Der Weg zum Spiegelschloss fühlte sich von der Dauer her länger an, als er es je war. Die junge Prinzessin legte jedoch ein Tempo an den Tag, als wäre sie auf der Flucht. Sie wollte so schnell wie möglich ihre Eltern retten. Jedoch krallte sie sich an den Zügeln ihres Pferdes richtig fest, da sie sich davor fürchtete, herunter zu fallen und sich irgendwas zu tun. Das wollte sie möglichst verhindern, denn sonst würde sich nur noch alles weiter nach hinten verzögern, da sie wusste, wie besorgt vor allem Vaati um sie war. Ein kurzer Blick von ihr huschte zu ihm herüber, seiner war stur gerade aus gerichtet, immer dem Ziel entgegen. Mina seufzte leise und legte die Ohren an, dann jedoch sah sie auch wieder nach vorne und erblickte das Spiegelschloss. Doch etwas hatte sich verändert.
"Es sieht größer aus.", sprach Midna die Gedanken Vaati's aus. Auch ihm war aufgefallen, dass es sich verändert hatte.
"Wie kann das sein?", fragte der junge Mann seine Gefährtin, welche jedoch nur mit den Schultern zucken konnte. Langsam wehrten sich die Pferde dagegen, einen Schritt weiter in diese Richtung zu tun und stellten sich auf die Hinterbeine. Ein kurzer Schreckensschrei entwich der Prinzessin, bevor sie sich an ihrem Pferd festhielt. Sie zitterte am ganzen Körper und brachte es nicht zustande, ihr Tier zum Halten zu bringen. Seyren, der immer in ihrer Nähe war, packte die Zügel und beruhigte das Tier. Ängstlich blickte Mina auf und bedankte sich bei ihrem Retter, der sie nur lächelnd anblickte. Eines war ihnen nach diesem Vorfall klar geworden: Den Rest, so weit er auch war, mussten sie zu Fuß bestreiten. Midna schwang sich als erstes von ihrem Pferd und half der Hylianerin nach unten, die beiden Männer konnten selber absteigen. Vaati strich kurz seinen Umhang glatt, bevor er wieder in die Richtung des Schlosses blickte.
"Es ist auch noch bedrohlicher geworden. Vorher konnte man immerhin mit den Pferden bis vor die Tore ..", murmelte er vor sich hin und wandte sich dann den anderen zu. Mina hatte sich immer noch nicht einbekommen, bestand aber darauf, den Weg fortzusetzen, komme was wolle. Man gab ihr nur mit einem Kopfschütteln nach und bewegte sich weiter in die Richtung ihres Zieles, das noch etwa ein Tag Fußmarsch entfernt war. Dass der Weg auch länger geworden zu sein schien, das traute sich keiner mehr zu sagen, zu seltsame Dinge waren schon passiert. Irgendetwas musste dieses Schloss noch einmal verändert haben, doch eigentlich war der Herr, Ganondorf, bereits von Link besiegt worden. Oder wurde er auch von diesem Schloss getäuscht?Nachdem die Nacht angebrochen war, entschied sich die Gruppe dazu, eine Rast einzulegen. Die Männer sammelten Holz, die Frauen bereiteten das Lager vor. Es war schnell still geworden unter ihnen, lediglich das Knistern des Feuers und das leise Rauschen der Baumwipfel, durch die der Wind wehte, brachten Geräusche unter sie. Mina saß neben ihrer Tante, ihnen gegenüber Vaati und Seyren. Der Winddämon stocherte mit einem Stock im Feuer herum, der Ritterlehrling hingegen schärfte sein Schwert. Seufzend richtete sich letztendlich die junge Hylianerin auf und ging zu ihrem Schlafplatz. Kaum hatte sie sich hingelegt, konnte man auch schon hören, dass sie schlief.
"Sie hat sich innerhalb der Jahre stark verändert ..", flüsterte Vaati leicht abwesend. Seyren blickte zu ihm, ebenso Midna, die einen Mundwinkel leicht nach oben zog.
"Dass dir das auffällt, wie klar war das denn?", neckte sie ihn. Schnaufend blickte der Dämon zu ihr und funkelte sie böse an.
"Ach komm schon", gab sie hinzu. "Man sieht dir an, wie sehr du sie magst. Entgegen der Bitte von Zelda."
"Ich hatte zu der Zeit eingestimmt, weil ich selber dachte, dass ich nicht wachsen würde .. Ich hatte es fast geschafft, zu verdrängen. Dann merk ich, dass ich auf einmal an Größe gewinne. Ich weiß nicht, was los ist, aber .. vielleicht hat mir mein Leben eine Chance gegeben"
Seyren schien eher eifersüchtig auf den jungen Mann zu sein. Er wandte sich zur schlafenden Mina und schwor sich in dem Moment, über sie zu wachen und auf sie auf zu passen. Dieser .. Dämon würde sie niemals auch nur leicht berühren. Auch er hegte etwas tiefere Gefühle für das Mädchen, doch zeigte er nichts dergleichen und blieb ruhig, so wie es ihm sein Vater aufgetragen hatte.
Nach und nach gingen auch die drei endlich schlafen, der nächste Tag würde anstrengend genug werden. Sie fanden eher schlecht Ruhe, wälzten sich hin und her, Mina wachte auch einige male in der Nacht auf und musste sich erkundigen, ob noch alle da sind. Etwas versetzte sie in Angst und Schrecken und sie hatte zudem das Gefühl, das etwas oder jemand bei ihnen in der Nähe war und sie beobachtete. Dieses Gefühl versuchte sie beiseite zu schieben und weiter zu schlafen. Am nächsten Morgen jedoch war sie so müde, dass sie kaum auf kam und die Hilfe von Seyren benötigte, um auf den Beinen stehen zu können. Ohne zu fragen, was los war, ging es weiter. Immer wieder stieß das Mädchen einen nur allzu übertriebenen Gähner aus, doch auch das wurde ignoriert, da sie ja selber so entschieden hatte, weiter zu gehen, komme was wolle. Doch schien der Weg immer länger und länger zu werden.
Nach circa vier Stunden Fußmarsch machten sie eine Pause. Midna versuchte, sich an der Umgebung zu orientieren, aber irgendwie schien sich alles zu verändern. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich verlaufen hatten. Sie sah nicht einmal das Schloss in der Ferne.
"Wir sollten einen Weg zurück suchen, Kleine", meinte sie zu der Prinzessin, die ihr einen entsetzten Blick zuwarf.
"Niemals! Wir sind doch fast da!"
"Eben nicht. Ich habe keine Ahnung, wo wir uns eigentlich befinden."
Ein tiefes Kichern ertönte bei ihnen in der Nähe. Der Ritter unter ihnen zog sein Schwert und auch der Dämon machte sich zum Angriff bereit. Langsam trat eine dunkle Gestalt zwischen den Bäumen hervor, kein Anzeichen von Angst zeigte sich bei ihm. Dunkle Kleidung, zweifarbige Haare und ein Mundschutz mit einer Art X. Er schien darunter breit zu grinsen und legte den Kopf schief.
"Nehmt euch doch zurück. Ich will nur helfen", meinte er leise.
"Helfen?", fragte Seyren ungläubig, ihm das Schwert entgegen haltend. Der Mann ging näher zu ihm und tippte die Klinge an, schob sie dann mit einem Finger beiseite. Dabei verwandelte sich sein Arm ebenfalls zu einer Waffe.
"Wenn ich euch töten wöllte, hätte ich es längst getan."
"Ein Dämon", meinte Midna und kassierte ein Lächeln des Fremden.
"Wie wahr.", sagte er zu ihr und verwandelte seinen Arm zurück. Kurz darauf verbeugte er sich tief vor ihnen. "Wenn ihr gestattet, mein Name ist Darien. Ich bin der achte im Bunde der Dämonen, die einst die Siegel des Schlosses hielten und von der schwarzen Aura dessen verseucht wurden."
"Also willst du uns angreifen?"
Darien lachte laut auf und die Königin des Zwielichts wich zurück. Aus Freundlichkeit nahm er den Mundschutz herunter, entblößte dabei aber auch seinen verunstalteten Kiefer. Verbrannte Haut, an einer Seite sogar eher abgerissen und teilweise verrottet. Seine Zähne waren leicht hindurch zu erkennen. Angewidert versteckte sich Mina hinter ihrem Kindheitsfreund Vaati.
"Ich habe nicht vor, euch anzugreifen. Genauso wenig, wie es die anderen wollten. Mein Vater war das beste Beispiel dafür.", erklärte sich Darien und lächelte. Er war ein netter Mann, jedoch hatte er auch etwas gefährliches an sich. Ob das so schien, weil er ein Dämon war? Die Prinzessin musterte ihn leicht verängstigt. In dem Moment fuhr sich der Dämon über den Kiefer und heilte diese Stelle, kurz bevor er lachte.
"Das war Fake."
"Trug?!", rief ihm die Hylianerin entgegen.
"Genau. Ich wollte nur sehen, wie sehr ich dich entsetzen kann, Kleine. Süß, wenn ich es so sagen darf"
"Darfst du nicht", keiften Seyren und Vaati zugleich, starrten sich dann aber gegenseitig feindselig an. Sie hatten beide gemerkt, was unter ihnen abging und es entstand unterbewusst eine Feindschaft, die womöglich einiges gefähren konnte. Während der Neuling nur verwirrt eine Braue hob, fasste sich Midna an die Stirn und seufzte lauthals.
"Männer ..", meinte sie und zog Mina zu sich. "Also, Darien. Du kannst uns also helfen?"
Erneut ein Lächeln, diesmal aber war es wärmer und nicht so grußelig wie mit seiner gelogenen Verletzung. Er strich sich die Haare aus dem Gesicht und hielt der Königin seine Hand entgegen.
"Ich kenne eure Intentionen. Und außerdem weiß ich, dass ihr meine Freunde zurück bringen könnt. Sie werden euch eine große Hilfe sein."
"Deine Freunde?", mischte sich Vaati ein.
"Die anderen sieben Dämonen, die ihr vor einigen Jahren töten musstet. Durch ihre Befleckung sind sie nicht tot. Und ihr braucht ihre Hilfe, um diesem Schloss auf den Grund zu gehen. Es steckt mehr dahinter, als ihr denkt."
"Was willst du dafür, dass wir dir helfen?", fragte Mina. Erneut blickte Darien mit einem Lächeln zu dem jungen Mädchen. Er ging zu ihr, nahm eine Hand von ihr und plazierte einen Kuss auf den Handrücken.
"Vielleicht ja dich. Wenn ich helfe, könnten es deine Eltern ja gut heißen", meinte er scherzhaft, handelte sich aber sofort Ärger mit den beiden anderen Männern ein. Hochrot zog Mina ihre Hand zurück, während sie den Dämonen perplex anstarrte und Seyren auf diesen los ging. Midna musste die beiden außeinander halten, damit der Hylianer ihm nichts antat.
"Das kann ja heiter werden"
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