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Dort war meine Mutter. Er hatte sie an einen Stuhl gefesselt. Total altmodisch, mit sehr vielen Seilen. In ihrem Mund war ein Ballknebel. Sie war nackt ausgezogen. Ihre Handgelenke hatte er ihr hinter dem Rücken zusammengebunden. Die Seile wurden sehr straff gezogen, da in ihren Händen das Blut sichtlich nicht mehr entweichen konnte. Das gleiche wurde auch mit ihren Beinen gemacht. Außerdem rann ihr Blut vom Hals, in einer besorgniserregenden Menge. Ihre Haare waren ganz durcheinander. In ihren blauen Augen konnte ich Angst erkennen. Sie schaute mich panisch an und versuchte zu schreien. Nun erwachte auch ich endlich aus meiner Schockstarre. Ich rannte zu ihr rüber:„Alles wird gut. Ich helfe dir jetzt." ich versuchte beruhigend zu wirken, klang aber ängstlich. Ich nahm mein Taschenmesser aus der Hosentasche, dass ich immer dabei hatte. Mein Großvater hatte es mir geschenkt, bevor er gestorben ist. gekonnt schnitt ich ihr erstmal die Körperfesseln ab, befreite anschließend auch ihre Arme und Beine. Zum Schluss entfernte ich ihr auch noch den Ballknebel. Sie stand noch unter Schock. Sie sagte kein Wort zu mir, ich konnte in ihren Augen aber ein Danke erkennen. Ohne das Gesicht zu verziehen, rannen ihr Tränen die Wange runter. Ich half meiner Mutter beim Aufstehen und half ihr bis zum Sofa. Sie fiel sofort darauf und schloss ihre Augen. Ich durfte sie nicht verlieren! Sie gehört zu den wenigen Menschen denen ich vertraue, die nicht am Leben sind. „Mama? Mama! Halt die Augen offen! Bitte bleib hier! Mama, bitte!",flehte ich sie heulend an. „Shh Nika", versuchte ich mich selbst zu beruhigen, „Alles wird gut werden. Du prüfst jetzt ihren Puls und setzt dann den Notruf ab" Ich atmete noch kurz durch. Durch die Nase einatmen, durch den Mund ausatmen. Alles wird gut. Schließlich wanderte meine Hand zu ihrem Hals. Als ich nichts spürte brach ich aber wieder in Panik aus. In Rekordgeschwindigkeit rannte ich nach oben, nahm mir mein Handy und wählte schon mal. „Hallo Leitstelle Köln. Was kann ich für Sie tun?" „Hier ist Annika Neumann. Ich bin in der ****** Straße **. Meine Mutter hat keinen Puls mehr!! Bitte kommen sie schnell!!", schrie ich den Leitstellendisponent fast schon an. „Ganz ruhig. Die Rettungskräfte sind unterwegs." Mit diesen Sätzen legte er auf. 

Ich stolperte zum Sofa. Ganz ruhig Nika, ganz ruhig. Du schaffst das. Ich legte die Hände auf ihren Brustkorb und begann zu drücken. 28, 29 und 30. Ich wollte mich gerade zu ihr runterbeugen, um sie zu beatmen, als es an der Tür klingelte. Ich legte mal wieder einen Sprint zurück und öffnete die Tür. „Hallo ich bin Alexander Het..." „Hier entlang!!!", unterbrach ich in unhöflich und rannte wieder zum Sofa. „Was ist überhaupt passiert?", fragte nun ein Sanitäter mit braunen Augen und grauen Haaren. „Ihr fucking Puls ist weg!", gab ich hysterisch zurück. „Und wie gehts dir? Du wirkst ziemlich aufgebracht...", entgegnete er. „Jetzt helft ihr doch endlich!!!" Was war denn so schwer daran? Ich hatte Angst. Furchtbare Angst. Was wenn sie es nicht schafft. Dann könnte Daddy alles mit mir machen. Jeden Tag. Bis ich achtzehn wäre. Sie muss es schaffen. Sonst habe ich doch nur noch Lou. „Hm?" Hat dieser Alexander oder wie auch immer mit mir gesprochen? „Ob sie Vorerkrankungen hat?" „Äh, nein. Wie gehts ihr?" „Wir mussten sie intubieren. Sie hat sehr viel Blut verloren. Wir bringen sie jetzt ins Krankenhaus wo sie notoperiert wird. Sie hat eine 10 cm Schnittwunde am Hals. Wie ist das passiert?" Fuck! Ich konnte ihm doch nicht die Wahrheit sagen. Mein Vater würde mich umbringen. Wo ist er überhaupt? Hoffentlich kommt er nicht jetzt nicht reingeplatzt. Dann würde ich nämlich in ein Heim kommen. So komisch es auch klingt, würde ich lieber alleine bei meinem Vater bleiben, als ins Heim zu gehen. „Ist alles in Ordnung?" „Äh..." Plötzlich fühlten sich meine Beine wie Wackelpudding an. Dann wurde mir schwarz vor Augen.

Ich wurde von einem schmerzhaften Reiben über meinem Brustbein geweckt. „Sie macht die Augen auf" „Das war wohl der Stress.... Wie gehts dir jetzt?" „Mir gehts Super. Ich will nur, dass es meiner Mutter gut geht." „Der RTW hat sie schon ins Krankenhaus gebracht. Sie hat ein Polytrauma." „Wieso bist du da nicht mitgefahren? Sie ist doch viel wichtiger als ich. Ich bin doch nur umgefallen" „Weil sie nur noch transportiert werden musste... Außerdem brauche ich noch ein paar Infos. Willst du mir deinen Namen verraten? Ich heiße übrigens Alexander..." Denkt er wirklich, dass ich ihm meinen Name verrate? So dumm bin nun auch wieder nicht. Außerdem kann ich ihm nicht vertrauen. Was wenn er die Bullen informiert? Dann würde ich wirklich in ein Heim kommen... „Ich wüsste nicht was dich das angeht..." „Ok. Wenn das so ist. Kannst du laufen?" „Wohin?" „Zum RTW. Wir müssen dich schließlich ins Krankenhaus bringen." „Ich werde aber nicht mitkommen. Mir gehts Bestens" „Wenn du das hinter dir hast, kannst du deine Mutter besuchen." „Überredet" Widerwillig ging ich mit ihnen zum nachgeforderten RTW „Leg dich hin, damit ich dich festmachen kann." „Sitzen ist mehr als genug" „Wenn du meinst...", seufzte er. Zum Glück gab der Grauhaarige schnell nach. Wenigstens etwas.

Als wir angekommen waren musste ich mich untersuchen lassen. Ich ließ alles über mich ergehen. Zum Glück wurde nichts festgestellt und ich habe nur einen Zugang bekommen. Und den Tipp, mehr zu trinken. Nachdem ich endlich fertig war, floh ich auf das Damenklo. ich schaute in den Spiegel und seufzte laut aus. Ich sah erschöpft aus. Sehr blass war ich auch und hatte tiefe Augenringe. Ich sah mich eine Weile nur an. „Bist du da drin?" „Äh, ja?" „Gehts dir gut?" „Ja" Omg wie kann ein einziger Mensch nur so besorgt sein? Dieser Alex war so nervig...

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Habt ihr etwas für die Ukraine gespendet? 🇺🇦

Falls ihr Verbesserungsvorschläge oder Ideen habt lasst es mich wissen.

Kiss,

eure Toni 🌵

ASDS//Das Leben endet, die Liebe nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt