Teil 3 - Mordlust

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Der Horizont schimmerte rot im Licht der gerade untergehenden Sonne, welche sich mit Mühe noch über dem Meeresspiegel zu halten schien. Meterhohe Wellen türmten sich auf und prallten kontinuierlich aufeinander, doch obwohl es sehr laut war und auf den ersten Blick völlig chaotisch wirkte, schienen die Wellen mit der Zeit einem gewissen Rhythmus zu folgen. In weiter Ferne zeichnete sich die Silhouette einer hohen Berglandschaft im Nebel ab. Von diesem wunderschönen Anblick bekamen all die Leute im U-Boot jedoch nichts mit.
„Foodvalten ist bereits auf dem Radar zu sehen, wir werden in Kürze eintreffen.", sagte der Kapitän. „Die starken Strömungen haben unsere Ankunft leider etwas hinausgezögert"
„Schon ok, waren ja nur knapp 8 Stunden, scheiß drauf!", schrie Sid, welcher es sich mit einer Flasche Single Malt auf dem Boden gemütlich gemacht hatte. Koneko versuchte, in der Kajüte etwas Schlaf zu finden. „Hm, wo ist eigentlich Hanzo?", fragte er, während er sich erhob. Leicht schwankend stellte er sich dem Kapitän gegenüber und versuchte bedrohlich auszusehen. Der Kapitän hatte jedoch mehr das Gefühl, mit einer Hinterhofkneipe zu reden, die ihm noch dazu den Boden vollsabberte.
„Hanzo hat sich gestern im Behandlungsraum eingesperrt.", erwiderte er. „Er sagte, er braucht etwas Zeit für sich."
„Cool! Ich werde mal schauen, was der Junge so treibt..." Sid machte sich auf den Weg, doch bereits nach wenigen Schritten fiel er zu Boden. Die edle Flasche in seiner Hand zerbrach.
„Was für eine Verschwendung...", dachte der Kapitän, während er den verschütteten Scotch auf dem Boden begutachtete. Doch weder die Scherben, noch die Pfütze schienen Sid zu stören. Er schlief in aller Ruhe seinen Rausch aus.
Im Behandlungsraum war es finster, alle Lampen waren ausgeschalten. Gelegentlich brach etwas Licht durch die Wasseroberfläche, doch mehr als ein schwaches Schimmern durch die Luken war nicht wahrzunehmen. Hanzo saß die ganze Zeit über auf dem Boden, die Augen geschlossen, es war still. Man hätte meinen können, dass Hanzo meditierte, doch der Schein trügte, denn innerlich brodelte er. Ähnlich einem Vulkan, in welchem sich das Magma staut, wartend auf die nächste, noch so kleine Erschütterung, um dann endlich in einer großen Explosion auszubrechen.

Einfach ausbrechen... irgendwie... hat es sich richtig gut angefühlt. Momo meinte immer, es wäre gefährlich, die Kontrolle zu verlieren... So ein Unsinn! Töten, um zu überleben... Töten, nur um zu töten... Man sollte meinen, es gäbe da einen Unterschied... So ein Unsinn! Seit ich denken kann, fühle ich mich leer. Und irgendwie schafft es diese Leere doch, mich zu erdrücken. Nie habe ich mit Absicht getötet, doch wenn ich es tat, dann spürte ich immer für einen kurzen Moment, wie sich die Leere in mir füllte. Selbst wenn es nur Blut war, so gab es mir doch für einen Moment das Gefühl, am Leben zu sein. Ich dachte immer, dieses Gefühl sei Angst. Weil Momo es mir eingeredet hat. Zum Beispiel die Angst, etwas zu verlieren, und wenn es nur mein Leben sei. Aber gestern wusste ich sofort, dass es nicht Angst sein kann. Das habe ich gespürt. Allein der Gedanke, diesem Mann das Leben zu nehmen erfüllte mich für einen kurzen Moment vollständig. Wie soll ich damit umgehen?

„Hey, komm raus! Wir sind da!", schrie Sid und hämmerte wie wild von außen an die Tür.
„Du klingst genervt.", sagte Hanzo, als er den Behandlungsraum verließ. „Und du hast wohl die ganze Zeit gepennt oder was?" Hanzo machte noch vor der Kajüte halt, um nach Koneko zu schauen. „Alles okay bei dir?", fragte er.
„Ja, klar.", sagte sie und schritt durch die Tür. Ihre Haut war erblasst, ihr Blick emotionslos. Sie hatte markante Augenringe. Hanzo und Koneko stiegen durch die Luke nach draußen zu Sid, welcher bereits ein kleines Ruderboot bereit gemacht hatte. Gemeinsam näherten sie sich dem Ufer.

Starke Windböen erfassten den kiesigen Strand von Foodvalten. Ein älterer Herr stand da, den Blick zum Ozean gerichtet. Er hatte sehr lichtes Haar, einen grauen Schnurbart und war in einem farbenfrohen Kimono mit Blumenmuster gekleidet. Ein hölzerner Gehstock stützte den durch das Alter stark gezeichneten Mann. Er lächelte leicht verträumt. Zudem strahlte er eine gewaltige Aura aus. So gewaltig, dass selbst Hanzo sie wahrnahm, obwohl er sein Mantora nie besonders trainiert hatte.
Ist das etwa der Mann, auf dessen Kopf 450 Millionen Berry ausgesetzt sind?!
Diese Aura erfasste nun auch Koneko und Sid, welche den Mann von weitem erkannten. Unwillkürlich hob sich ihre Laune. Als das Wasser nur noch auf Fußhöhe war, stürmte Koneko dem Mann in die Arme. „Ich bin so froh, Sie zu sehen, Tio!", sagte sie zu ihm.
„Du hast eine Menge durchmachen müssen, aber jetzt finden wir wieder einen Weg nach vorne, versprochen." Die Stimme des Mannes hatte eine beruhigende Wirkung auf Koneko. Danach nahm Sid den alten Herrn in die Arme.
„Ich hoffe, ihr habt nicht all zu lange warten müssen, Tio.", sagte Sid. „Schon in Ordnung, ich habe den Sonnenuntergang genossen. Er war wunderschön, aber wem erzähle ich das. Ich bin mir sicher, ihr hattet auch viel Spaß unter Wasser!" Der Mann brach in Gelächter aus, doch keiner schien den Witz so recht verstanden zu haben.
„Hanzo, ich möchte dir Hector Nobunaga vorstellen, du darfst ihn aber auch Tio nennen!", sagte Sid. Er klang ganz euphorisch.
„Lass gut sein.", gab Hector jedoch zurück. „Es ist mir eine Ehre, dich kennen zu lernen, Hanzo. Deine Mutter war eine sehr gute Freundin von mir."
„Freut mich ebenfalls.", lies Hanzo beiläufig fallen.
„Hahaha! Ihren fröhlichen Charakter hast du jedenfalls nicht geerbt." Lachend ging Hector voran und steuerte einen in den Berg geschlagenen Tunnel an. „Wenn wir hier langlaufen, kommen wir in Kürze in einem Kopfgeldjägerlager an. Ein Freund von mir, Mitsuhide, ist einer der führenden Köpfe der Jones-Hunters. Er gewährt uns Unterschlupf und Schutz vor den anderen Kopfgeldjägern. Außerdem sagte er, er hätte noch Informationen, die für uns von Nutzen sein könnten" „Klingt interessant.", sagte Sid. „Ob sie Fuma betreffen?"
„Werden wir sehen, aber vorher wollte er sich noch um einen anderen Auftrag kümmern. Für heute war ein Anschlag geplant, nur die wichtigsten Kommandanten wissen davon. Er wollte mir nicht einmal sagen, wer das Ziel ist. Offenbar eine große Nummer."
Als das Lager direkt vor ihnen lag, blieb Hector plötzlich abrupt stehen. „Seltsam, eigentlich sollte uns Mitsuhide hier empfangen..." Sofort eilte er in Richtung eines der größeren Zelte im Lager. Seinen Gehstock nahm er zum Laufen in die Hand. Hanzo, Koneko und Sid versuchten, mit ihm mitzuhalten. Sie erreichten es gerade noch rechtzeitig, um Zeugen des Kampfes, welcher sich im Inneren des Zeltes abspielte, zu werden. Zwei Schwertkämpfer stießen gerade ihre Klingen aneinander, doch die Person, die mit dem Rücken zu Hanzo und den anderen stand, zog den Kürzeren. Sein Schwert fiel zu Boden. Daraufhin holte der andere zum Schlag aus und schnitt seinem Gegenüber den Arm ab. Blut strömte heraus.
„Nettes Nodashi du Pisser! Aber leider zu langsam für mein Wakizashi, Hahahaha!" Der Verletze versuchte zu antworten, jedoch bekam er nur noch ein schwaches Röcheln heraus, ehe er zu Boden fiel. In diesem Moment erkannten Hanzo und Koneko den Angreifer. Seine Glatze, sowie sein stark tätowierter Oberkörper waren einprägsam und schwer zu verwechseln.
„Verdammt, Tuco!", schrie Koneko. Ihre Augen glühten. Als Tuco die anderen bemerkte, verschwand augenblicklich sein Lächeln.
„Ohh... Scheiße!"

Der letzte Samurai - One Piece FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt