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„Hast du alles?" „Ja" Es fühlt sich echt komisch an, zu wildfremden Menschen zu ziehen. OK, wildfremd vielleicht nicht, ich kannte sie aber erst seit ein paar Tagen. Vor einer Woche hätte ich es nie geglaubt, wenn mir jemand erzählt hätte, dass ich meine Eltern verliere. Besser gesagt meine Mutter. Mein Vater ist zwar noch am Leben, aber innerlich sind meine Eltern für mich gestorben. Er hat sich schließlich auch nicht mehr richtig um mich gekümmert. Ich bezeichne ihn auch nicht mehr als meinem Vater. Für mich war er schon fort, sobald er so geworden ist. Wahrscheinlich hat es an dem Alkohol gelegen. Der hat dann zu Arbeitslosigkeit geführt und wahrscheinlich auch zur Persönlichkeitsveränderung. Ich werde ihm nie verzeihen. Er hat mir einen meiner bedeuteten Menschen genommen. Er wird wahrscheinlich in den Knast kommen. Ich wünsche mir auch, dass der Rest seines Lebens schrecklich wird, oder er bald stirbt. Verdient hätte er es auf jeden Fall, auch wenn ich ihn mal geliebt habe. Aber Menschen ändern sich und man kann nur dabei zusehen

Ich stieg ins Auto von Alex. Nun war es endgültig vorbei. Nun würde ich meine Vergangenheit endlich hinter mir lassen. Ich hatte mir es so sehnlichst gewünscht, jetzt habe ich aber auch Angst vor der Zukunft. Ich schaute melancholisch aus dem Fenster. Es gab nun kein zurück mehr. Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll. „An was denkst du?" Sollte ich ihm davon erzählen? Auch wenn ich Alex und Phil mochte, mein komplettes Vertrauen hatten sie noch nicht. Das hatte bis jetzt aber auch noch niemand. Am ehesten noch Lou oder meine Mum. Meine Mum. Ich hatte mir fest vorgenommen, ihr Grab regelmäßig zu besuchen. Denn wenn sie jetzt irgendwo ist, dann im Himmel. Sie war immer ein guter Mensch gewesen. „Wir sind da." Das ging aber schnell. Kein Wunder, ich hatte die ganze Fahrt auch nachgedacht.

Von außen sah das Haus sehr schön und freundlich aus. Als Alex gerade die Tür aufschließen wollte, wurde sie auch schon von Phil aufgerissen:„Hi! Kommt doch rein." Gesagt getan. Das Haus war sehr gemütlich eingerichtet. An den Wänden hingen Fotos von gemeinsamen Urlauben. Ich folgte Alex in einen Raum, den ich als Wohnzimmer identifizieren konnte. Hier hatte man ein riesiges dunkelgraues Ecksofa hineingestellt. Zusammen mit dem riesigen Fernseher und den vielen DVDs wirkte es so, als würden sie oft Filmabende machen. „Das ist das Wohnzimmer..." Es gefiel mir. Schließlich verließ er den Raum, und ging in die Küche. „Das ist die Küche..." Auch hier hatte man viel Zeit und Geld investiert. In der Mitte stand ein riesiger Tisch, an dem Phil saß und mit seinem Handy daddelte. „Die Bad und die Schlafzimmer sind oben. Willst du sie sehen?" „Gerne" Oben kamen wir in einen Flur, dessen Wände mit Fotos vollgepflastert waren. „Das Bad ist am Ende des Flurs. Mein Zimmer ist hinten rechts und deins hinten links. Du kannst es ja mal alleine erkunden." Als ich hineinging, spürte ich gleich den Teppichboden unter meinen nackten Füßen. Die Wände waren pastellblau gestrichen. Sonst war es sehr üppig, was mich aber nicht störte. Es beinhaltete ein Bett, einen Kleiderschrank und einen Schreibtisch. In der Ecke stand eine Zimmerpalme und auf der Fensterbank ein Kaktus. Woher wussten sie, dass ich Pflanzen so liebte? Ich hatte in meinem alten Zimmer auch schon Kakteen gezüchtet, Ich liebe diese Pflanzen. Das Zimmer war sehr schön eingerichtet. Kurzum, ich liebte es. Da ich meine Sachen noch bei mir zuhause waren, konnte ich noch nichts auspacken. Also beschloss ich nach unten zu gehen.

„Gefällts dir?", fragte Phil gleich nach. „Nein" Er wirkte enttäuscht. „Ich liebe es.", grinste ich. Es schien ihn zu erfreuen. „Wo ist Alex?" „Er kocht gerade. Jetzt müsste auch bald Franco kommen. Kennst du ihn schon? Er hat braune Augen und graue Haare." „Achja stimmt. ich habe ihn schon mal gesehen." Gleichzeitig konnte man auch schon hören wie die Tür aufgeschlossen wurde. „Essen ist fertig!" 

„Du musst Annika sein. Ich bin Franco. Aber ich du hast mich ja eh schon kennengelernt." „Hi" Alex hatte Nudeln gekocht. Es schmeckte mir sehr gut. „Annika?" „Ja?" „Wenn es für dich in Ordnung ist, müssten wir für dich noch ein paar Sachen bei dir zuhause holen. Wenn du willst, können das auch wir machen, bevor du noch einen Flashback bekommst." Soll ich nachhause gehen? Anderseits würde ich es schon nochmal gerne sehen und mich verabschieden. Vielleicht finde ich ja auch noch ein Foto von meiner Mutter oder so. Außerdem wissen sie ja nicht, was genau ich brauche. „Ich glaube ich würde gerne mitkommen, wenn das in Ordnung ist. ich möchte mich noch einmal von diesem Ort verabschieden. Ich habe ja auch gute Erinnerungen." Ich hoffe das es die richtige Entscheidung war mitzukommen. Doch dann stellte sich das Gegenteil heraus..." 

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Hattet ihr schon Corona? 🦠

Kiss,

eure Toni 🌵

ASDS//Das Leben endet, die Liebe nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt