Überreste

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Obwohl er dem Tod so nahe war, blieb Sid relativ gelassen. Jedenfalls hatte Hanzo dieses Gefühl.
„Ich werde mich nicht wiederholen“, sagte er. Sid schaute ihm in die Augen.
„Lass uns lieber warten, bis wir in Dressrosa sind. Ich nehme an, dass du auf der Suche nach Shakky bist?“ Hanzo fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte. Jetzt wusste Sid sogar, welches Ziel er hatte. Dabei war sich Hanzo sicher, dass er es ihm gegenüber nie erwähnte. Grund genug, um die Sache sofort zu beenden. Doch kaum hatte sich Hanzo entschieden, hob Sid seine Arme und schleuderte ihn in die Luft, als er gerade die Spitze seines Schwertes nach unten rammte. Sid gelang es noch rechtzeitig, den Kopf nach links zu ziehen. Hanzos Schwert schlug ein gewaltiges Loch in den Holzboden. Sofort holte er nach rechts aus, ohne das Schwert vorher aus dem Boden zu ziehen. Dank dem Haki glitt die Klinge mühelos durch das Holz. Sid hatte jedoch bereits eine Pistole in der Hand. Er sprang wieder zur Seite und feuerte eine Kugel ab, welche sofort stehen blieb, nachdem sie den Lauf verlassen hatte. Als sich Hanzo nach ihm umdrehte, hatte er schon die zweite Kugel abgefeuert. Auch diese verharrte in der Luft. Dennoch griff Hanzo ihn erneut an. Doch Sid wich ihm durch einen Schritt nach rechts aus und feuerte eine dritte Kugel ab. Dann ging er auf Abstand.
„Ich habe dich umzingelt.“, sagte er. „Deine Schwertkunst ist wirklich beeindruckend. Aber das wundert mich nicht, du hast ja auch beim Meister gelernt.“
„Jetzt sag schon endlich, was du von mir willst oder töte mich!“, schrie Hanzo wutentbrannt.
„Ich habe nicht vor dich zu töten. Ich bin hier, weil ich dich beschützen will!“, antwortete Sid. Dabei blickte er Hanzo geradezu flehend in die Augen. „Hör mir bitte zu! Es tut mir Leid, dass ich nicht sofort mit offenen Karten gespielt habe. Das war ein Fehler.“ Hanzo schwieg. „Die Wahrheit ist, dass ich Momonosuke kannte, und zwar schon sehr lange. Vor einigen Jahren erzählte er mir, dass er einen Schüler namens Hanzo hätte. Und letzte Woche…“
„Was ist da passiert?“, fragte Hanzo. Er hatte sich allmählich wieder beruhigt.
„Also, letzte Woche trafen wir uns wieder in der Bar. Da erzählte er mir, dass er eine ganz schlechte Vorahnung hätte und deshalb so schnell wie möglich mit dir zu Shakky reisen wollte.“ Sid machte eine kurze Pause. „Was seine Vorahnung anging, lag er wohl richtig.“
„Und woher kanntet ihr euch? Und wer ist diese Shakky?“, wollte Hanzo wissen.
„Es wäre besser, wenn du wartest, bis wir sie gefunden haben. Dann erfährst du wirklich alles. Einverstanden?“ Hanzo musste an seinen Sensei denken. Und an Shin. „Einverstanden.“, sagte er.

Hanzo und Sid schwiegen sich die restliche Zeit über an. Nach einer halben Stunde erreichten sie die Küste. Die Stadt lag auf einem hohen Gebirge, es gab nur wenige Anlegeplätze. Dennoch war kein einziges anderes Schiff weit und breit in Sicht.
„Lass uns aufbrechen.“, sagte Hanzo. „Oho, dahat es aber jemand eilig!“ erwiderte Sid ihm spöttisch. Hanzo schaute ihn missbilligend an.
„Wir werden ohne Umwege Shakky aufsuchen, damit das klar ist.“ Hanzo war beeindruckt, wie selbstsicher er gerade klang. Auch Sid war erstaunt. „Wer hat dich überhaupt zum Chef ernannt?“ Sie hatten gerade die Klippe bezwungen, welche die Küste von der Stadt trennte, da kam Hanzo ein Gedanke.
„Sid, ich finde, wir sollten das Schiff nicht einfach stehen lassen. Wenn jemand die Leiche von Vasco Shot findet, dann könnte dies Panik auslösen oder Blackbeard höchstpersönlich wird sich auf den Weg hierher machen. Wir sollten keine Risiken eingehen.“
„Keine Panik, ich habe doch vorgesorgt, schon vergessen?“, antwortete Sid ihm, während er drei Finger nach oben hielt.
„Du meinst deine drei Kugeln? Was sollen die schon ausrichten?“, wollte Hanzo wissen. Sid lächelte nur. „Hehe, pass auf.“ Er deutete auf das Schiff. Dann schnippte er mit den Fingern.
Die drei Pistolenkugeln standen sich die ganze Zeit regungslos gegenüber. Doch mit dem Fingerschnippen geschah es. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit rasten alle drei Kugeln unaufhaltsam aufeinander zu, prallten zusammen und zerbarsten durch die unglaubliche Kraft sofort. Dies hatte eine gewaltige Druckwelle zur Folge und das Schiff wurde völlig auseinandergerissen, so auch die Kajüte. Von der Klippe aus konnte Hanzo sehen, wie Vasco Shot, in Fetzen gerissen, durch die Luft flog und seine Überreste schließlich im Meer ihre Ruhe fanden. Er war sichtlich geschockt über diese Zerstörungswut.
"Was ist das für eine Kraft?", rief Hanzo. Sid war bereits vorgelaufen.
"Ich entscheide über das Tempo von allem, was ich berühre, solange es sich in der Luft befindet. Mehr muss ich nicht sagen, oder?"

Alte Backsteinhäuser zierten bereits in der Vergangenheit das Stadtbild von Dressrosa. Das war es zumindest, was Momonosuke Hanzo erzählt hatte. Im Großen und Ganzen hatte sich auch nicht viel geändert. Auf den ersten Blick zumindest. Wenn man genauer hinschaute, konnte man sehen, dass die meisten Häuser leer standen. Moos wucherte überall, Fensterscheiben waren eingeschlagen oder fehlten vollständig und Müll lag auf den Straßen verstreut. Das einzige, was darauf hindeutete, dass hier tatsächlich noch Menschen lebten, waren die zahlreichen Rattenfallen, welche vereinzelt um einige Häuser herum verteilt waren. Hanzo und Sid liefen weiter in die Stadt, doch die Situation schien sich nicht sonderlich zu bessern. Nun sah Hanzo auch die ersten Bewohner durch die Stadt schlendern. Eine sehr alte Frau, mit einem Kopftuch und einer Krücke in der linken Hand. In der Rechten hatte sie einen kleinen Jungen, offenbar ihren Enkel. Seine Kleidung war ihm einige Nummern zu groß und schon mehrmals geflickt wurden. Hanzo konnte auf die kurze Entfernung sehen, dass er humpelte. Im Grunde hätte er auch durch Wa No Kuni laufen können, er sah fast keinen Unterschied. Hier hatte lediglich alles einen etwas größeren Maßstab, als auf seiner Heimatinsel, doch die Situation war dieselbe. Von dem Glamour, den Momonosuke in Erinnerung hatte, war definitiv nichts mehr übrig. Das Land schien sich vom Sturz der Don-Quichotte Familie nie richtig erholt zu haben. Sid betrat mit Hanzo eine Seitengasse. Sie blieben vor einer Mülltonne stehen.
„Wir sind da.“, sagte Sid.
„Ist das gerade dein Ernst?“, wollte Hanzo wissen. Sid öffnete schweigend die Tonne und zog einen Stock heraus. Dann schlug er damit mehrmals auf den Boden der Tonne, bis sich plötzlich eine kleine Luke öffnete.
„Ein Glück, dass du so dünn bist.“ Sid sprang voran in diesen scheinbar endlosen Tunnel. Hanzo zögerte noch ein Moment, folge ihm dann aber. Unten angekommen, dachte Hanzo, er hätte Halluzinationen. Noch nie hatte er etwas derartig schönes gesehen.

Der letzte Samurai - One Piece FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt