-Kapitel 81-

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Drew

Luna kommt mit schweren Schritten zurück, als sie ihren Kopf leicht anhebt, bin ich die erste Person, die sie anschaut. In meinem Bauch flattert etwas auf, was ich als Schmetterlinge definiere. Jetzt ist keine Zeit dafür auch nicht, um ihr zu sagen, wie großartig ich sie finde. Die Tatsache, dass sie mir noch eine Chance gegeben hat, kann ich noch gar nicht richtig begreifen. Dazu habe ich auch keine Zeit, denn zuerst müssen wir uns um das neue Problem kümmern.

Luna trottet auf mich zu, dann reckt sie das Kinn um mich direkt ansehen zu können. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals und meine Hände beginnen zu schwitzen an, da ich diesen Gesichtsausdruck kenne. Sie möchte antworten und ich bin die Person, die ihr diese liefern soll. Na großartig.

»Lass uns von hier verschwinden.« Sie klingt entschieden, auch wenn ich versuchen würde ihre Meinung zu ändern, würde sie nicht darauf eingehen. Ohne, dass sie sich von ihren Freunden verabschiedet, geht sie an mir vorbei und steuert den Ausgang des Gartens an. Mit etwas Abstand folge ich ihr, mein Verstand spielt verrückt. Das tut er immer, wenn es um Luna geht, aber jetzt ist es schlimmer. Ich weiß, was sie gleich von mir hören will, aber ich weiß nicht, ob ich das tun kann.

Wir gelangen an den Bürgersteig und ohne sich umzuschauen, steuert Luna den Weg nach rechts an. Sie läuft wenige Schritte vor mir, hat ihre Arme vor die Brust verschränkt und wirkt, als weiß sie genau, wohin wir gehen. Die Musik der Party gerät immer weiter in den Hintergrund, wir entfernen uns immer mehr von der Party. Irgendwann hat das Zappeln endlich ein Ende, denn es erscheint eine Bank auf die Luna sich nieder lässt. Neben der Bank steht eine Laterne, die den kleinen Platz beleuchtet. Wir befinden uns mitten in einer teuren Wohngegend, kaum Lichter brennen in den hohen Häusern, die uns umgeben. Vor uns ist die Straße, doch kein Auto ist in Sicht. Es ist ruhig, viel zu ruhig. Zögernd nehme ich neben Luna Platz, die mir viel zu weit entfernt vorkommt. Der magische Moment zwischen uns, als wir uns im Schlafzimmer befanden kommt mir Jahre her vor. Ich bat Cole sie dahin zu schicken, damit ich die Gelegenheit hatte mich mit ihr auszusprechen. Es klappte, nur hätte ich niemals damit gerechnet, dass sie mir tatsächlich zuhören würde. Und schon gar nicht rechnete ich damit, dass sie mir verzeiht. Das sie genau so sehr mit mir zusammen sein möchte wie ich mit ihr.

»Normalerweise würde ich das nicht von dir Verlangen, aber ich glaube, ich möchte die Wahrheit hören. Alles.« Luna klingt nicht ganz überzeugend, es schnürt mir die Kehle zu. Ich war zwar von Anfang an dafür, dass sie die Wahrheit erfährt, aber im Moment möchte ich es nicht. Einerseits möchte ich mich selbst nicht daran erinnern, andererseits will ich sie beschützen. Wenn die Wahrheit einmal draußen ist, kann man sie nicht mehr zurückholen. Die Wahrheit ist hässlich und Luna hat hässliche Sachen nicht verdient.

»Du glaubst?«, wiederhole ich ihre Frage um Zeit zu schinden. Wir schauen uns nicht an, wir blicken nach vorne ins Leere.

»Cole hat mir sozusagen die Erlaubnis erteilt zu erfahren was mir vorenthalten wird. Ich möchte es aus deinem Mund hören, Drew.« Langsam dreht sie sich in meine Richtung, mein ganzer Körper versteift sich. Ihre zierliche Hand landet auf meinem Oberschenkel, etwas Wärme durchfährt mich.

»Was ich damit sagen will ist, dass ich dankbar wäre, wenn du mir alles erzählst.« Sie klingt erstickt, als hätte sie keine Kraft mehr. Seufzend lege ich meine Hand auf ihre und drücke meinen Kiefer zusammen. In Gedanken reise ich zurück an jene Nacht, ich überlege, wo ich anfangen soll. Es vergehen Minuten, bis ich beginne zu erzählen, Luna wartet gespannt ab. Sie hetzt mich nicht und als ich mit der Wahrheit rausrücke, zieht sie ihre Hand nicht von meiner weg.

»Ehrlich gesagt weiß ich nicht recht, wo ich anfangen soll. Alles geschah in jener Nacht, die Nacht, in der ich bei euch eingebrochen bin. Jamie, Cole und ich waren auf einer Party in der Nachbarschaft eingeladen und du kennst uns- natürlich sind wir dorthin gegangen. Es verlief alles völlig normal, bis Cole wütend zu Jamie und mir kam und uns an einen ruhigeren Ort brachte. Er war völlig durcheinander, verdammt, wir hatten viele Drinks. Die Erinnerungen sind nicht klar, was ich dir erzähle sind alle Einzelheiten, an die ich mich noch erinnern kann. Jedenfalls konnten wir Cole einigermaßen beruhigen, dann endlich erzählte er uns von seinem Problem. Zu der Zeit war Joshua mit Gracie zusammen, davon wusstest du. Aber zwischen Cole und Gracie war etwas, wir haben nie darüber gesprochen, aber etwas verband die beiden. Egal wo wir waren. Sie und er zogen sich komischerweise immer an, du hättest ihre Blicke sehen müssen. Cole bekam in dieser Nacht ein Gespräch mit. Anscheinend hat Joshua mit seinen Freunden über das Spiel im Schrank geredet. Das gab es auf dieser Party auch. Joshua verkündete stolz, dass er Gracie an die Wäsche will, da sie zu dem Zeitpunkt noch nicht miteinander geschlafen hatten. Als seine Freunde nachhakten, ob sie damit einverstanden wäre, hätte Joshua nur gelacht. Er meinte es wäre ihm egal ob sie möchte, oder nicht. Sie waren schließlich ein Paar und sie sollte machen was auch immer er verlangte. Jedenfalls hat Joshua das so behauptet.«

»Oh mein Gott«, unterbricht Luna mich schockiert und hält sich mit ihrer freien Hand ihren Mund zu. Ich sehe nicht zu ihr rüber, ich fixiere meine Augen auf die dunkle Straße vor mir, damit ich nicht durcheinanderkomme.

»Cole war wütend. Er dachte, dass Joshua Gracie im Notfall sogar körperlich verletzen könnte. Jamie und ich wollten nicht, dass Cole zu Gracie rennt um ihr alles zu sagen, da er so durcheinander war. Ehrlich, du hättest ihn sehen sollen. Er war völlig fertig, es war, als hätte ihn ein Dämon befallen. Schließlich wollten wir uns Joshua vorknöpfen und ihn konfrontieren, dass einer von uns das Gespräch mitbekommen hat. Als er allein an der Bar stand, bat Cole ihn mit rauszukommen. Wir hatten keinen Kontakt zu ihm, wir kannten uns bloß von den Partys und von der Schule. Erst wehrte er sich dagegen mit uns zu kommen, doch dann gab er nach. Cole führte ihn vor das Haus, an den Straßenrand, damit uns keiner hören konnte. Jamie und ich kamen dazu und sprachen auf ihn ein. Wir sagten ihm, dass er gefälligst die Finger von Frauen lassen soll, die offensichtlich nicht bereit für Dinge waren, auf die er so steht. Er stritt alles ab, bis es beinahe zu einer Prügelei kam. Cole war wütend auf ihn und ich glaube das hatte hauptsächlich damit zu tun, dass es um Gracie ging. Als Joshua brüllte, dass er nun zu ihr gehen wird, schubste Cole ihn an den Schultern zurück, da Joshua auf ihn los gehen wollte. Joshua geriet ins Schwanken und rutschte aus. Sein Kopf landete unglücklicherweise auf der Kante des Bürgersteigs... Auf einmal war ganz viel Blut auf der Straße und wir drei konnten uns nicht mehr bewegen.« Ich stoppe, weil mich die schrecklichen Erinnerungen an den Abend noch bis heute in meinen Träumen verfolgen. Luna entzieht mir ihre Hand, nur um sie auf meine zu legen. Sie umgreift fest meine Finger, ich spüre, wie sie am ganzen Körper zittert.

-Losing Game-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt