6. Kapitel - Noch 6 Tage

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Miles sitzt auf dem Sofa in seiner Wohnung. Seiner richtigen Wohnung. Die in der Nephilim-Dimension. Er ist gerne hier. Denn hier ist er zu Hause. Hier ist er aufgewachsen. Und das wichtigste von allem: Hier muss er sich nicht verstecken. Muss nicht so tun, als wäre er jemand, der er gar nicht ist. Er spielt ganz gerne Mensch. Und natürlich weiß er den Job als Beschützer der Prinzessin zu schätzen. Aber das ändert nichts daran, dass er einen Teil seiner Selbst verstecken muss. Und auch die Tatsache, dass er nicht ehrlich zu Jamie sein kann, hilft ihm nicht weiter. Miles steht auf. Einfach herumsitzen und warten war noch nie seine Stärke.

Einen Dolch in der Hand balancierend läuft er durch die Wohnung. Es ist eine kleine Wohnung. Es gibt ein kleines Wohnzimmer, eine Küche und ein Badezimmer. Alle Wohnungen in diesem Teil der Nephilim-Dimension sind so. Denn hier leben die AD's. Diejenigen, die im Außendienst arbeiten. Mit der Zeit hat Miles sich die Wohnung jedoch schön eingerichtet. Fotos von ihm und Jamie, aber auch mit anderen Nephilim und mit seinem Bruder hängen an den Wänden. In einer Ecke steht ein großes Schlafsofa und direkt gegenüber ein Fernseher und Miles' DVD-Sammlung. Eine der guten Erfindungen der Menschen. Wobei das auch nicht so ganz richtig ist. Die Grundidee wurde von einem Nephilim in die Welten getragen. Die Menschen haben diese Technik nur verfeinert. In der einen Welt mehr und der anderen weniger. Außerdem hat Miles sich auch sämtliche Lieblingsbücher von Jamie gekauft. Momentan liegen diese noch in Kisten verteilt im Eingangsbereich. Jamie hat hier, in dieser Dimension bereits eine eigene Wohnung. Sie ist doppelt so groß wie Miles' eigene Wohnung. Nur hat Miles es bisher nicht übers Herz gebracht, die Bücher in die Wohnung der Prinzessin zu bringen. Der Gedanke, dass sie diese Wohnung bezieht, jagd ihm Angst ein. Nicht nur, weil er es sich momentan nicht vorstellen kann, seine beste Freundin Kämpfen zu sehen. Sondern auch, weil dann die Prophezeiung in Kraft tritt. In dem Moment, in dem Jamie das erste Mal diese Dimension betritt, wird sich einfach alles ändern.

Miles löst seinen Blick von den Büchern und macht sich auf den Weg in die Küche. Noch immer balanciert er den Dolch auf seinem Handgelenk. Die Waffen waren lange seine Familie und seine Freunde. Denn sie sind seine Gabe. Miles besitzt die Gabe der Waffen. Es ist eine seltene Gabe. Viele Nephilim haben eine natürliche Begabung im Umgang mit Waffen. Aber Miles' Gabe geht darüber hinaus. Er kann bestimmte Waffen erscheinen und wieder verschwinden lassen. Bevor er gelernt hat, damit umzugehen, hat er ständig Schwerter, Dolche, Bögen und Messer auftauchen lassen. Lange hat er sich dagegen gewehrt. Denn er hätte lieber mehr Magische Fähigkeiten gehabt. Von den Runen Fähigkeiten abgesehen, die jeder Nephilim hat. Heute ist er Dankbar für diese Gabe. Sie ist der Grund, weshalb Miles für diesen wichtigen Job ausgewählt wurde.

Miles wirft einen kurzen Blick auf den Dolch. Wie mickrig er aussieht, denkt er sich nur und anstelle des Dolches hat er ein zweischneidiges Schwert in der Hand. Das Gewicht tut ihm gut. Er schleudert es eine Weile herum, wirft es von Hand zu Hand und zerschmettert sogar das Sofa. Wobei zerschmettern das Falsche Wort ist. Das Schwert ist Seraphisch. Es durchtrennt das Möbelstück sauber in Zwei Hälften. Eine kurze Weile genügt ihm diese Beschäftigung. Aber es ändert nichts und der Tatsache, dass Marc schon längst hier sein sollte.

„Wo bleibt er nur?" Miles greift zum Telefon. Es ist ein spezielles Gerät, welches im Innendienst entwickelt wurde. „Interdimensional", wie Sandy es genannt hat. Beim durch scrollen der Nummer landet Miles schließlich bei Marcs Nummer. Es klingelt mehrmals aber es geht niemand dran. Da Miles es nicht länger aushalten kann, geht er ins Vermittlungsbüro, welches später mal von Jamie geleitet werden soll. Momentan ist Gabriel der Chef. Doch er hat die Aufgabe an einen Nephilim abgegeben. Er sagt, dass ihm das zu langweilig ist und er genug damit zu tun hat, Jamie zu beaufsichtigen und die Schutzzauber aufrecht zu halten. Auf den Weg ins Büro trifft er auf Gabriel. Er trägt einen Maßgeschneiderten Anzug und seine schwarzen Haare hat er mit etwas Haargel in Form gebracht. So sieht er immer aus, wenn er zur „Arbeit" geht. Jamie denkt, dass er in einem Schicken Hotel arbeitet. Aber aus einem Grund, den er nicht verraten möchte, muss er hier Sklavenarbeit leisten.

Nephilim - Die PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt