J.D. saß an der Bushaltestelle und weinte. Er wollte es nicht, wollte nicht weinen um etwas, dass wahrscheinlich nie eine Chance gehabt hatte. Ihm war klar, dass um diese Zeit kein Bus mehr fahren würde, aber was machte das? Bei Perry konnte er nicht bleiben. Er bemerkte das Auto gar nicht. Erst, als sich jemand neben ihn setzte und ihm einen Arm um die Schulter legte, sah er auf. Turk war da, so wie er immer dagewesen war, so wie er ihn damals vor Steven rettete und ihm half, alles zu vergessen.
»Komm, wir gehen«, sagte er und zog J.D. sanft mit sich. Turk nahm den Rucksack und führte seinen besten Freund zum Auto. Er sah noch einmal hoch zur Wohnung und entdeckte Cox am Fenster und erkannte, wie er dankbar nickte. Turk sah ihn einige Augenblicke an, dann schüttelte er resigniert den Kopf, setzte sich in den Wagen und fuhr davon.
Seufzend ließ sich Turk eine gute Stunde später ins Bett neben Carla fallen.
»Und schläft er?«, wollte sie besorgt wissen.
»Mehr oder weniger. Er ist wohl eher vor Erschöpfung eingeschlafen, aber ich denke nicht, dass es lange hält«, sagte Turk und starrte an die Decke.
»Woran denkst du?«, wollte seine Frau wissen.
»Jetzt gerade? Daran, dass ich Cox die Eier abreißen werde!«, sagte er tonlos.
»Turk ...«
»Nein Baby, er hat ihn verletzt, ihm wehgetan, ihn quasi rausgeschmissen, bloß weil wir mit ihnen essen gehen wollten. Er hat ihn die ganze Zeit benutzt!«
»Turk, das hat er nicht!«, sagte Carla streng und setzte sich auf.
»Woher willst du das wissen?«
»Ich kenne Perry schon länger als du. Er muss mal eine Beziehung gehabt haben, aber sie ging auseinander. Damals wusste ich natürlich nicht, dass es um einen Mann ging. Auf jeden Fall war er nach dieser Trennung wie ... wie ausgewechselt, zynischer, unfairer und jähzorniger als heute. Laverne und ich waren die Einzigen, die mit ihm klarkamen und natürlich Jordan.«
»Und?«
»Und ...«, sagte Carla streng, damit Turk ihr nicht ins Wort fiel.
»... dann kam J.D. an die Klinik und Perrys Verhalten war plötzlich ein anderes, auch wenn du mir jetzt nicht glaubst, er begann wieder mehr am Leben teilzunehmen, er war freundlich, interessiert und auch wenn er J.D. und die anderen Assistenten verarscht hat und ihnen einiges an den Kopf warf, so war es doch ein anderer Perry. Überleg doch mal, was sich alles geändert hat, seit er und J.D ... also seit sie so eine Art Beziehung hatten. Hast du Cox je so erlebt?«
»Was willst du mir sagen? Meinst du etwa, Cox hat J.D. geliebt?«, Turk gab ein abfälliges Schnauben von sich.
»Nicht hat«, sagte Carla.
»Tut mir leid, Baby. Ich liebe dich, aber jetzt spinnst du!«
»Meins du wirklich er hätte mich angerufen, um sicherzugehen, dass jemand J.D. abholt, wenn er ihm egal wäre? Oder, dass er sich in quasi Lebensgefahr für ihn begeben würde, ihm 11000 Dollar schenkt, wenn er gar nichts für ihn empfinden würde?«, Turk schwieg eine Weile.
»Okay, aber wenn du recht hast, was ... was machen wir jetzt?«
»Wir machen gar nichts und schlafen erst mal. Morgen fällt mir schon was ein, aber gut ist, dass Cox noch drei Tage Urlaub hat, dann können wir bis dahin J.D. emotional ein bisschen aufbauen«, sagte Carla seufzend, kuschelte sich an Turk und schloss die Augen.
Perry Cox schlief in dieser Nacht nicht. Er versuchte es, versuchte seine Gedanken, sein Herz irgendwie zu beruhigen, aber es gelang ihm nicht. Frustriert stand er in den frühen Morgenstunden auf und kochte Kaffee. Aus lauter Gewohnheit goss er auch eine zweite Tasse ein, ehe ihm einfiel, dass er alleine war. Er setzte sich auf die Couch und zog ein T-Shirt hinter seinem Rücken vor. Es gehörte J.D., er hatte es am Abend zuvor, nach dem Essen ausgezogen. Unwillkürlich lächelte Perry, dann rieb er sich die Augen. Was hatte er nur getan? Er wieder alles kaputtgemacht, dabei wusste er selber gar nicht, was er genau fühlte. Noch hatte er drei Tage frei, drei Tage, in denen er J.D. nicht begegnen musste, aber was war danach? Perry leerte die Tasse Kaffee, zog sich an und griff nach seinen Autoschlüsseln. Er konnte hier nicht bleiben und grübeln, er musste raus, einfach weg.
DU LIEST GERADE
Mein Licht in dunkler Nacht
FanfictionVon einem Tag auf den anderen ändert sich für J.D. alles. Er redet nicht darüber und versucht alles irgendwie alleine zu schaffen, aber da hat er die Rechnung ohne Perry Cox gemacht. Dem Oberarzt ist sein leitender Assistenzarzt längst nicht so egal...