>> Kapitel 9 || Harry
Harrys P.o.V.
"Harry! Gemma! Ich bin wieder zu Hause", rief Mom. Ich rannte sofort zu ihr in den Flur, um sie zu begrüßen, aber da stand ein fremder Junge neben ihr.
Ich stand wie angewurzelt da und starrte ihn einfach nur an. Er war wie ein Engel in meinen Augen. Ich musterte ihn von oben nach unten und wieder hoch. Wow...
Er hatte hellblaue Augen, war brünett, etwa so groß wie ich...und mega heiß! Wer ist das nur?
"Louis, das ist mein Sohn Harry; Harry, das ist Louis", stellte uns Mom einander vor. "Hi Harry", lächtelte Louis. Sein Lächeln war...es war perfekt. Und seine Lippen erst!
Jap, er ist eindeutig ein Engel.
"Zieh erstmal deine Schuhe aus", forderte Mom ihn auf, "und stell sie links neben dich hin".
"Harry, er wird erstmal hier bei uns bleiben. Darf er mit in deinem Zimmer schlafen?", fragte Mom an mich gerichtet und ich nickte. "Dann zeig ihm dein Zimmer jetzt, okay? Ich mach in der Zeit Mittagessen".
Ich ging also voran und wartete darauf, dass der Eng...Louis mir folgt. Aber er tat es nicht. Er blieb einfach nur dort stehen.
Meine Mom stand nur daneben und lachte: "Er ist blind, Harry" - "Oops..sorry Louis. Ähm..soll ich dich an die Hand nehmen?", scherzte ich und er sagte ernsthaft "Ja".
Ich nahm seine linke Hand und wow! Er hatte mega weiche Haut! "Achtung, Treppe", warnte ich ihn. Wir liefen in mein Zimmer und ich ließ ihn sich auf mein Bett setzen.
"Also Louis..was machst du hier? Und ähm...warum bist du blind? Also du musst nicht antworten, nur wenn du willst natürlich..", fragte ich und er lächelte leicht.
"Lange Geschichte...alsooo: Im September dieses Jahr war ich mit meiner Mom und ihrem Mann hier im Urlaub. Meinen biologischen Vater hatte ich nie kennengelernt, erst als ich adoptiert wurde und da hatte mir keiner gesagt, dass es mein Vater ist, aber er hatte so komische Andeutungen gemacht.
Er hatte jedenfalls meine Mom damals vergewaltigt, wodurch ich entstanden bin und dann ist er einfach abgehauen. Vor ein paar Monaten hat er meine Familie aber wieder gefunden und wollte mich sehen und sogar das Sorgerecht haben, aber meine Mom wollte das nicht.
Wir waren dann jedenfalls im Urlaub und in der Nacht des 16. Septembers (also in der Nacht vom 15. auf den 16.) sind zwei maskierte Männer in das Hotelzimmer eingebrochen. Eigentlich hatte meine Mom die engegiert, damit sie mich "verschwinden" lassen kann und es für mich aussieht, als ob sie tot wäre, ist sie aber gar nicht.
Jedenfalls hatte sie Karen davon erzählt und die hat es Troy, also meinem leiblichen Vater erzählt und dann haben die sämliche Leute bestochen und manipuliert.
Dann hat Familie Payne, also Karens Familie, mich adoptiert. Die haben sich mir gegenüber ziemlich merkwürdig verhalten und so und Liam, mein Adoptivbruder, wusste irgendwas, aber nicht genug und durfte es mir nicht sagen.
Er hat aber einen Brief an das Polizeirevier hier geschrieben und ich wurde von Anne aus der Schule abgeholt und sie hat mir dann die Wahrheit erzählt..also über Mom, Troy, Karen und so.
Ja, und jetzt sitze ich hier".
Während er erzählte hörte ich gespannt zu. Als er fertig war gab ich ihm erstmal eine kräftige Umarmung, denn er hatte Tränen in den Augen. Er schlung seine Arme ebenfalls um mich.
"Schhh...nicht weinen", versuchte ich ihn zu beruhigen. "A-aber was ist, wenn Troy mich findet? Oder ich Mom nie wieder sehen werde? Oder Liam jetzt stress mit seinen Eltern hat, nur weil er mir helfen wollte?".
"Beruhig dich...ich werde auf dich aufpassen, okay? Auch wenn ich dich erst seit 10 Minuten kenne...es fühlt sich so an, als ob wir uns seit Jaaaahren kennen würden. Du brauchst keine Angst haben, hörst du?", redete ich auf ihn ein.
"Und was, wenn es wieder in der Nacht passiert und du es nicht mitbekommst? Oder dir auch etwas passi..-" - "Dann schlafen wir zusammen in meinem Bett...wir schaffen das irgendwie, ja?".
"Okay...wenn es für dich okay ist", stimmte er mir zu.
"Wie siehst du eigentlich aus, Harry?", fragte er dann wie aus dem Nichts. "Ähm, was?", fragte ich irretiert. "Wie du aussiehst? Blond? Brünett? Kurze Haare? Dick? Schlank? Hast du vielleicht drei Arme?", half er mir auf die Sprünge und musste beim letzten Lachen.
"Ich hab brünette, lockige Haare; grüne Augen; leider nur zwei Arme; nicht grade dick...und ich hab Grübchen", beschrieb ich mich.
"Wenn du so aussiehst, wie ich es mir vorstelle, müssen die Mädchen dir doch zu Füßen liegen, oder?". Mädchen...schwieriges Thema.
"Kann schon sein, aber...ähm...das interessiert mich nicht wirklich", versuchte ich es zu erklären, ohne es aussprechen zu müssen.
Ich kann es einfach nicht. Ich kann nicht einfach ich bin schwul sagen. Es geht nicht. In dieser Gesellschaft verbindet doch fast jeder mit dem Wort schwul etwas schlechtes. Es würde doch auch keiner auf die Idee kommen und sich hinstellen und sagen ich bin unordentlich, schlecht in der Schule und man kann mir nicht vertrauen.
Das trifft zwar nicht auf mich zu, aber es würde keiner sagen, hab ich Recht? Es fühlt sich einfach so an, als würde ich mich damit selbst beleidigen - nicht weil ich homophob bin, sondern einfach weil es eindeutig zu viele Menschen auf dieser abgefuckten Welt gibt, die es sind.
Ich hab überhaupt kein Problem damit, es aufzuschreiben oder zu umschreiben, aber einfach dieses Wort aussprechen...nein, das kann ich nicht.
"Bist du etwa einer dieser Badboys, der mit jeder auf der Schule schon mal was hatte?", harkte Louis ungläubig nach. "Nein, was denkst du nur!? Ich ähm...es...es interessiert mich nicht, weil...ich mich nicht für Mädchen interessiere...verstehst du?", stotterte ich.
Louis schien kurz zu überlegen. "Bist du schwul?", fragte er vorsichig nach. Ich nickte, dann fiel mir jedoch ein, dass er es nicht sehen konnte und bestätigte seine Fragte mit einem leisen "Ja".
"Oh...okay", antwortete er. Ich glaub, er ist nicht schwul. Aber er sieht mega heiß aus. "Ist das schlimm für dich?", fragte ich in der Hoffnung, er würde nein sagen.
Fortsetzung folgt
Schönes Wochenende euch allen :D
[veröffentlicht am 8. Mai]
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Sightless (L.S) ✔
FanfictionSeinen Vater hat er nie kennengelernt, seine Mutter und sein Stiefvater sind bei einem Anschlag auf sie ums Leben gekommen, nur er hatte überlebt. Nun ist er blind und im Waisenhaus. Er vertraut sich nicht jedem an, denn die meisten lachten ihn nur...