Seit Tagen hatte Jyn weder etwas von Shaw gehört noch gesehen. Konnte also nur bedeutete, dass er sie von nun an in Ruhe ließ. Eine Sorge weniger. Vor dem Gebäude wartete bereits ein Auto auf sie. Ein Traum. Ein anthrazitfarbener, von Maserati erfüllter Traum. Erst jetzt fiel ihr auf, dass genau dieser Wagen auch die letzten beiden Tage hier stand, und zwar immer genau zu dem Zeitpunkt, wenn sie aus dem Büro kam. Nein, nein. Es war zu schön, um wahr zu sein. Augen verdrehend ging sie hinüber und beugte sich ans Fenster.
„Du lebst ja noch, was gibt es?", übertrieben lächelnd hob sie die Hand, „Nein, sag nichts. Ich hab noch zu tun. Es gibt nämlich noch Leute, die haben ein richtiges Leben. Einen Job."
„Wir wissen beide, wie sehr du mich vermisst hast. Kannst du uns beiden einen Gefallen tun?", darauf hin verkreuzte sie neugierig die Arme, „Du willst es doch auch also mach es uns beiden nicht so schwer."
Schnaufend blickte sie zur Seite, dann nach unten und rieb sich unsicher am Oberarm, bevor sie einstieg. Im Wagen strich er ihr die Haare hinters Ohr doch sie schlug seine Hand weg. Er wusste ganz genau, womit er sie ärgern, reizen oder gar provozieren konnte. Mittlerweile wusste sie, dass es ihm Spaß machte, sie zu.... Nerven. Freundlich ausgedrückt. Hatte er sonst nichts mehr im Leben als ihres mit in den Abgrund zu ziehen? Wohl eher nicht. Zu ihrer Überraschung war die Fahrt, Stress frei. Noch nicht mal irgendwelche unnötigen Kommentare oder Anspielungen. Es dauerte keine halbe Stunde, bis er nach rechts abbog, damit die Hauptstraße verließ und durch einen Torbogen fuhr
„Friedhof.", stirnrunzelnd sah sie zu ihm hinüber, „Was wollen wir auf einem Friedhof?"
„Wirst du gleich sehen.", er nickte zum hinteren Bereich des Friedhofes, wo eine Reihe von Autos standen, „Da."
Provokant langsam fuhr er den Weg entlang, wo gerade eine Beerdigung stattfand. Viele Leute waren es nicht wohl nur die engsten Verwandten oder Freunde. Nicht gerade das schönste Ereignis im Leben. Ein paar Gesichter konnte sie, da sie jetzt nur einige Meter von ihnen entfernt waren, deutlicher erkennen. Sie alle hatten denselben Ausdruck auf dem Gesicht. Trauer und Wut.
„Dich mein Hübscher kenne ich doch.", schnipsend sah sie zu Boden, „C. Irgendwas C. Ca.... Co-co.... Connor.... Brian O'Connor, so ein Ehemaliger FBI Agent. Gut. Okay?! Die gleiche Frage noch mal. Was wollen wir hier?"
„Schatz, hast du es immer noch nicht kapiert?", seinen Ellenbogen legte er auf ihrer Rückenlehne ab und zeigte an ihrem Gesicht vorbei auf die Gruppe, „Da hast du deine Crew."
„Die? Mach dich nicht lächerlich..... Oh, da sieht wer verärgert aus.", augenblicklich trat Shaw aufs Gas und ein Typ mit Glatze lief zu seinem Wagen, „Mächtig verärgert. Glückwunsch. Nur so eine Vermutung korrigiere mich, wenn ich falsch liege. Diese Beerdigung findet dank dir statt?!"
Keine Antwort, er legte lediglich/bloß den nächsten Gang ein, raste über den Friedhof hinaus auf die Straße, wo er die vor ihm fahrenden Wagen riskant überholte. Noch unauffälliger ging es nicht. Im Seitenspiegel konnte sie sehen, wie sie von einem roten Wagen verfolgt wurden. Na klasse. Anscheinend hatte er wirklich genau den Richtigen verärgert. Sie rasten quer durch die Stadt, bis er unter einer Brücke den Wagen abrupt wendete und gegen die Fahrtrichtung stehen blieb.
„Steig aus.", obwohl er fast so mürrisch wie sonst klang und sie direkt ansah, hätte man denken können er sei wegen irgendwas besorgt, „Mach schon."
„Äh, nein.", erwiderte sie bissig doch er beugte sich nur über ihren Schoß um ihre Tür zu öffnen, „Warum eigentlich? Du holst mi...."
„Kannst du einmal, nur einmal bitte, tun, was man dir sagt.", unterbrach er sie und schob sie aus dem Auto, „Danke."
„Bitte.", nach ein paar Schritten machte sie kehrt, ging zurück und legte Shaw den Daumen auf die Lippen, wartete auf irgendeine Reaktion, die nicht kam, um ihn dann zu küssen, „Sei.... einfach vorsichtig. Mach einfach.... man, ich hab schon ein Teil meiner Familie verloren. Das brauch ich noch einmal, Okay?!"
Den dröhnen Motor des anderen Wagens hörte sie bereits. Zögernd klopfte sie mehrmals gegen die Dachkante und verschwand dann hinter der Treppenmauer, die hoch zur oberen Straße führte. Das war reinster Irrsinn. Nichts war mehr zu hören, dann die immer wieder aufheulenden Motoren. An die Wand gedrückt, spähte sie um die Ecke. Beide Wagen standen sich, mit dem Gas spielend, gegenüber. Dumme Idee. Lasst es sein. Ihr bringt euch noch gegenseitig um. Zu spät. Beide traten voll aufs Gas, lösten die Bremsen los und rasten voll aufeinander zu. Bitte, einer von ihnen musste ausweichen. Wovon träumte sie? Laut krachend knallten beide zusammen. Der arme Maserati. Bereits Sekunden nach dem Aufprall verzog sich der Rauch wieder. Der Rote sah deutlich schlimmer aus als der Maserati, der nur im vorderen Bereich demoliert war während der rote halb geschrottet war. Steig endlich aus, bitte. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Gefühlte Stunden vergingen bis Shaw endlich ausstieg. Danke. Nur der andere musste sich aus dem Wagen hiefen.
„Leg dich nie mit der Familie eines Mannes an.", ergriff Shaw als erster da Wort.
„Genau das habe ich deinem Bruder auch gesagt.", für diesen Satz alleine, hätte Shaw ihm bestimmt gerne eine verpasst, naja sie auch, „Verstärkt. Als würde man mit Stahl verstärkten Handschuhen in den Ring steigen."
„Dein Fehler. Ich bin nicht hier um zu spielen.", nach den letzten Wochen, wusste sie das es längst kein Spiel mehr war, „Wir beide, kommen aus verschiedenen Welten. Glaub mir, da wo ich mich rumtreibe ist sehr viel härter als bei dir."
„Ach heul doch.", hielt der da etwa einen Vorschlaghammer in der Hand, „Es geht auch noch eine Nummer härter."
„Hast du geglaubt es wird ein Street-Fight?", schon bevor er den Satz beendet hatte, hatte er eine Pistole auf ihn gerichtet.
Wie aus dem nichts kamen Schüsse von der Decke und sie drückte sich noch fester gegen die Wand. Männer in Schwarz ließen sich wie Spinnen von der Decke ab. Was?! Woher kamen die so schnell? Im Schusswechsel lief Shaw zur Treppe, wo sie gerade stand. Er eilte um die Ecke, an ihr vorbei und registrierte erst nach ein paar Stufen, dass sie da stand.
„Du.... argh.....", grob zerrte er sie hinter sich her zu einem Auto, das in der Nähe parkte, und fing erst im inneren sie anzuschreien, „Kannst du mir mal sagen, was diese Aktion gerade sollte? Du solltest gehen!"
„Schrei mich nicht an! Diese Aktion? Kommt ausgerechnet von dem Typen, der meint, ein Sudden Death veranstalten zu müssen.", mit der Fassung ringen saß sie auf ihrem linken Bein aufrecht auf dem Sitz, „Außerdem hast du nur gesagt, ich soll aussteigen. Mehr nicht."
„Ist das dein ernst?", aufgebracht fuhr er sich übers Gesicht, „Machst du das immer? Nur das machen, was man dir sagt, wenn du es mal machst?"
„Fick dich doch.", zog sie scharf die Luft ein, schluckte, verschränkte die Arme unter der Brust und starrte einfach durch die Windschutzscheibe, „....."
„Keine Widerworte oder kommt da noch was? Mit der Wahrheit kommst du schon mal nicht klar.", nach einem Blick zur Seite legte er die Hand in ihren Nacken, die sie mit mehrmaligen Schulterzucken versuchte loszuwerden doch er zog sie nur an sich und legte den anderen Arm um sie, „Jemand würde mich umbringen, wenn dir etwas passieren sollte. Besonders leicht machst du es mir ja nicht."
„Halt die Klappe, du bist doch selbst schuld daran. Wie kann man nur so ein Idiot sein, man?!", den Tränen nahe, legte sie die Wange auf seine Brust, „Es hatte seinen Grund, dass ich mit dem ganzen nichts zu tun haben wollte."
„Zu spät.", grinsend küsste er sie auf den Kopf und legte dann sein Kinn hinauf, „Hättest nicht im Krankenhaus auftauchen sollen."
Vermutlich. Woher sollte sie auch wissen, dass sie in einen Familienkrieg mit hineingezogen wird. Noch hatte sie damals richtig gewusst, was Owen geplant hatte. Aus diesem Grund hatten sie ihn fast ein Jahr nicht mehr gesehen, weil sie diesmal nicht daran beteiligt sein wollte. Zum Glück, ansonsten wäre sie vermutlich auch tot oder Hopps hätte sie festgenommen.
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✔Auf den Tag folgt die Nacht ✔
Fanfiction(Unbearbeitet) Seit Jahren war Liv mit Owen Shaw befreundet. Doch auch das half nicht, ihm seinen letzten Coup auszureden. Zwar wollte er sie unbedingt dabei aber es reichte ihr. Es waren schon zu viele unschuldige Menschen verletzt und gestorben. K...