Abstecher

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Mit schmerzenden Nacken wachte sie auf. Auf was hatte sie gelegen, Steine? Beim Aufsetzen musste sie auch noch mit dem Schädel irgendwo gegen hauen. Schmerzverzerrt nahm sie die Hand nach oben, tastete über sich alles ab und schaute hoch. Deswegen war es noch dunkel, sie saß in einem Auto, das in irgendeiner Lagerhalle stand. Ein Blick auf die Uhr im Armaturenbrett sagte ihr, dass es fast elf war. Was war eigentlich gestern passiert? An viel konnte sie sich nicht mehr erinnern. Karambolage, ähmm Schießerei und achja, sie wurde angeschrien. Beim Aussteigen fuhr sie sich durch die Haare und ging umherschauend zu Shaw. An einem Tisch baute er etwas zusammen und verstaute es danach in einer Tasche, die auf dem Tisch lag.

„Willst etwa verreisen?", müde schlurfte sie zu ihm hinüber und setzte sich neben die Tasche, „Egal, bin eh raus. Übermorgen muss ich weg um einige Shǐhuángdì's Soldaten zu holen."

„Mausoleum Qin Shihuangdis", nebenbei schraubte er mehrere Metallstücke zusammen, „Die Terrakotta-Armee des ersten Kaiser's Chinas."

„Ähm.", verschluckte sie sich auf einmal, „Ja.... genau....."

„Sei mal ehrlich.", mit zusammengekniffenen Augen legte er die Sache auf den Tisch und sah sie interessiert an, „Für was hältst du mich eigentlich? Einen Idioten."

„Psycho.", lächelnd zog sie ihn an seiner Jacke näher an sich heran, „Die meisten, können sich das nicht mal fünf Minuten merken geschweige denn wissen die, wovon ich rede. Der Name reicht den meisten schon. Da ist man halt überrascht."

„Psycho.", zwar beugte er sich näher zu ihr, griff jedoch nach einer Kugel, die hinter ihr lag, „Dieses mal solltest du eh hier bleiben."

„Kannst du es nicht einfach dabei belassen?", stöhnend drückte sie ihn von sich um seinen Ausdruck zu deuten, „Ändern wird sich eh nichts."

„Jeder von uns tut das, was wir für richtig halten.", auf ihren Schoß schauend stützte er sich rechts und links von ihr ab, „Gerade du solltest das wissen."

„Klar.", damit er sie wieder ansah, legte sie die Hand in seinen Nacken und rieb mit dem Daumen über seine Wange, „Egal was passieren wird, es kommt in Ordnung. Okay? Hey..... Okay?"

„Und damit bist du dir so sicher.", doch er nahm nur seine Tasche, ging zum Auto und warf sie hinein, „Nur eines ist sicher. Diese Typen werden tot sein."

„Dachte ich mir.", langsam rutschte sie vom Tisch und lehnte sich dagegen, „Besessenheit nennt man so was. Mehr kann man schon nicht sein."

„Ach, bevor ich es vergesse.... Fang.", aus seiner Türe hatte er Schachtel genommen, die er ihr zuwarf, „Monaco."

Verwundert fing sie die Schachtel auf. Monaco? Was hatte er mit Monaco zutun? Gar nichts. Erst nachdem er weg war, öffnete sie die Schachtel und ließ sie fast fallen. Wollte er sie komplett verarschen? Ein Ring? Aus gebürstetem Silber. Ihr fiel dazu nur eine Sache ein aber die war mehr als unwahrscheinlich. Für diese Annahme, Vermutung, gab es keine Beweise. Nicht die Geringsten. Hatte sie Owen überhaupt gekannt? So langsam glaubte sie das nicht mehr. Sie beide waren nicht mal wirklich zusammen gewesen. Also warum sollte er dann einen Ring haben? Anderseits, wo hatte Shaw ihn auf einmal her?





Nach Siebzehn Stunden Flugzeit hieß es

Herzlich Willkommmen in die Vereinigten Arabische Emirate,

Willkommen in Abu Dhabi.


Los Angeles war schon heiß aber die Sonne hier knallte direkt auf einem herab. Und wenn man sich daran erst einmal gewöhnt hatte, konnte man all das hier auch genießen.

Im zweiten Etihad Towers fand das Geschehen statt zusammen mit ihren Soldaten. Morgen Abend, direkt nach der Veranstaltung, sollten sie eingepackt werden und noch in der selber Nacht auf direktem Wege nach L.A. gehen.

Damit war der restliche Tag nur noch dazu da, den morgigen Transport vorzubereiten. Vielleicht um abends noch am Strand zu liegen und dabei Cocktails zu schlürfen. Wie oft hatte sie in den letzten Wochen auch die Zeit gehabt, einfach mal zu glauben, dass sie ein normales Leben führte? Nach ihren Vorstellungen, ein normales Leben.


Es war Mittag als sie am nächsten Tag das Hotel verließ um sich auf den Weg zum Etihad Tower zu machen. Bevor sie hier, bei diesen traumhaften Temperaturen und der Umgebung, in ein Taxi stieg, müsste viel passieren. Doch was sollte hier groß passieren? Nichts, außer vielleicht ein Regenschauer.

Beinahe am Tower angekommen wurde ihr eine Hand auf den Mund gepresst, in die Seitengase gezerrt und mit ihrem linken Arm auf den Rücken gegen die Wand gedrückt.

„Was machst du hier?", jemand küsste sie in den Nacken und drückte sie dann noch einmal fester, bevor er sie losließ, wütend gegen die Wand, „Wolltest du nicht etwas holen?"

„Ja, hier.", schmerzhaft rieb sie sich das Schulterblatt, als sie sich umdrehte, „Nette Begrüßung. Warte.... wenn du hier bist, kann das nur bedeuten.... Die, nein. Komm schon, das kann nicht.... Danke, danke. Langsam geb ich es auf."

„Bevor ich die Frage bereue.", angespannt drückte er die Hand neben ihrem Kopf an die Wand, „Wo gehst du jetzt hin?"

„In einen der Etihad Tower.", kam es von ihr nur beiläufig, während sie seinen Anzug glatt strich und ihn dann betrachtete, „Steht dir. Warum?"

„Wenigstens eine Sache weniger auf meiner Liste, um die ich mich kümmern muss.", sichtlich erleichtert kratzte er sich am Auge, bevor er sie wieder ansah, „Schau mich nicht so an. Wer von uns beiden hat bei der Schießerei einfach nur zugesehen?"

„Ich.", darauf hob sie den Finger, verzog den Mund zur Seite und schielte nach oben, „Du hast aber schon mitbekommen, dass ich keine Fünf bin? Zumal, dass ich nicht so wehrlos bin, wie du glaubst."

„Hab ich nie etwas anderes behauptet.", grinsend strich er ihr über die Schläfe, bis irgendwas seine aufmerksam erregte, den er sah abrupt zur anderen Straßenseite, „Ich muss los."

„Viel Spaß.", lächelte sie halbherzig, „Oder Glück. Keine Ahnung."

„Wieso guckst du jetzt so, als ob du bereits wüsstest, was passieren wird?", bevor er verschwand, drückte er ihr noch schnell einen Kuss auf die Lippen, „Hast kein Vertrauen?"

Um ehrlich zu sein? Nein. Bislang war alles schief gegangen was nur hätte schief gehen können. Misstrauisch durfte man deswegen doch sein, oder? Da konnte die nächste Katastrophe nicht weit sein.


Es waren nur noch knapp(e) vier Stunden, bis die Soldaten endlich eingepackt wurden und sie nach Hause konnte. Bislang gab es keine Störungen, keine Schießerei nur ein Auto. Auto?! Eine Scheibe zersprang und die Scherben verteilten sich im ganzen Raum. Ein Auto war vom Nachbargebäude, durch die Scheibe geknallt, schlitterte durch die gesamte Halle und durch die Scheibe, auf der anderen Seite nach unten. In ihrem Gesicht regte sich nichts mehr. Rein gar nichts. Mehrere Millionen zerstört in Bruchteil einer Sekunde. Mal ganz abgesehen vom historischen Wert. Einfach so, zerstört. Diese Gebäude, das nebenan und wahrscheinlich auch noch das Emirates Palace Hotel, dazu die Soldaten und dieses Auto. Zurück blieben nur ein Haufen Terrakotta Scherben und der Typ mit Glatze sowie O'Connor auf dem Boden. Damit hatte Shaw es wieder einmal geschafft, auf seine zu vorherige Leistung, (noch mal) einen drauf zugesetzt.

✔Auf den Tag folgt die Nacht ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt