Kapitel 10

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Martins Sicht

Mit schmerzendem Kopf wache ich auf. Ich merke, dass ich nicht bei mir zu Hause bin und schaue mich um. Mehr als ein Bett, in dem ich liege, ein kleines Regal und ein Schrank stehen nicht in dem kleinen Zimmer. Es ist etwas chaotisch. Ein paar Klamotten fliegen auf dem Boden herum und in dem Regal stapeln sich Ordner und Bücher.

Langsam setze ich mich auf und die Erinnerungen an gestern Abend kommen nach und nach zurück. Ich war bei Miri im Pure, aber wie bin ich von dort hierhergekommen. Und wo bin ich überhaupt?

Langsam stehe ich auf und öffne die Tür. Ich blicke in einen kleinen, engen Flur. Direkt gegenüber von mir ist die Tür offen und ich sehe tatsächlich Miri an der Küchenzeile stehen und einen Tee trinken.

"Auch schon wach", sagt sie zu mir und lacht mich mit ihrem unglaublichen Lächeln an.

"Wie spät ist es", möchte ich von ihr wissen und gehe ein paar Schritte, um mich in der kleinen Küche auf einen Stuhl zu setzen.

"Gleich halb 2", antwortet sie. "Kaffee?" Ich nicke und stütze meinen Kopf in meine Hände.

Ein Glück ist Dienstag und wir haben kein Training. Es ist Länderspielpause, aber ich bin nicht nominiert worden. Eigentlich findet dann ein normales Mannschaftstraining mit den Spielern statt, die in Frankfurt sind, doch wir haben frei bekommen und ich muss erst morgen wieder beim Training auftauchen. 

"Wie bin ich hierher gekommen?", frage ich weiter, da sich in meinen Kopf immer noch Fragezeichen befinden.

Miri lächelt mich an. "Du weißt, dass du im Pure warst?" Ich nicke.

"Okay, du bist dort eingeschlafen und eigentlich heißt dass, das ich die Security hole und du rausgeschmissen wirst. Ich hatte aber keine Lust auf Stress, habe dich irgendwie aufgeweckt und in ein Taxi gesetzt. Dort bist du wieder eingeschlafen und da ich nicht wusste, wo du wohnst, habe ich dich mit zu mir genommen", erklärt sie mir.

"Danke", sage ich zu ihr und lächle sie an. "Ohne dich hätte ich wahrscheinlich wieder einen schlechten Zeitungsartikel am Bein. Du hast etwas Gut bei mir."

Miri lächelt mich nur an und nippt an ihrem Tee. Auch ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee. Ich schaue mich um. Die Küche ist klein und spärlich eingerichtet. Wie der Rest der Wohnung auch, denke ich mir. Wie können hier noch ein Kind und ihr Freund wohnen, kommt mir plötzlich in den Sinn.

"Wo ist eigentlich dein Sohn?", frage ich nach und bin mir sofort unsicher, ob ich nicht zu weit gegangen bin.

Miri lächelt mich an. "Bei seinem Vater", antwortet sie.

"Also war der Junge wirklich dein Sohn?" Ich gebe zu, dass ich einfach nur aus meinem Bauch heraus gefragt habe. Immerhin hätte es auch ihr Patenkind sein können.

Sie nickt.

"Und der Mann?", frage ich weiter. Ich merke, dass ich noch Alkohol im Blut habe und die Fragen nur so aus mir heraussprudeln. Eigentlich wollte ich diese Sachen auch schon am Freitag fragen, aber Miri hatte nicht den Eindruck gemacht, als hätte sie es mir erzählt. Doch jetzt scheint es sie nicht zu stören, dass ich unverblümt meine Fragen stelle. 

"Das war mein Ex. Der Vater von Leo."  Sie lächelt mich an, was mich ermuntert, mehr Fragen zu stellen.

"Also war das nicht dein Freund?"

"Nein." Miri muss laut lachen und trinkt danach einen Schluck aus ihrer Tasse. "Ich bin single." Ich nicke und erst jetzt wird mir klar, was ich gerade gefragt habe. Sofort schießt mir die Röte ins Gesicht und ich schaue auf den Tisch vor mir.

Rotlicht Liebe - Martin HintereggerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt