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Ich konnte mich kaum konzentrieren, meine Gedanken schweiften immer wieder zu ihm, doch er meltedete sich nicht und ich wollte ihm nicht immer hinterher rennen. Also versuchte ich mich auf den Unterricht zu konzentrieren und meine Aufmerksamkeit meiner Lehrerin zu zu wenden.
Ich spürte ein vibrieren in meiner Hosentasche, die Versuchung, es dort hinaus zu ziehen und schauen wer mir gerade jetzt schreiben muss, war groß, doch ich entschied mich dagegen und schrieb fleißig mit.

Nach ein paar Augenblicken gewann die Neugier jedoch dann doch. Vorsichtig zog ich mein Handy aus meiner Hose und wagte einen Blick darauf, Nachricht von Wilhelm stand auf dem Display.
Ich entsperrt mein Handy und diese unscheinbar wirkenden, und doch so starken, Worte leuchtete auf:

Hey, ich weiß, ich habe mich so lange nicht mehr gemeldet, zu lange, aber ich liebe dich, und hätte dich gerne bei mir...
Ich muss mit dir reden, aber in Echt, nicht so, nicht übers Handy.
Kannst du vielleicht am Wochenende ins Krankenhaus kommen?
Frag bitte einfach nicht, ich erkläre dir alles, ich habs selber noch nich ganz verstanden. Ich werd leider die nächsten Wochen nicht in die Schule kommen können, aber ich muss dich wirklich sehen, ich kann verstehen wenn du grad gar kein bock auf mich hast, weil es muss ja irgendwie so aussehen als hätte ich dich nach allem einfach ignoriert, aber es liegt wirklich nicht an dir und auch nicht an mir...
Bitte komm einfach so schnell du kannst, ich liebe dich <3

Als ich aufsah starrte mich die gesamte Klasse an und unsere Lehrerin stand direkt vor mir und schaute mir direkt in die Augen.
"kann ich dein Handy bitte haben, du kannst es dir nach dem Unterricht abholen."

Ich zögerte einen Moment, dann entschied ich dass das einen Diskussion nicht wert sei und gab es ihr.

Jetzt hatte ich zwar kein Handy welches mich vom Unterricht ablenken konnte, aber von Konzentration war nach dieser Nachricht keine Spur mehr. Was sollte das, es liegt nicht an dir, aber auch nicht an mir ?
Was zur Hölle wollte er damit sagen, wessen schuld war es denn dann? Die seiner Mutter?

Sollte ich zu ihm fahren?

Wie sollte ich das meiner Mutter erklären?

"Hey Mama, Wille hat mir eine ganz komische Nachricht geschrieben, ich fahr jetzt zu ihm."

Wahrscheinlich wird es so ablaufen.

Der Rest des Schultages ging schleichend vorüber, mitbekommen hatte ich jedoch nichts.
Zu Hause redete ich mit meiner Mutter, sie sah besorgt aus und erklärte sich einverstanden mich zum Krankenhaus zu fahren, erst wollte ich dass nicht, aber es konnte ja nicht schaden wenn auch für mich jemand da war.

A

m späten Nachmittag kamen wir in Stockholm und am Krankenhaus an. Ein trüb wirkendes graues Gebäude. Meine Mutter wartete im Auto, das hier musste ich alleine machen. Zögerlich ging ich auf die Auskunft zu und fragte nach Wilhelms Zimmernummer, er wurde angerufen, gefragt ob es in Ordnung sei wenn ich zu ihm käme. Es war in Ordnung.
Zimmernummer 38, 2. Stock, weiße Wände, grau gefärbt von der Zeit, auf dem Boden abgetretene Pfeile zur Orientierung. Ich hasste Krankenhäuser, es roch nach ätzender Sauberkeit, was den Geruch etlicher kranker Menschen nur unterstrich.

Zimmer 38, ich hatte es gefunden, in leuchtend roten Lettern standen die zwei Zahlen an der Tür, ein kleiner Farbtupfer in all der Öde.
Ich klopfte und wurde herein gebeten.

Da lag er, seine Haare kürzer, seine Arme dünner, nur unmerklich, aber ich sah es, und seine Augen waren erfüllt von Erschöpfung, seine Lippen nur noch Striche.
Kurz gesagt, es ging ihm nicht gut.

"Hey" seine Stimme klang zu kräftig für das was ich vor mir sah, sie hatte sich nicht verändert, das beruhigte mich ein wenig.

"Hey, wie geht's dir?" fragte ich.

"Besser, jetzt bist du ja da" er nahm meine Hand und drückte sie fest, ich drückte zurück.

"Warum bist du denn überhaupt hier? Was ist passiert?"

"Es war einfach alles zu viel, es wurde mit einem Schlag zu viel verlangt und ich habe es nicht geschafft einen Moment auf meinen Körper zu hören."

"Du schaffst das, du bist stark" ich versuchte das leichte Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken.
"Wie lang ist denn geplant dass du noch hier bleibst?"

"Nicht mehr all zu lange, bald komme ich wieder zur Schule, und keine Angst, verstecken will ich mich immer noch nicht." ein Lächeln huschte über sein Gesicht und ein leichtes Strahlen schimmerte in seinen Augen.

Ich legte meine Hand in seinen Nacken und drückte ihm einen sehnsuchtsvollen Kuss auf die Lippen, er schmeckte nach Schweiß und Krankenhaus, der vertraute Geschmack der sich sonst in meinem Mund breit machte war fast verschwunden, aber ein leiser hauch lies sich nicht vertreiben.

"Ich hab mir echt Sorgen gemacht.
  Ach ja und wegen dir wurde mir mein Handy abgenommen" ich grinste verstohlen, er zurück.

Ich hörte wie die Tür sich öffnete, ein junger Krankenpfleger kam herein und bat mich freundlich das Zimmer zu verlassen, ich drückte Wille noch einen letzten wir-sehen-uns-bald-wieder-Kuss auf den Mund und trat wieder auf den grauen Flur, aber jetzt schien es ein wenig zu leuchten.

Young royals (Wunschfortsetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt