A small piece of my happiness

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Triggerwarnung
In der Story wird eine toxische Beziehung sowie sexualisierte Gewalt thematisiert.

„Ein Gentleman hätte den Turm zum umstürzen gebracht", grinse ich meinen gegenüber breit an. Stolz auf sich legt er den Spielstein auf den oberen Teil des Turmes.
„Hey, du hast nicht gelesen, was drauf steht!" ich zeige mit meinem Finger empört auf ihn. Er seufzt besiegt auf.
„Okay. Küss die Person links von dir.", liest er vor.
„Versuch's noch mal."
Küss die Person links von dir."
„Eunwoo", versuche ich ihn einschüchternd anzuknurren, er zieht jedoch nur belustigt eine Augenbraue nach oben, dreht den Stein so, das ich ihn sehen kann und grinst siegessicher. Ich gebe lediglich ein grunzen von mir und halte ihm meine Wange hin, auf die er einen dicken Schmatzer drückt. Nicht das wir das nicht schon mal gemacht hätten, aber wenn ich es vermeiden kann, kriege ich von meinem besten Freund kein Bussi irgendwohin.
Ich ziehe einen mittleren Stein heraus, der Turm wird unten nur noch durch einen einzigen Stein gehalten und wackelt schon gewaltig. Ich bin unheimlich vorsichtig und seufze erleichtert auf, als der Turm am Ende tatsächlich noch steht.
Selfie-Time", lese ich die Beschriftung vor, zücke mein Handy, welches wir beide am Anfang des Abends umgedreht auf den Tisch gelegt haben, und öffne die Kamera. Eunwoo kommt rüber, setzt sich neben mich und nimmt mich in den schwitzkasten. Auf dem Foto grinst er breit, mein Gesicht ist durch meine Haare zu drei Vierteln verdeckt und der Rest sieht auch nicht berauschend aus. Er hat immer noch dieses selbstgefällige grinsen in seinem Gesicht, was mich wahnsinnig macht.
„Übrigens musst du dein Glas exen", grinst er noch breiter und nickt auf mein Handy, welches nun in meiner Hand ruht. Vor jedem Abend legen wir die Handys alle auf einen Stapel in der Mitte und der erste, der es anrührt muss exen. So simpel, so Effektiv.
Ich leere mein beinahe noch volles  Glas und merke, dass ich auf jeden Fall in der nächsten Zeit keinen 43er mit Milch trinken kann. Speiübel und sehr angetrunken schenke ich eunwoo bei seiner Aufgabe keine Aufmerksamkeit. Ich kriege nur mit, dass der Turm leider immer noch steht. Und als ich dran bin zittert meine Hand - oder vielleicht meine Augen - schon sehr. Ein bisschen unvorsichtiger, als es eigentlich nötig wäre ziehe ich einen Stein heraus, der Turm wankt, wankt weiter, und fällt mit einem lauten Klatsch auf die Tischplatte. Eunwoo hat in der Zeit mein Glas nachgefüllt - mit Wasser - und sieht mich siegessicher an. Er würde nie etwas machen, was mir ernsthaft schadet, und kümmert sich immer aufopferungsvoll um mich, gerade wenn wir zusammen trinken. Ich hab absolut keine hohe toleranzgrenze und an einem gewissen Punkt am Abend tauscht er mein getränk immer durch Wasser aus. Hätte ich ihn nicht, würde ich wahrscheinlich einen Leberschaden haben.
„Du musst noch vorlesen", meint er und reicht mir den Stein, den ich schon weggelegt hatte.
„Ich dachte, wir wären jetzt durch damit", versuche ich mich rauszureden, aber keine Chance. Er stützt seinen Kopf auf den Händen ab und schaut mich aus seinen welpenaugen aufmerksam an.
„Ach menno. Okay. Hast du gerade jemanden?", lese ich vor.
„Nein", kommt die Antwort von gegenüber sofort.
„Und du?", er fragt beiläufig, aber an seinem Gesicht kann ich erkennen, das er unheimlich interessiert an der Frage ist. Selbst durch den Alkoholnebel in meinem Hirn, der immer dichter wird.
„Schon", druckse ich herum. Die Sache ist absolut nichts ernstes und total nicht spruchreif. Außerdem weiß ich gar nicht, ob ich mir mit ihm was ernstes vorstellen kann. Da er jedoch nicht den Anschein macht, mit der Antwort zufrieden zu sein, erzähle ich weiter.
„Ein Kerl von tinder, du weißt schon.", winke ich ab.
„Tinder also.", schüttelt er belustigt den Kopf.
„Bei tinder sind wirklich die besten Menschen der Welt.", lästert er weiter und trinkt einen ausgiebigen Schluck.
„Ich bin auch auf tinder", gebe ich empört von mir, nachdem ich mein Wasserglas geleert habe.
„Danke übrigens", halte ich das leere Glas in die Höhe. Er lächelt mich liebevoll an und schüttelt seinen Kopf. Sein dunkler Pony fällt ihm dabei immer wieder vor die Augen, ich hab das Bedürfnis, ihm die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Sein Gesicht ist so schön, er braucht es gar nicht verstecken, aber ich bin mir sicher, dass seine Kerle darauf abfahren.
„Dafür nicht", beendet er das Thema.
„Aber bitte, sei vorsichtig. Viele Leute da suchen einfach nur Spaß, aber manche sind komplett gestört", meint er total ernst. Ich fühle mich wie bei meinem Therapeuten.
„Soll ich mich auf ein Sofa legen, du gibst mir ein Kissen, setzt dich daneben und schreibst mit?", grinse ich.
„Ähm, also..", schiebt er sich seine imaginäre Brille weiter auf die Nase, setzt einen angestrengten Gesichtsausdruck auf und überschlägt die Beine,
„Wann hat ihr Bedürfnis nach wechselnden, psychopathischen sexualpartnern angefangen?", fragt er komplett ernst.
„Doktor, bin ich sozial-emotional gestört?", steige ich in sein Rollenspiel ein. Wir beide müssen kichern, wobei er es sich zu verkneifen versucht und ich mich fast nicht mehr einkriege.
Er übernachtet in meiner Wohnung, natürlich auf der Luftmatratze neben meinem Bett, wir unterhalten uns noch bis spät in der Nacht und schlafen irgendwann ein.
Die nächsten Tage werde ich immer mehr und mehr von meiner Arbeit in Beschuss genommen. Abends falle ich einfach so ins Bett und schaue mir irgendeinen unnötigen jux auf YouTube an, um zu entspannen. Nichtmal meine tägliche yoga-Session kriege ich noch hin. Als ich mir gerade ein Video mit mehreren Songs aus den Siebziegern anhöre, ploppt oben eine Benachrichtigung auf, die ich sofort öffne.
zeit?", fragt er nur. Und ich weiß nicht, was mich reitet, aber ich schnappe mir meine Autoschlüssel und fahre los.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 14, 2022 ⏰

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