„Ich weiß. Sie war absolut funny", kichert meine beste Freundin als sie sich gerade die Haare zu einem Pferdeschwanz bindet.
„Du hast mir das Bier gegeben und nicht gesagt, dass du da circa einen Liter vodka reingemischte hast", echauffier ich mich.
„Du warst total fertig", grinst Namjoon mich an. Jedes Mal, wenn namjoon mich anschaut, und das war heute schon einige Male so, kriege ich ein ganz ganz schlimmes Gefühl. So ein oh-Gott-was-habe-ich-gestern-getan- Gefühl. Ich habe ihn natürlich nicht darauf angesprochen, aber ich bin mir sicher, dass gestern irgendeine komische Situation vorgefallen ist zwischen uns. Wir kennen uns noch nicht so lange, da er erst vor einiger Zeit an die Gold Coast gezogen ist, aber trotzdem sind wir gut befreundet. Er hat in meiner Freundesgruppe schnell Anschluss gefunden und gehört jetzt einfach dazu.
„Ich finds richtig cool, wie ihr darüber redet", grinse ich sarkastisch, während sich meine Freunde über irgendeine urkomische Situation kaputt lachen.
„Am besten filmt ihr es gleich oder geht live auf insta nächstes mal", Murmel ich leicht genervt. Ich habe wirklich keine hohe Toleranz was Alkohol angeht, und bin eigentlich immer die erste, die betrunken ist. Ich hab da so meine drei Phasen, das konnte ich durch mehrmaliges experimentieren wissenschaftlich korrekt auswerten. Es startet immer mit der Lachphase, in der ich einfach alles mega funny finde, danach kommt die Wein-Phase, die meistens auch durch sehr viel Wein ausgelöst wird, vornehmlich lambrusco, in der alle Dämme brechen und ich meinen Emotionen wahrlich freien Lauf lasse, und zuletzt kommt die Kuschel-Phase, die selbsterklärend ist.Irgendeine Phase gestern ist mit namjoon kollidiert, da bin ich mir sicher.
„Sei nicht so sensibel. Wir haben dich alle trotzdem lieb", versucht mich meine beste Freundin aufzumuntern. Aber einem kleinen sensibelchen wie mir zu sagen, dass sie nicht so sensibel sein soll, hat meist den gegensätzlichen Effekt.
„Ach, auch egal. Hilfst du mir kurz?", frage ich sie, als ich meinen Zopf fertig geflochten habe. Sie zieht den Reißverschluss meines Neoprenshirts hinten hoch. Wir treffen uns im Sommer beinahe jeden Tag an dem Strand und chillen, quatschen, planschen und Surfen. Ich weiß, es ist absolut Klischee, aber ich würde es nie missen wollen. Ich surfe eigentlich nicht so häufig, meine beste Freundin und meine Kumpels sind weitaus besser als ich, aber jetzt will ich einfach diesem nervigen Gespräch entkommen.
„Ich komm mit", steht namjoon auf. Er reicht mir mein Board und schnappt sich seins, ich bin schon halb im Wasser.
„Sei bitte vorsichtig." ich sitze gerade auf meinem Board und paddle so vor mich hin.
„Bin ich immer", grinse ich verlegen. Manchmal, sehr selten, sagen wir uns vor dem Surfen so etwas. Zu mir sagen sie es jedoch relativ selten, weil ich unheimlich abergläubisch bin und es als schlechtes Omen sehe. Namjoon weiß das, aber er macht sich anscheinend wirklich Sorgen um meine Sicherheit. Aus Spaß an der Freude würde er so etwas nie sagen. Er weiß, wie ich es in mir totanalysieren würde, und ich dann nicht mehr bei der Sache wäre, und unaufmerksam. Ach, verdammt. Er hat es geschafft, in meinen Kopf zu kommen.
„Ich weiß. Wenn die Wellen zu hoch werden, brich bitte ab", erzählt er ganz ernst.
„Vertraust du mir?", frage ich ihn genau so ernst.
„Natürlich."
„Na dann", lege ich mich auf den Bauch und Paddel weiter.Die Wellen sind der absolute Hammer. Ich kann's gar nicht beschreiben, ich bin immer absolut glücklich und friedlich. Die Gedanken sind ausgeknipst, ich fühle nur noch die kleinen Spritzer Salzwasser im Gesicht, den Wind, das dröhnen des Wassers. Der totale Frieden. Nach einer gewissen Zeit merke ich, wie meine Gedanken abgesehen von dem ‚normalen' Paddeln, untertauchen, aufstehen, Gleichgewicht, und so weiter, abdriften. Sie driften volle Kanne mit einem U-Turn ab, als ich bei einer Welle namjoon sehe, der auf seinem Board sitzt, mich beobachtet und lächelt. Und dann sind alle Gedanken wieder da. Was ist gestern zur Hölle noch eins vorgefallen? Warum hat er mich noch nicht darauf angesprochen? Vielleicht war ich ihm unangenehm oder peinlich? Vielleicht mag er mich nicht?
Genau bei diesen Fragen leuchtet eine dicke rote Lampe in mir auf. Wenn man sich solche Gedanken auf dem Wasser macht, kann man sterben. Hier muss man klar sein. Ein falscher Schritt, ein Mal das Gleichgewicht verloren einfach aus Unachtsamkeit, das könnte der letzte Moment gewesen sein. Deswegen Paddel ich an dem immer noch auf seinem Board sitzenden namjoon vorbei, wringe mir am Strand meine klitschnassen Haare aus und setze mich zu meinen Freunden. Eine reicht mir eine Flasche Wasser, die ich dankend annehme. Ein weiterer Kumpel ist gerade dabei, das Lagerfeuer vorzubereiten. Wir haben uns, obwohl wir hier alle leben, Zelte mitgebracht. Es ist wichtig und gut, solche Erinnerungen zu machen. Am Ende machen die Momente, die wir erlebt haben, unsere Erfahrungen und die Lehren, die wir aus diesen gezogen haben, und zu dem, was wir sind.
„Der Mond stand hell am Himmel. Nebelschwaden kuschelten sich an das große Schloss, von dem sich alle erzählten, es würde darin spuken. Ich wollte das heraus finden. Eine Krähe saß auf dem großen Eisentor. Es knarrte und jammerte, als ich es mit voller Kraft aufschob. Dieses Tor hatte Jahre lang niemand bewegt. Komisch, jeden Mittwoch um vier Uhr morgens brannte eine einzige Kerze in dem linken Fenster des Dachbodens. Meine Hände fühlten sich kalt an, gleichzeitig schwitzte ich. Mein ganzer Körper war von einer Gänsehaut überzogen."
Wir hatten gegessen und nun beschlossen, uns Schauergeschichten zu erzählen. Das machten wir manchmal, und meine beste Freundin kannte die besten. Neben mir saß namjoon, der gerade mit einem Stock etwas in den Sand malte. Er lächelte, seine Gesichtszüge und die Grübchen wurden durch das Feuer wunderschön betont. Er sah wie ein Engel aus, seine Haut schimmerte beinahe golden.
Ich bin ein absoluter Angsthase. Ich kann mir keine fünf Minuten von einem Horrorfilm anschauen, dann halte ich mir das Kissen schon vor mein Gesicht und will einfach nur weg. Auch Gruselgeschichten sind absolut nicht meins. Das schien namjoon mitzukriegen, er lächelte mich einladend an und nickte mit seinem Kopf nach rechts. Ich solle rüberkommen. Ich ließ mich nicht lange bitten, überbrückte die Distanz, er breitete seine Arme aus und ich kuschelte mich an seine breite Brust. Ich beobachte unsere Freunde. Sie Hingen alle an den Worten meiner besten Freundin. Namjoon hat einfach einen siebten Sinn für die Gefühle von uns. Er weiß immer, was wir brauchen, ob wir reden wollen, kuscheln, feiern oder weinen. Er versucht jedes Mal uns zu beschützen. Das respektiere ich sehr an ihm. Denn obwohl ich die Gefühle genauso sehr wahrnehme fällt es mir schwer, zu handeln. Auch bei meinen Freunden bin ich dazu zu schüchtern, zu gehemmt.
„Die große Auffahrt war mit Kieselsteinen bedeckt. Bei jedem Schritt knarzte der Boden. Krrr.. krrrr .. krrr", machte sie die Geräusche nach, und ich kuschelte mich enger an namjoon. Reine folter.
„Ich klopfte an der großen Eingangstür. Ich erwartete keine Antwort .. oder vielleicht doch? Ich drückte sie auf. Ein Dunkler, schwerer Geruch lag in dem schummerigen Foyer. Eine süße mischte sich darunter, wo kam sie her? Meine Schritte hallten auf dem marmorboden wieder. Klack, Klack, Klack", und mein Blick rutschte ab. Die Flammen tanzten und beleuchteten mal namjoons Nase, mal die grübchen, mal die Augen, die beinahe Bernstein schienen. Und irgendwann senkte er seinen blick, sah genau in meine Augen. Und ich wusste, was auch immer gestern geschehen war, es ist okay.
Ich hörte irgendwann nicht mehr zu. Namjoon hatte angefangen, meine Haare zu streicheln, und ich merkte in jedem Moment, wie ich mehr und mehr schläfriger wurde.
Als ich das nächste mal aufwachte war es komplett ruhig. Neben mir lag meine beste Freundin und schlief selig. Ich hatte nebenbei absoluten Durst und dazu musste ich mal. Also schlich ich mich leise aus dem Zelt, was wirklich schwierig war, immerhin kann man einen Zelt-Reißverschluss wirklich schwer leise öffnen, schnappte mir eine Wasserflasche, trank gierig einige Schlucke und flitzte schnell zu dem kleinen Toilettenhäuschen.
Als ich alles erledigt hatte war leider an Schlaf nicht mehr zu denken. Ich war so wach wie lange nicht mehr. Die angenehm kühle Nachtluft erfrischte mich und ich konnte nur noch an eine Sache denken. An eine unheimlich dämliche Sache. Nein, ich wollte nicht in namjoons Zelt schleichen und mit ihm unvorstellbares anstellen. Ich zog meine Jogginghose und die Strickjacke aus, meine bikinihose und das neoprenshirt über, welches ich mit einiger Anstrengung auch alleine zubekam, machte mir schnell einen Pferdeschwanz und schnappte mir mein Board. Und da ich weiß, das das unheimlich gefährlich ist, wollte ich nur auf dem Board sitzen und den Gedanken freien Lauf lassen. Einfach im Wasser entspannen. Den Mond beobachten, die Sterne. Die Wellen waren nicht zu niedrig, nicht zu hoch, auch die Temperatur des Wassers war toll. Wärmer als erwartet, trotzdem jagte sie mir einen Schauer über den Rücken. Ich legte mich auf mein Board und paddelte, bis ich das Gefühl hatte, den Sternen und dem Mond noch nie so nah gewesen zu sein. Es war wunderschön.
Die Wellen frischten auf, das Salzwasser belebte meine Sinne, ich überlegte nicht mehr, ich machte.
Und machte.
Und machte.
Und irgendwann überschätzte ich mich, das merkte ich jedoch erst, als es mich mit so einer Wucht vom Board warf, dass ich unter Wasser herumgewirbelt wurde, mir die Orientierung abhanden ging und ich nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Mein Board hängt immer noch an mir, ich denk einfach nur, dass ich es mir nicht an den Kopf haue, nur nicht an den Kopf hauen, und schütze mit den Armen meinen Kopf. Meine Luft wird immer knapper und knapper, als ich bemerke, wie jemand mich aus dem Wasser zieht.
Ich sehe nur noch Sterne. Mein Kopf dröhnt, mir ist unheimlich kalt. Namjoon hockt über mir, hält mein Handgelenk fest und zählt auf Koreanisch, ich versteh kein Wort. Meine Hand zittert, namjoons fühlt sich warm und beruhigend an. Mit seinen Augen fixiert er irgendwas, keine Ahnung, und murmelt weiter. Als er auf seine Uhr am Handgelenk schauen möchte, bleiben seine Augen an meinen Hängen. Ein Lächeln sicher so groß wie Australien prangt auf seinem Gesicht. Es steckt mich sofort an. Beim grinsen jedoch bemerke ich die Kopfschmerzen, was mich einmal aufstöhnen lässt.
„Ich bin so glücklich", erzählt er Kopfschüttelnd. In seinen dunklen Augen klopfen Tränen an die Tür, aber noch hat er ihnen nicht den Ausgang erlaubt.
„ich auch", lächel ich, versuche mich leicht hochzudrücken und aufzusetzen, aber er drückt mich sofort wieder nach unten.
„Bitte namjoon, mir ist kalt", nuschel ich, was ihn dazu bewegt, mich hochzuheben, in sein Zelt zu tragen, und mich in seinen warmen Schlafsack zu wickeln. Ich fühle mich wie ein etwas kaputtes kimbap. Er möchte gerade aus dem Zelt gehen, als ich einfach die Initiative ergreife. Immerhin wäre ich gerade fast gestorben, also ist für Zurückhaltung wenig Platz. Ich halte seine Hand fest und blicke ihn bittend an. Genauso wie er es heute Abend gemacht hat nicke ich leicht mit dem Kopf in meine Richtung. Er versteht sofort, breitet die Arme aus, in die ich mich sofort hineinkuschel.
Durch die beruhigende Musik von einer Gitarre werde ich geweckt. Namjoon liegt neben mir, die Augen fest geschlossen, mit einem entspannten Lächeln auf dem Gesicht. Ein paar Fliegen sitzen an der Tür des Zeltes und fliegen immer wieder dagegen. Sein verwuschelter Pony klebt ihm im Gesicht, und ich kann einfach nicht anders. Ich bin total in meinen Gedanken versunken, kraule seinen Kopf, als eine Stimme höre.
„Also fünf Minuten machst du das schon mindestens", lächelt er mich an. Ein wenig perplex und beschämt nehme ich meine Hand aus seinem Haar und schaue auf den Boden.
„das war schön", meint er jedoch, nimmt meine Hand und legt sie wieder auf seinen Kopf. Ich muss in sein grinsen einsteigen und mache mit dem kraulen weiter. Irgendwann ändere ich jedoch die Position und lege mich neben ihn.
„Ich hatte unheimlich Angst, weißt du", fängt er an. Ich stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab.
„Als ich dich gesehen habe, ich hatte irgendwie ein Gefühl, das was schlimmes passiert", erzählt er weiter, die Gedanken ganz klar. Durch seine Augen kann ich immer ganz klar sehen, was in ihm vorgeht. Ich sehe fast, wie sich die Szene von gestern vor seinem inneren Auge noch mal komplett abspielt.
„Ich wollte dich nicht überwachen oder so", erklärt er sich, jedoch schüttel ich sofort meinen Kopf.
„Ich weiß. Ich bin dir unheimlich dankbar", vergewissere ich.
„Ich möchte nicht, das du jetzt anders von mir denkst", gibt namjoon nach einer kleinen Pause von sich. Er schaut mir tief in die Augen, er ist komplett ernst, und tatsächlich auch ein wenig verängstigt.
„Keine Angst", beruhige ich ihn, und kuschel mich wieder an seine breite Brust. Immerhin haben wir das davor auch schon ab und zu gemacht, die Quantität hat sich jetzt in letzter Zeit jedoch ein wenig gesteigert.
„Ich weiß nicht, ob du dich noch erinnerst, aber wir haben uns vorgestern geküsst", keine Emotion ist aus dem Satz heraus zu hören.
„Ich weiß es nicht mehr." ein wenig enttäuscht und traurig über die Tatsache, dass mein betrunkenes Gehirn sich dafür entscheiden hat, es mich vergessen zu lassen, Blicke ich ihn entschuldigend an.
„Ich werde es nie vergessen", ich kann namjoon fast nicht verstehen. Ein leichter rotschimmer breitet sich auf seinen Wangen aus.
„Immerhin war es unser erster", erklärt er , fährt sich durch die Haare und schüttelt seinen Kopf, wohl sehr darüber überrascht, dass er das tatsächlich gerade gesagt hat.
„Es wird nicht der letzte bleiben", versichere ich ihm.
Und ich weiß, dass da noch einige dazu kommen werden.
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Just think of it .. | imagines/ one shots bts/stray kids /kpop
FanfictionIch glaube, das ist der längste Titel, den ein Buch je hatte. Ich hab mich nach imagines gefühlt, vielleicht fühlt irgendjemand die ja mit mir .