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Flashback, Jadis PoV

Während sie so da lag, mit dem Dolch im Bauch, sollte es mir eigentlich egal sein... es sollte mir egal sein, dass ihr Blut in den Boden sickerte, aber etwas in mir sagte mir... das ich sie nicht sterben lassen durfte. Ich wusste nicht, ob es die zweite Prophezeiung war, die besagte, dass eine Entscheidung zwei Leben retten konnte.

Aslan konnte damit nicht gemeint sein, denn diese zu groß geratene Katze lag am anderen Ende der Schlucht... zumindest sein Kopf. Ja ich hasste ihn... ich hasste ihn seit Jahrhunderten. Er wollte nie eine Grenze zwischen unseren Seiten, die es unseren Völkern mit der Zeit ermöglicht hätte mit einander zu handeln, und in Frieden neben einander zu leben... er wollte für sich sein, und darüber nachdenken. Nach 200 Jahren hatte ich schon längst aufgegeben... und dann kamen diese... Kinder und sie. Ihr Kampfgeist, und ihre innere Stärke hatten mich von dem Moment an beeindruckt, als sie sich mir entgegen stellte. Natürlich dachte ich erst, dass sie wahrscheinlich lebensmüde sein musste, um mich heraus zu fordern... aber sie war stark... von Wut erfüllt, aber stark.

Natürlich kämpfte sie erneut gegen mich... mit meinen Schwertern, die ich persönlich für sie anfertigte, und sie war verdammt gut. Warum also konnten wir uns nie gegenseitig töten, wenn wir doch die Chance dazu hatten?

Ich verstand es nicht... ich verstand nicht, warum es mir innere Schmerzen verursachte, sie so da liegen zu sehen... ich konnte nicht verstehen, warum ich hoffte... das ihre Kraft ausreichen würde, sich am Leben zu halten... und als ich ihre Hand in meiner hielt, wusste ich, dass der Faden des Lebens, an den sie sich so verzweifelt klammerte... kurz vorm zerreissen war.

Tränen erfüllten meine Augen, und ich hatte seit... Jahrhunderten nicht mehr geweint... ich zitterte und wusste, wenn mich jetzt jemand ansprechen würde, ich würde ihn töten. Doch dann wurde mir eine Flasche ins Blickfeld gehalten, und ich sah zu Lucy auf.

,,Kannst du ihr helfen?" ich nahm die Flasche und erkannte den Saft der Feuerblume ohne ein zweites Mal hinsehen zu müssen, aber ich schüttelte den Kopf: ,,Die Chancen sind gering... es gibt eine Sache, die helfen würde..."

,,Welche?" fragte sie und ich sammelte mich erneut, bevor ich sagte: ,,Sag einem deiner Brüder er soll mein Zepter zerschlagen... ihr wollt mich besiegen... das tut es." sie nickte zögernd, und rannte zu Peter, der sofort davon rannte, um mein Zepter zu suchen, was mir Zeit verschaffte... es war riskant, aber ich musste es versuchen... ich musste es einfach versuchen.

Ich schnitt mir selbst in die Hand, zog den Dolch aus Muriel's Bauch und presste meine Hand auf ihren Bauch, bevor ich ihren Kopf auf mein Knie legte und sie ansah: ,,Bleib bei mir..."

,,Was... tust...?"

,,Einen letzten Zauber... einen allerletzten, und du... du bist es mir wert, Muriel... du bist mir alle Magier Welt wert, es zu versuchen... jeder Zauber... jede Magie hat einen Preis, Muriel... und ich werde ihn zahlen, also bitte... tu mir diesen letzten Gefallen und geh nicht nach Narnia..."

,,Ich... dachte... wir sind-..."

,,Narnia bedeutet in meiner Sprache etwas anderes als in deiner. Hier bedeutet Narnia... Jenseits." und damit schloss ich meine Augen und spürte, wie sie immer schwächer wurde, und öffnete meinen Geist und hoffte sie würde mich erhören... ich hoffte das Orakel, die Sterne... irgendetwas, dass größer und mächtiger war als ich... mich erhören würde: *Erhöre mich... ich bitte nicht, weil sie jung ist... das sind sie alle. Ich flehe dich an weil... weil ich sie liebe. Ich bitte dich um eine zweite Chance... gib ihr eine zweite Chance und nimm mir alles... nimm mir alles, was du dafür willst. Es hat für mich keine Bedeutung. Nicht ohne sie. Sie hat mein Herz berührt... meine Seele... sie darf nicht durch den Schleier nach Narnia. Ich gebe alles für sie... ich gebe mein Leben, meine Magie, meine Seele... alles... ich weiß, dass es auch mit meine Schuld ist, dass Aslan tot ist. Ich weiß, mich trägt auch eine Teilschuld daran, dass dieses Land gespalten war... ich bereue so viel, aber ich fühlte keine Liebe. Ich wollte meinen Seelenverwandten finden, und jetzt... jetzt habe ich sie gefunden... ich flehe dich an, lass es nicht zu spät sein...* unter Tränen sah ich im Augenwinkel, wie Peter mein Zepter erreicht hatte... er sah zu mir, zog sein Schwert und ihr Herz schlug kaum noch...

*Ich liebe dich...* flüsterte ich, schloss die Augen und drückte sie an mich, bevor mich Finsternis umhüllte, und Erinnerungen meinen Geist verließen... ich spürte, wie die Magie mich verließ... ich spürte, wie sich ein Wissen in meinem Kopf bildete, dass ich vorher nicht hatte... ich ließ los, und ließ mich fallen...

"Manchmal hasse ich diese dünnen Wände..." dachte ich, als ich von einem sehr lauten Streit aufwachte, den Muriel wieder mal mit ihrer Freundin hatte... es hatte mich eigentlich noch nie gestört, dass die beiden etwas lauter waren, auch wenn ich nur durch einen übertrieben lauten Orgasmus wusste, dass eine von beiden Muriel hieß, aber so schlimm war es noch nie... besonders nicht am frühen Morgen. Ich setzte mich auf, und lauschte unfreiwillig, aber dennoch stieg die Sorge in mir auf, dass es schlimmer werden könnte, und so zog ich mich schließlich an, und hielt mich in der Nähe meiner Wohnungstür auf. Natürlich hätte ich auch einfach gehen können, aber etwas in mir sagte, dass sie... und ich musste einfach an Muriel denken... vielleicht einen Fehler machen würde, und so verließ ich meine Wohnung, als ich nichts mehr hören konnte, fuhr schnell runter. Vielleicht musste ich auch Ansiedlung denken, weil ich sie zwei Mal direkt hinter einander getroffen hatte, und sie mir ein Gefühl gab, dass ich sie kennen würde...

"No Place like Home..."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt