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Stille. Ich lag nun endlich wieder in meinem schön eingerichteten Zimmer, konnte es aber nicht wirklich genießen. Ich wälzte mich schon seit Stunden in meinem Bett hin und her. Es war sicher schon um die ein Uhr. Meine Gedanken waren die ganze Zeit bei Lou. Hatte ich sie verletzt? Sollte ich mich bei ihr entschuldigen? Der Raum zwischen meinen Ohren wurde voll und ganz in Bewegung gesetzt. Was sie wohl gerade macht? Ob sie auch so viele Gedanken plagen? Oder wartet sie nur darauf, dass ich sie anrufe. Ich könnte ja einen von den Jungs fragen, was ich tun soll. Sicherlich haben sie auch schon viele emotionale Fälle hinter sich. Anderseits würden sie dann aber davon erfahren. Von meinen Gefühlen. Von Gefühlen, bei denen ich nicht weiß, ob sie real sind. Außerdem wäre das ja superpeinlich, auch, wenn sie das wahrscheinlich nicht so empfinden würden. Früher musste ich mich nie mit solchen Gedanken meine Zeit verschwenden. Vielleicht, weil ich damals nie in eine solche Situation gekommen bin. Würde ich es Mama erzählen? Wie hätte sie darauf reagiert. Die Reaktionen von Erwachsenen sind immer sehr schwer einzuschätzen. Wenn man es genau nimmt, könnte ich ihr es ja erzählen. Sie könnte halt nur nicht antworten. Was vielleicht auch besser ist. Ich könnte morgen in der Früh zu ihrem Grab gehen. Die Gedanken würden mich aber noch die ganze Nacht foltern. Um diese Zeit lassen die mich sicher nicht mehr aus dem Haus. Was wenn ich mich aus dem Haus schleiche? Sie würden es ja nicht merken, geschweige denn jemals etwas davon erfahren. Ich würde ja nur schnell mit dem Bus zum Friedhof fahren und wäre ja ganz schnell wieder da. Soweit ich weiß hat Alex Nachtdienst. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihm über dem Weg laufe, liegt 1: 1 000 000. Meine Entscheidung war nun getroffen: ich werde jetzt zu ihr fahren.

Leise schloss ich die Haustüre. Ich hatte mich extrem bemüht, keinen Mucks zu machen. Die Anstrengung hatte sich gelohnt. Immerhin stand ich jetzt schon an der Bushaltestelle. Der Busfahrer schaute mich zwar blöd an, ließ mich aber einsteigen. Auch wenn die Fahrt nur fünf Minuten dauerte, kam es mir wie eine Ewigkeit vor. Am liebsten wäre ich zum Busfahrer gerannt, hätte ihn rausgeschmissen und wäre selbst weitergefahren. Doch schlussendlich kam ich dann doch irgendwann an.

Auch wenn ich normalerweise keine Angst vor Dunkelheit, Friedhöfe etc. habe, wurde mir schon ein bisschen mulmig zumute. Schließlich war ich ja noch nie bei ihrem Grab gewesen. Zum Glück hatte mir Phil am Vortag den Weg beschrieben, sodass ich nicht ganz ahnungslos herumirrte. 

Nach einer Weile des Suchens fand ich auch ihr Grab. Es sah noch etwas kahl und leer aus, da ich noch nie die Zeit gefunden hatte, es etwas aufzupimpen. Ich hatte Glück, denn ich war die einzige Person die den Drang dazu hatte, um halb zwei in der Nacht auf den Friedhof zu gehen. Vor dem Grab meiner Mutter hielt ich kurz inne, um über die die eingemeißelte Schrift ihres Namens zu streichen. „Ich vermisse dich Mama..." Laut seufzte ich aus. Es war ja noch nicht so lange her, dass sie gestorben war. Irgendwann habe ich einfach angefangen zu reden. Erst war es etwas befremdlich, doch nach einer Weile gewöhnte ich mich daran. Man redet ja nicht jeden Tag mit einem Grabstein. Ich fing an, ihr alles zu erzählen, was ich in den vergangen Wochen erlebt hatte. Bei den traurigen Geschichten kullerten mir Tränen über die Wangen, bei den fröhlichen hatte ich stets ein Lächeln im Gesicht. Es tat gut einfach so zu reden. Es war so, als würde ich mir die Sorgen von meiner Seele reden. Nachdem ich fertig war, saß ich noch ein paar Minuten schweigend da. Dann blickte ich zum Himmel und ah eine Sternschnuppe! Ich konnte mir jetzt also etwas wünschen... Aber was? Bevor ich hier war, hatte ich noch ganze viele Wünsche. Nun war ich zufrieden. Ich wünschte mir aber trotzdem, dass ich mich morgen mit Lou vertrage. Dann wäre ich nämlich erstmal wunschlos. Aber nicht wunschlos glücklich. ich wäre einfach nur wunschlos.

Ich war gerade in einer Straße, die nicht so gut beleuchtet war. Die meisten Mädchen in meinem Alter würden jetzt wahrscheinlich Angst bekommen. Ich hatte aber mal einen Selbstverteidigungskurs abgelegt, was mich sehr sicher fühlen ließ. Schließlich konnte ich mich ja wehren. Da ich gerade in Gedanken versunken war, schaute ich auf den Boden und achtete nicht auf meine Umgebung. Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner linken Schulter...

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Uuhhh fieser Cut... 😈

Mögt ihr Mayonnaise auf Pizza? 🍕

Kiss,

eure Toni 🌵


ASDS//Das Leben endet, die Liebe nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt