Die Befleckten

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"Nun?", hakte Darien nach und knurrte bedrohlich. Er legte eine Hand an Vaatis Hals und war kurz davor, zu zudrücken, da rissen Mina und Seyren ihn zurück. Der Windddämon blieb erstarrt stehen und bewegte sich nicht von der Stelle.

"Nicht!", quietschte Mina aufgeregt. Der Zwiegespaltene Dämon betrachtete die kleine Frau und hob verwirrt eine Braue. Sie hatte sich eingemischt und ihr schien mehr an diesem Mann zu liegen, als man hätte glauben können. Doch auch der Ritter, ob es nun aus Reflex war oder nicht, schien diesen sinnlosen Mord nicht zu wollen. Langsam kam Darien wieder zu Sinnen, seine ruhige und freundliche Seite gewann wieder die Oberhand.

"Verzeiht ..", sagte er leise, als er sich durch die Haare strich. "Ich kann es nicht fassen, dass ich dem Arsch über den Weg laufe, der dieses Ding beschworen hat. Oder eher, dem Nachfolger dessen."

Die Farbe in Vaatis Gesicht kam langsam zurück und er bewegte sich auch wieder, aber kein Ton kam ihm über die Lippen. Er hatte sich schon im ersten Moment damit abgefunden, sein Leben zu lassen, aber durch Mina und Seyren wurde er verschont. Er blickte die beiden dankend an, seine Angst war immer noch merklich zu sehen. Den Abstand zwischen ihm und Darien verkleinerte er nicht, dafür hatte er doch zu viel Respekt vor diesem Dämonen.


Darien führte die Gruppe durch einige mehr Geheimgänge hindurch, bis zu einem Raum, in dem er es sich erst einmal gemütlich machte. Er wies den anderen an, sich zu setzen, wo sie wollten und erklärte, dass dies sein Gemach sei. Eine kurze Pause würde den Abenteurern sicher nicht schaden, sowieso mussten sie besprechen, was sie nun tun sollten. Eine Möglichkeit, diesen Fluch zu brechen, wäre den Geist des Schlosses zu töten und damit den Zauber aufzulösen. Eine andere Möglichkeit richtete ihr neuer Gefährte ein.

"Es existiert eine Schriftrolle mit einem Zauber. Der sollte dem entgegen wirken können, aber .. naja. Wir müssten einen Spiegel benutzen, der unter Verschluss steht."

"Gibt es irgendwas, was einfach ist?", beschwerte sich Midna und verschränkte die Arme. Wo sie Recht hatte, hatte sie allerdings Recht. Bisher hatten alle Aufgaben irgend einen Haken und nichts wurde ihnen so gesehen 'geschenkt' oder einfach gemacht.

"Wie kann man dieses Siegel lösen?", fragte Seyren genervt. Er hatte sich an eine Wand gelehnt und behielt Darien im Auge, der sich nun ihm zuwandte.

"Mithilfe der Dämonen."

"Na toll. Die sind tot, vergessen?", fragte Midna ihn vollkommen entgeistert. Darien seufzte, fuhr sich kurz durchs Haar und lächelte dann schwach.

"Ich weiß. Sie wurden umgebracht. Aber sie sind befleckte Dämonen."

"Befleckt?" Seyren zeigte sich sichtlich verwirrt, als der Dämon dieses Wort verwendete, um die anderen zu beschreiben.

"Dämonen, die mit menschlichem Blut in Berührung gekommen sind. Sie haben gemordet und ihre Haut wurde von dieser Flüssigkeit benetzt, sodass sie nicht mehr rein sind. Wir waren nicht dafür gedacht, zu morden. Sollten friedlich leben, entgegen der Natur der Dämonen. Doch jeder von uns verstieß gegen dieses Gesetz, jeder hat mindestens einmal einen Unschuldigen getötet."

"Und das bedeutet jetzt genau was? Was bringt uns die Tatsache, dass sie 'befleckt' sind?"

"Ihre Seelen irren noch durch diese Welt." Triumphierend lehnte sich der Mann zurück. "Sie sind noch da, durchleben aber tausend Qualen. Als Befleckter zu sterben ist schlimmer, als sich Messer in den Bauch zu rammen. Die Seele erleidet Schmerzen, an ihr wird gerissen, sie wird zum Limit gebracht und wieder zusammen geflickt. Es geht ewig so weiter, da existiert kein Ende. Außer jemand findet einen passenden Körper und überträgt die Seele hinein. Das wäre die einzige Möglichkeit, sie zu rächen. Aber ein anderer Dämon kann das nicht tun. Ich sehe ihre 'Kristalle' nicht."

"Jetzt kommen auch noch Kristalle ins Spiel", meinte Seyren entrüstet und setzte sich auf den Boden.

"Erinnert ihr euch an die Plätze, wo sie gestorben sind?", fragte nun Darien die anderen. Midna und Vaati fühlten sich natürlich angesprochen, sie waren die einzigen, die bei dieser 'Jagd' dabei waren und die Orte noch ungefähr im Kopf hatten. Die Königin der Schatten nickte und erzählte von den einzelnen Begegnungen. Sie gab auch wieder, wie überrascht sie über die Tatsache war, dass Akane, die Unschuldigste von ihnen, auch eine Befleckte war.

"Passt, das sollte uns helfen. Einer von euch wird die Kristalle sehen. Nur einer, der muss dann immer die Augen offen halten. Wir sollten uns einen Plan machen, die einfachsten zuerst."

Darien stand auf und holte eine Karte von Hyrule. Über die der anderen Welten verfügte er leider nicht, deswegen mussten sie sich vorerst hierauf beschränken. Nach und nach gingen sie die Dämonen durch: Seiycho, Mey, Akane, Karen, Suhre, Chiro und Dracor. So legten sie die Reihenfolge fest und gingen die einzelnen Details durch. Seiycho sollte der einfachste sein, Luna und Ethan hatten sehr viel darüber zu erzählen. An den Rest konnte sich dann Midna schon selber erinnern, sie war zum Glück schon sehr früh auf die anderen gestoßen, sodass es keine großen Schwierigkeiten geben sollte. Der Dämon schrieb alles mit, entgegen einiger Annahmen, man könne letztendlich nicht lesen, was er zu Papier brachte, hatte er eine recht elegante und gut lesbare Handschrift. Er überreichte Midna den Zettel und gab ihr zu verstehen, dass sie hier das Sagen hatte. Der Blick der Königin ging herüber zu Mina, am liebsten würde sie diese nach Hause schicken, doch wusste sie gleichzeitig auch, dass diese sture Prinzessin das nie erlauben würde und an ihnen hinge. Und da hatte die Frau sie lieber im Blickfeld als dass sie sich irgendwo in Gefahr brachte, weil sie ihnen hinterher schlich.

"Na gut.", sprach sie letztendlich. "Dann werden wir als erstes Seiychos Kristall suchen."

"Ich hab das also richtig verstanden.", mischte sich Seyren ein. "Wir suchen die .. Kristalle der Dämonen, die ihr erst getötet habt. Die euch auch töten wollten. Und dann hoffen wir darauf, dass sie sich uns einfach so anschließen und helfen?"

"Das ist der Plan." Darien zuckte mit den Schultern, Seyren tat es ihm daraufhin gleich.

"Klingt zwar Todesmutig, aber was soll's." Er lachte leise. "Wenn wir das nicht versuchen, werden wir wohl alle sterben, was? Also, nicht nur wir, sondern auch ganz Hyrule .. Ach man eh. Wieso kann es nicht einfacher sein?"

Mina lachte leise und klopfte Seyren auf die Schulter, welcher gerade die Ohren hängen ließ. Es sollte wirklich nicht einfach werden, das war jedem in diesem Raum klar. Aber ebenso war es ihnen klar, wenn sie sich diesem Geist nicht stellen würden und versuchten, den Fluch zu brechen, würde diesem Schrecken niemand ein Ende bereiten. Mit einem optimistischen Lächeln schaute sie sich in der Runde um, die Gesichtsausdrücke der anderen zu deuten war dabei aber eine Kunst für sich. Midna schien eher nachdenklich, Darien schien mit sich selber zu kämpfen, mit seiner anderen Seite, die gerade Vaati nur allzu gern einen Kopf kürzer machen würde. Und er? Er saß still in einer Ecke, hatte sich das Gespräch über nicht gemeldet. Er war sich der Schuld bewusst, dass nur durch seinen Vorfahren all das hier passieren konnte. Zwar konnte er eigentlich nicht direkt etwas dafür, aber er gab sich dennoch die Schuld. Gleichzeitig wollte er alles daran setzen, es wieder gut zu machen. Er blickte auf und sah Mina direkt in die Augen, ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Die Hylianerin schaute ihn verwirrt an und wich kurz zurück, bevor sie das Lächeln erwiderte, dabei aber eine leichte rötliche Farbe im Gesicht annahm.

"Wir packen das irgendwie.", gab sie optimistisch von sich. Die Königin der Schatten konnte darüber nur den Kopf schütteln.

"Das heißt aber auch, dass du über deinen Schatten springen musst, meine Liebe.", meinte sie und sprach damit eine Wahrheit aus, die Mina nicht wirklich hören wollte. Mit ihrem bisherigen Können und ihren Ängsten wäre sie der Gruppe ein Klotz am Bein und das wusste sie. Zwar hatte sie eine Waffe, speziell für sie, doch damit umzugehen wusste sie noch nicht vollständig. Ein wenig hatte sie von Seyren gelernt, Magie wollte Vaati ihr beibringen, doch scheiterte sie darin immer wieder. Wenn sie dieser Gruppe nützen wollte, dann musste sie sich verbessern, stetig, und sich auch nicht immer Vorwürfe darüber machen, welche Fehler sie begann.

"Ich schaffe das schon!", meinte sie entschlossen. "Ich bin zwar noch jung .. und habe nicht die Erfahrung. Aber ich will meine Eltern retten. Und Hyrule!" Zufrieden lächelte Midna sie an und gab ihr Einverständnis. Sofern die Prinzessin diese Einstellung nicht verlieren würde, wäre es sicherlich auch kein Problem, sich den Gefahren zu stellen.





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