der Küchenzeile gestoppt zu werden. Seit wann war die Küche so winzig?

An Alpha's BiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt