Zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen war perfekt, doch es rief ein anderes Problem hervor. Vom ersten Moment an, an dem sich Darien und Chiro sahen, merkte man ihnen eine gewisse Feindseligkeit an. Allein wie Darien den Namen des anderen Dämons zischte, ließ darauf deuten, dass es gewisse Spannungen zwischen den beiden gab. Aber eigentlich war es nicht das, was die anderen verwunderte. Sondern der Fakt, dass der zwiespältige Dämon den anderen 'Vater' nannte.
"Moment, was? Chiro ist dein Vater?", fragte Midna sicherheitshalber nach. Die Augen des Dämons verfinsterten sich, er drehte sich um, um seinem vermeindlichen Vater nicht in die Augen blicken zu müssen.
"Ja, leider.", gab er zu und schnaufte. Chiro blieb sichtlich unbeeindruckt von dem Auftreten seines Sohnes, lediglich Suhre wollte etwas tun, doch der Anführer hielt ihn davon ab. Gemeinsam und ohne weitere Komplikationen sollte es weitergehen, doch das nächste Problem tat sich auf, als Mina eine leicht gräuliche Stelle an Dariens Rücken bemerkte, als er sich zum Portal wandte.
"Darien .. kann es sein, dass der Geist dich erwischt hat?", vorsichtig näherte sie sich dem jungen Mann. Dieser jedoch zuckte nur mit den Schultern und lachte, während er sich weiter Richtung Ausgang schleifte.
"Sieht wohl so aus, was?", meinte er scherzend und wies die anderen nun an, endlich durch dieses 'verdammte Portal' zu gehen. Als Chiro an ihm vorbei kam, zischte er leise, ließ ihn aber dennoch passieren und verschwand als Letzter hindurch.
Sie atmeten auf, als sie endlich wieder in ihrer Welt angekommen waren. Nun war die Frage, ob sie so früh wie möglich Dracor holen sollten, doch der Geist machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Mehrere seiner Schergen, riesige Wesen aus Stein, näherten sich den Eindringlingen und versuchten, sie auszumerzen. Mit Suhre und Chiro an ihrer Seite war ihnen der Sieg jedoch gewiss, allein in dem Moment, als Suhre die Augen öffnete und eines der Monster einfach in tausend Teile zerfiel. Sicher konnten sie das Schloss verlassen, aber sie müssten zurück kehren, um den wohl übrig bleibenden Kristall zu holen.
"Wohin nun?", fragte Seyren, derjenige in ihrer Gruppe, der diese Kristalle sehen konnte und somit ein unverzichtbarer Teil des Teams, obwohl nicht alle seine Anwesenheit wirklich wertschätzten. Von einem tapferen Ritter wandelte er sich immer mehr zu einem unausstehlichen, ängstlichen Balg.
"Nun, ich würde sagen, wir-", Vaati wurde unterbrochen, als man die Streitigkeiten zwischen Vater und Sohn mitbekam. Sie bekämpften sich gegenseitig bis aufs Blut, der dritte von ihnen stand nur daneben und beobachtete das Spektakel.
"Wieso gehst du nicht dazwischen?!", brüllte Midna ihn an und er drehte seinen Kopf zu ihr.
"Mein Meister befahl mir, mich in diese Angelegenheit nicht einzumischen.", antwortete er stur und gleichgültig.
"Wir brauchen beide! Lebend!", wandte Midna ein und wollte selber dazwischen gehen, doch Suhre hielt sie auf.
"Dies da vorne geht niemanden etwas an."
"Du Arschgeige hast mich wie ein minderwertiges Stück Dreck behandelt, seit meiner verdammten Geburt!", brüllte Darien seinem Vater entgegen. Beide kämpften auf dieselbe Art und Weise, beide konnten ihren Körper in einem gewissen Maß umformen, sodass ihre Arme, jeweils der Rechte, zu einer Klinge geformt waren. Der eher unerfahrene Kämpfer, der seiner Wut freien Lauf ließ und wie wild auf sein Gegenüber eindreschte, verursachte keinen Schaden. Seine Bewegungen konnten vorausgeahnt werden und es schien eher so, als wöllte er aufgestaute Wut zum Ausdruck bringen, während er mit Beschimpfungen um sich warf. Chiro, der ruhig und gelassen diese hinnahm und lediglich die Angriffe blockte, fühlte sich keineswegs angegriffen und dachte auch nicht daran, diesen Sprüchen irgendwie entgegen zu kommen. Irgendwann würde der Junge müde werden, so dachte er, irgendwann würden seine Kräfte nachlassen. Doch dann kam es anders. "Denk bloß nicht, das wäre alles, was ich kann.", schnaufte Darien und grinste. "Ich kenne deine Schwäche. Ich kenne den Grund, wie Mutter dich dazu brachte, mit ihr zu schlafen." Gebeugt ging er einige Schritte zurück und verwandelte seinen Arm zurück. Seine Augen wurden gelb und um die kleine Pupille darin formten sich mehrere Kreise, die sich zu bewegen schienen. Chiro wich nun mit geweiteten Augen zurück, er wusste genau, was er vor hatte. Darien hingegen lachte hämisch und war sich nun seines Sieges gewiss, als er die größte Schwäche seines Vaters gegen ihn verwendete - Hypnose. "Du kannst dich mir nicht widersetzen.", wiederholte er immer wieder. "Du bist schwach. Gehst in die Knie. Kannst nichts tun. Mir nicht widersetzen." Er näherte sich dem wehrlosen Dämonen und legte eine Hand an seine Stirn. "Willst du wissen, wie es sich anfühlt, misshandelt zu werden? Weggeworfen wie ein Stück Dreck? Nichts wert zu sein, nicht mehr als ein Haufen aus Haut und Knochen, vollkommen unterernährt an ein Schloss gebunden zu werden?! Mehr als tausend Qualen zu durchleiden, die nichts im Vergleich zu dieser verfickten Zwischenwelt eines Befleckten sind?!" Sein Arm wandelte sich wieder zu einer Klinge und man merkte sofort an der Aura, dass der andere Darien seit einer Weile die Führung übernommen hatte. Hass und Wut riefen ihn hervor und überließen ihm die Oberhand, doch erwies es sich als ein fataler Fehler, klein bei zu geben. Er war im Begriff, das Leben des Dämonen zu beenden, dessen Hilfe die anderen noch bedurften. Er schlug auch zu, doch die Klinge erreichte Chiro nicht. Mina war dazwischen gegangen und blockte den Schlag für einen Moment, dann schnitt die Waffe eine tiefe und stark blutende Wunde in ihren Arm hinein. Mit einem unterdrückten Schrei ging das Mädchen zu Boden und wurde im nächsten Moment von den anderen geschützt. Midna brachte sie auf einen Sicherheitsabstand, während Darien langsam den Rückzug antrat, als seine normale Seite wieder die Oberhand gewann.
"Das .. das wollte ich nicht ..", stammelte er. Langsam verwandelte er seinen Arm zurück, als Vaati auf ihn zu ging und ihn beim Kragen packte.
"Hör mir mal zu. Mir ist es scheiß egal, was für Probleme du mit deinem Vater hast. Uns alle geht es nichts an und wenn dir nichts anderes einfällt, als uns alle damit in Gefahr zu bringen, nur weil du deine Gefühle nicht unter Kontrolle hast, dann verpiss dich. Solltest du aber bleiben und jemanden erneut verletzen, dann schwöre ich dir, töte ich dich. Dein verficktes Leben ist mir sowas von egal.", keifte er ihn an und stieß ihn zurück. Für einen kurzen Moment konnte auch Vaati seine dämonische Seite nur schwer unterdrücken, doch er hatte dies immerhin mehr unter Kontrolle als der Mann vor ihm. Mit einem leisen Zischen kehrte er um und ging zu Midna und Mina, während Chiro seinen Platz einnahm und mit voller Wucht und geballter Faust ihm ins Gesicht schlug.
"Lern endlich, was es bedeutet, wirklich gequält zu werden. Du hast da keine Ahnung.", knurrte er. Darien legte die Ohren an und ging auf die Knie. Er bereute es, die Hylianerin verletzt zu haben, nur weil er seine andere Seite nicht unter Kontrolle hatte.
"Beruhigt euch .. Autsch.", meldete sich Mina zu Wort, deren Wunde gerade versorgt wurde. "Ich bin nicht sauer auf ihn. Niemand sollte das sein .."
"Mina, er hat dich schwer verletzt.", wandte Seyren ein, der die Blutung stoppte. Doch nicht nur die um sie herum waren erstaunt, auch die Dämonen zeigten eine derartige Reaktion. Chiro warf ihr einen ungläubigen Blick zu, während Darien sein Glück kaum zu fassen schien, sich aber dennoch weiterhin Vorwürfe machte.
"Ich bin eine Gefahr.", meinte er und trat einen Schritt näher, wurde aber im nächsten Moment von Suhre blockiert. "Und dennoch .. scheinst du keine Angst zu haben. Wieso?"
"Wieso? In solchen Zeiten kann man sich seine Freunde schlecht aussuchen. Außerdem ist mir bewusst, in was für einer Lage du dich befindest und deine Seite alles andere als ein lustiger Geselle ist.", antwortete Mina mit einer kühlen Tonlage. Midna war für kurze Zeit verwundert über Minas erwachsenes Auftreten und sah auch kurz die Königin Hyrules in ihr, die Mutter des Mädchens. Trotz des Schmerzes, der den Arm der Hylianerin taub erscheinen ließ, richtete sie sich auf und stellte sich Darien gegenüber.
"Ich zähle weiterhin auf deine Hilfe." Mit einem Lächeln blickte sie ihm in die Augen, was ihn innerlich brechen ließ. Für kurze Zeit hielt er sich noch oben, bevor er auf die Knie sank und den Kopf hingen ließ.
"Danke", brachte er noch heraus, bevor er sich dafür entschied, eine längere Zeit zu schweigen.