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,,Du bist verwirrt..." riss mich Aslan aus den Gedanken, nachdem ich mich vor ein paar Stunden vom Lager entfernt hatte, um nach zu denken. Natürlich war ich verwirrt... wer wäre nicht verwirrt, wenn er oder sie seit Wochen mit vier anderen Menschen in einem Lager voller Tiere leben würde, die sprechen konnten. Tiere und Wesen, die eigentlich nicht existieren sollten... dürften... wer wäre denn nicht auch verwirrt, wenn ein Löwe mit ihm oder ihr sprechen würde?!

,,Kannst du es mir verübeln?!" fragte ich ihn, und sah ihn an... zugegeben, er war ein wirklich schöner Löwe, aber ich fühlte nicht das, was die anderen zu fühlen schienen, wenn von ihm gesprochen wurde, oder wenn sie mit ihm sprachen.

,,Ich meine... wir sind seit ein paar Wochen in einem Land, dass keiner kennt... in einem Land, dass wahrscheinlich noch nicht mal existieren sollte. In einem Land, in dem Bäume und Pflanzen Informationen weiter geben können... und wo es völlig normal ist mit einem Tier zu sprechen." er lachte etwas, und nickte: ,,Ja, da gebe ich dir Recht. Das kann sicher verwirrend sein." er sah mich für einen Moment lang an, bis er schließlich sagte: ,,Ich habe viel über dich gehört, Muriel Cassiopeia Swan. Du trägst einen alten, keltischen Namen, eine Sternkonstellation und ein Tier in deinem Namen. Aber dennoch wolltest du aus dem Fell der Biber Handschuhe machen."

Feixend stimmte ich zu: ,,Weil die beiden wirklich unglaublich viel reden." er nickte wieder und sah in die Ferne: ,,Warum habe ich Edmund wieder in mein Lager gelesen, nachdem er euch verraten hat?"

,,Sie..." unterbrach ich ihn, denn ich gehörte nicht zu den Pevensies, und Peter machte das jeden Tag nur allzu deutlich, und das erklärte ich ihm auch.

,,Ich habe ihn zurück in mein Lager gelassen, weil die Familie wichtig ist. Er braucht seine Geschwister, und aus diesem Grund habe ich lange mit ihm gesprochen, und ihm versichert, dass ihm nichts geschehen wird... euch allen, denn ihr seid hier bei mir sicher. Ihr alle..." und damit sah er mich wieder an, aber ich war nicht so sicher, ob er damit recht hatte... ich war ja noch nicht einmal sicher, ob man ihm wirklich trauen konnte.

,,Du gehörst zu dieser Familie..." sagte er sanft und ließ mich allein... tat ich das?! Gehörte ich zu dieser Familie?! Kopfschüttelnd lief ich später ins Lager zurück, und trainierte gegen eine Zentauren-Dame mit zwei Schwestern... sie sagte mir, dass ich Talent hätte, und trainierte mich nun schon seit einigen Tagen, und ja... ich hatte mich langsam an dieses Leben hier gewöhnt, auch wenn es hier kein fließend Wasser, Strom, Gas oder Handys gab... ja, die ersten Tage hatte ich tatsächlich mein Handy gesucht, bis ich mitten in der Nacht an einen See kam, der von Dryaden bewohnt wurde, und was ich gesehen habe, war eines der schönsten Dinge, die ich in meinem ganzen Leben zu Gesicht bekam... der Vollmond spiegelte sich auf der Wasseroberfläche, und ließ den See in einem dunkelblauen Licht schimmern... Pflanzen, die um den See herum wuchsen leuchteten in allen möglichen Farben, und das Wasser? Das Wasser war lauwarm, und ich ließ mich überreden hinein zu gehen, was ich schließlich auch tat... sie hielten mich fest, während ich nackt und auf dem Rücken im Wasser trieb... sie wuschen mich, und brachten mich dazu einfach ab zu schalten... in dieser Nacht... während ich im Wasser trieb und zu den Sternen hinauf sah, realisierte ich etwas... ich realisierte, dass ich London nicht vermisste...

Susan und ich verstanden uns einigermaßen... sie war manchmal genauso in Gedanken versunken wie ich, aber im Großen und Ganzen hielten wir uns von einander fern, und ich trainierte die meiste Zeit, und lernte die Sprache...

,,Warum lernst du die Sprache eigentlich?!" fragte mich Peter drei Tage später, als wir zu fünft Abends am Feuer saßen und gegrillten Fisch aßen.

,,Wir sind in einem fremden Land, und 98% von denen hier spricht narnianisch... für sie ist es einfach unsere Sprache zu sprechen, weil es ein magisches Land ist, und die Magie ihnen dabei irgendwie hilft, aber ich bin der Meinung, dass man ihnen ruhig entgegen kommen könnte."

,,Der Meinung bin ich auch, aber die Sprache ist unglaublich komplex." bemerkte Susan und da konnte ich ihr nur zustimmen, denn narnianisch war eigentlich eine Mischung aus Französisch, Latein und einem eigenen Dialekt. Peter sah seine Schwester völlig verwirrt an, und sagte: ,,Susan... wenn das hier vorbei ist... gehen wir wieder nach Hause."

,,Und wie?! Peter, wie willst du wieder nach Hause kommen?! Außerdem braucht Aslan uns. Du hast die Prophezeiung gehört. Wir können sie vernichten... wir können den Winter für immer vernichten."

,,Und wie?!" fragte er, und ich hielt mich raus, während er davon sprach, dass Lucy und Edmund viel zu jung für einen Krieg seien.

,,Das stimmt vielleicht, und ja... Muriel ist wahrscheinlich hier die Älteste, aber ich denke einfach, dass es falsch von uns wäre jetzt zu gehen."

,,Ich versteh dich nicht. Du bist immer so sehr auf Logik bedacht... fast schon versessen, aber das unsere Mutter uns weg geschickt hat, um uns vor unserem Vater zu schützen-"

,,Es ist mir nicht egal!" sagte sie etwas lauter. ,,Außerdem kannst du das nicht vergleichen... ja, er hat Edmund verprügelt, und er wollte mich..." , sie ließ den Satz offen, sah in die Runde, und wir schüttelten alle den Kopf... sie atmete einige Mal tief durch, bis sie mich schließlich ansah, und sagte: ,,Aber in einem Punkt hat er Recht... wir wissen kaum etwas über dich... und ja, es war auch nicht richtig, dich aus zu grenzen."

Schultern zuckend aß ich meinen Fisch weiter und sagte schließlich: ,,Auch wenn es hier vollkommen egal ist, aber ich hab Literatur studiert, zumindest hab ich damit angefangen, ich bin 23 und wurde in Frankreich geboren."

,,Warum bist du der Meinung, dass es hier egal ist?" fragte Edmund und ich deutete auf unsere Umgebung und sagte: ,,Siehst du hier irgendwo eine Stadt?! Hier geht es nicht mehr darum welchen Abschluss du hast, oder was deine Zukunftspläne mal waren... es geht nicht mehr darum, ob du vielleicht Schulden hattest, Streit mit deinen Eltern, oder ob du vielleicht ein Auto hattest, oder der Beste in der Schule warst. Es geht hier ums Überleben." er sah mich nur schweigend an, bis Susan mir erneut zustimmte, und ich fragte mich, ob sie versuchte etwas in mir zu sehen... jemanden, dem sie nacheifern konnte, oder so etwas in der Art...

Diese Frage hatte ich mir letzte Woche schon ein Mal gestellt, als ich sie in meiner Nähe gesehen hatte... ich hatte gesehen, wie sie mich beobachtet hatte, und ich bemerkte auch immer wieder, dass sie meine Meinung häufig teilte, obwohl sie in einer anderen Situation nicht meiner Meinung war... aber vielleicht war es auch nur Zufall.

"No Place like Home..."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt