Mein Kuss und deine Geschichte

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Das Hotel »Sunshine Inn« war ein 4-Sterne-Haus in der Innenstadt. Der Nachtportier wusste nicht so recht, was er sagen sollte, als Perry Cox gegen 3 Uhr morgens in der Lobby erschien, nur bekleidet in Jogginghosen, Sweatshirt und einer dünnen Regenjacke, die nackten Füße in weißen Turnschuhen, und nach Jordan Sullivan fragte. Der Mann schien aber sichtlich angeschlagen und ehrlich verzweifelt, also rief er im Zimmer an und konnte, nach einigen wüsten Beschimpfungen der Frau, sein Anliegen loswerden. Fünf Minuten später erschien Jordan, etwas derangiert in der Eingangshalle.

»Perry? Was zum Teufel ist passiert?«, fragte sie und starrte ihren blassen Ex-Mann fragend an.

»K-Können wir woanders hin?«, fragte dieser stockend und warf dem, noch immer sichtlich irritierten, Nachtportier einen schnellen Blick zu. Jordan nickte und zog Perry mit sich in die Bar des Hotels, in der um diese Zeit kein Mensch war. Sie trat hinter den Tresen, goss sich und Cox einen Scotch ein und legte zehn Dollar auf den Tisch. Perry stürzte den Drink hinunter und atmete schwer.

»Also rede, was ist passiert?«

»Ich hab ihn geküsst!«, sagte Cox und sah Jordan an. Diese hob beide Augenbrauen.

»J.D.? Das ist alles? Bei Gott Perry, ich dachte, jemand sei tot!«

»Also ich finde das schon ziemlich ernst!«, gab Cox zu bedenken, trat an den Tresen und holte sich die restliche Flasche Scotch. Aber ehe er zum Trinken ansetzen konnte, hatte Jordan sie ihm entrissen.

»Schluss! Du hast ihn geküsst, na und? Perry Schatz, auch wenn du es nicht hören willst, aber du lie- ... du empfindest etwas für J.D., und zwar etwas, dass weit über Mitleid hinaus geht«, sagte Jordan und beobachtete ihren Ex-Mann genau, welcher noch immer ruhelos auf und ab lief.

»Jordan du verstehst das nicht. I-ich ... e-er hatte wieder eine Panikattacke, ich konnte ihn nicht wecken. Ich wollte ihm eine scheuern, aber d-dann, ich weiß auch nicht es hat mich einfach überfallen. Das hatte ich noch nie, nicht mal bei Marc!«

»Doch ich verstehe es. Hat denn J.D. den Kuss erwidert oder hat er dich weggestoßen?«, Perry sah Jordan eine Weile an, dann setzte er sich wieder.

»Ja, er hat ihn erwidert und es war ... oh mein Gott warum sage ich das? Also es war wirklich okay.«

»Dein Blick sagt mir, dass es mehr als nur okay war. Was hat er denn dazu gesagt?«, wollte Jordan wissen. Bei Perry meldete sich sofort das schlechte Gewissen. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und schwieg.

»Percival Ulysses Cox, du hast ihn doch nicht etwa einfach stehen lassen?«, wütend und zugleich fragend funkelte Jordan ihr Gegenüber an.

»Ich denke doch. Ich war in Panik und verwirrt, was hättest du denn gemacht?«

»Ich wäre sicher nicht abgehauen. Dir ist schon klar, dass der Kleine nicht gerade emotional auf der Höhe ist und nun alleine in deiner Wohnung hockt, die auch diese Gangster kennen?«, nun schien es bei Perry »Klick« zu machen. Er sprang auf.

»D-du hast recht, ich muss zu ihm. Ich, ach verdammt ...«, sagte er und kramte in der Tasche seiner Jacke nach den Autoschlüsseln.

»Ich fahre dich, du bist total durch den Wind«, sagte Jordan und nahm Perry die Schlüssel ab.

Eine Viertelstunde später standen sie vor dem Haus, aber der Oberarzt machte keine Anstalten auszusteigen. Sanft legte ihm Jordan eine Hand auf den Oberschenkel.

»Geh zu ihm. Klärt das!«

»Es wird nicht mehr so sein wie vorher«, sagte Cox matt.

»Nein, aber das ist es schon nicht mehr, seit sein Bruder, tot ist. Perry, manchmal gibt uns das Leben eine Chance, alles anders zu machen. Einfach noch mal von vorne anzufangen. Vielleicht ist J.D. genau diese eine Chance für dich!«, eine Weile sah Cox seine Ex-Frau an, dann nickte er. Er wusste, was sie meinte. Die Sache mit Marc hatte er verbockt, aber nun schien alles ganz anders zu sein.

Mein Licht in dunkler NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt